Ein Fund von Dino-Fossilien zeigt, dass viele Dinosaurier ein Federkleid hatten. Mit den ersten Federn der Evolutionsgeschichte konnten die Reptilien aber nicht fliegen – das lernten erst die Vögel.

Stuttgart - Die Überreste eines Dinosauriers aus dem Südosten Sibiriens bestätigen einen alten Verdacht von Evolutionsbiologen: Lange bevor Vögel mit Hilfe ihrer Federn fliegen lernten, wärmten Daunen-ähnliche Strukturen die Dinosaurier. Noch heute isolieren solche Federn viele Küken und ausgewachsene Vögel gegen die kühlere Umgebung, bei Säugetieren haben die Haare dieselbe Funktion. Ähnlich wie die Daunen moderner Vögel könnten die Federn dann auch ausgesehen haben, deren Spuren Pascal Godefroit vom Königlich-belgischen Institut für Naturwissenschaften in Brüssel und seine Kollegen in der Fachzeitschrift „Science“ beschreiben.

 

„Das ist ein sehr interessanter Fund“, sagt Daniela Schwarz-Wings, die am Museum für Naturkunde in Berlin vor allem Dinosaurier und Krokodile untersucht. Mit einer Länge von ungefähr 150 Zentimetern war die auf dem Namen Kulindadromeus zabaikalicus getaufte Art eine eher kleiner Dino, der auf zwei kräftigen Beinen unterstützt von einem langen Schwanz vor ungefähr 150 bis 180 Millionen Jahren in Zentralasien unterwegs war. Und das anscheinend in größeren Herden. Jedenfalls fand das internationale Forscherteam gleich ein paar hundert Skelettreste.

Die Zähne zeigen den Forschern, dass die Tiere sich von Pflanzen ernährten. Weidetiere aber hatten damals wie heute in größeren Herden bessere Chancen gegen Raubtiere als Einzelgänger. Interessanter aber ist das Kleid der Dinos: Die Forscher fanden in den Fossilien nicht weniger als drei Typen von Hornschuppen und drei unterschiedliche Strukturen, die Vogelfedern verblüffend ähneln.

Der Schwanz ist mit Hornschuppen bedeckt

So bedeckten genau wie bei vielen heute lebenden Vögeln ähnliche Hornschuppen wie bei Schlangen und Eidechsen die Unterschenkel und die Füße der Dinos. Den langen Schwanz von Kulindadromeus zabaikalicus schützte ein anderer Hornschuppentyp. Dort überlappten sich die Schuppen ähnlich wie Dachziegel und das Organ ähnelte ein wenig einem überdimensionalen Rattenschwanz. An den Oberschenkeln, am Rumpf und auf dem Kopf wuchs diesen Dinos dagegen eine Art Feder aus der Haut, die ein wenig an die Daunen heutiger Vögel erinnert. Damit aber ähnelten die Pflanzenfresser-Dinos ein wenig den Vögeln, die wie die Kiwis in Neuseeland nicht mehr fliegen können: Auch ihr Körper ist von feinen Federn bedeckt, die den Vogel warmhalten. Auf kräftigen, mit Hornschuppen bewehrten Beinen laufen diese Kiwis durch den Regenwald. Abgesehen von der Größe – ein Kiwi ist kaum größer als ein Haushuhn – und dem langen Schnabel fehlt den Vögeln nur noch ein Hornschuppenschwanz, um als Dinosaurier durchzugehen.

Evolutionsbiologen wundern sich darüber kaum, schließlich sind Vögel eine Untergruppe der Dinosaurier, die das Massensterben vor knapp 66 Millionen Jahren überlebt hat. Tatsächlich fanden Forscher seit den 90er Jahren immer wieder Dino-Fossilien mit gut erhaltenen Feder-Strukturen. „Das waren aber jeweils Echsenbecken-Saurier“, erklärt Schwarz-Wings. So nennen die Forscher wegen der an eine Echse erinnernden Struktur des Beckens eine der beiden Dino-Ordnungen. Zu diesen Echsenbecken-Sauriern aber gehören nicht nur große Raubsaurier wie Tyrannosaurus rex und riesige Pflanzenfresser wie Brachiosaurus, sondern eben auch die Vögel. Federn bei dieser Saurier-Ordnung sind daher keine so große Überraschung.

Ganz anders sieht es dagegen bei der zweiten großen Ordnung aus, den Vogelbecken-Sauriern, weil ihr Becken an das gleiche Körperteil von Vögeln erinnert, obwohl beide Gruppen nicht näher miteinander verwandt sind. „Bei dieser Ordnung gab es bisher auch nur einen Fund mit Borsten-ähnlichen Strukturen am Schwanz, aber keinerlei Vogel-ähnlichen Federn“, erklärt Daniela Schwarz-Wings. Genau das ändert der neue Fund in Sibirien. Offensichtlich konnten also alle Dinos Federn haben.

Wahrscheinlich haben die beiden Dino-Ordnungen dieses Gefieder von einem gemeinsamen Vorfahren geerbt, der vor rund 210 Millionen Jahren auf der Erde lebte. Damals wärmten die Federn anscheinend die Dinos, vielleicht dienten sie auch wie bei etlichen Vogelarten als Schmuck, mit dem man einem Partner imponieren konnte. Zum Fliegen aber haben erst die Vögel diese Federn verwendet, die sich vor ungefähr 150 Millionen Jahren aus den gefiederten Dinos entwickelten.