Der Platz der Republik 1 in Berlin ist zwar nur 650 Kilometer entfernt, für Maximilian Mörseburg aber zurzeit unerreichbar. Beim jüngsten Urnengang am 23. Februar hatte sich der Christdemokrat im Wahlkreis Stuttgart II mit 42061 Erststimmen zwar klar den ersten Platz gesichert, das neue Wahlrecht verhinderte aber, dass er sein Mandat verteidigen konnte. Ihm fehlte die nötige Zweitstimmendeckung. Der Wahlkreis ist in der Bundeshauptstadt seitdem mit keinem Abgeordneten mehr vertreten. Fünf Monate nach dem für ihn bitteren Ergebnis hat Mörseburg (33), bekannt gegeben, dass er beruflich eine neue alte Richtung einschlagen wird. Seit September 2024 ist er auch Kreisvorsitzender der CDU.
Künftig in der Kanzlei Gabor Partners
Manche Parlamentarier finden sich nach ihrem Ausscheiden aus dem Bundestag und einer kurzen Abkühlphase in einer Interessenvertretung wieder, die thematisch womöglich nicht weit von ihrer Arbeit im Parlament angesiedelt ist. Er habe für sich relativ bald erkannt, dass das nicht sein Weg sei, sagt Mörseburg. Vor dem Einzug in den Bundestag 2021 hatte er als Anwalt gearbeitet, nun will er die Robe wieder überziehen, als selbstständiger Neuzugang bei der Kanzlei Gabor Partners in Stuttgart, deren Schwerpunkte auf dem Gesellschafts-, Erb- und Informationstechnologierecht liegen. Mörseburg bringe ein „tiefes Verständnis für wirtschaftliche und wirtschaftsrechtliche Zusammenhänge mit“, so Geschäftsführer Roger Gabor, und werde die Praxis daher „weiter stärken“.
Eine Abkehr von der Politik ist der berufliche Neustart für den studierten Unternehmensjuristen Mörseburg keineswegs. Er habe sich „vorerst“ gegen ein politisches Mandat entschieden, sagt er, und schließe nicht aus, in vier Jahren erneut für den Bundestag zu kandidieren. Mörseburg pocht darauf, dass vor dem nächsten Urnengang die Kriterien für eine Wahl erneut verändert werden. „Dieses Wahlrecht muss geändert werden, man wird dabei an einer Vergrößerung der Wahlkreise nicht vorbeikommen“, so der frühere Abgeordnete. Vor der Wahl im Februar war der Bundestag auf 630 Abgeordnete gedeckelt worden, zuvor zählte er als größtes frei gewähltes Parlament 733 Mitglieder. Die Reform war vom Bundesverfassungsgericht mit Ausnahme des Wegfalls der Grundmandatsklausel gebilligt worden. Bei CDU/CSU und der Linken war das neue Wahlrecht auf Ablehnung gestoßen.
Erneute Bewerbung für Kreisvorsitz
Im Herbst will sich Mörseburg als Kreisvorsitzender zur Wiederwahl stellen. „Es ist für mich keine Option, Politik ganz sein zu lassen, aber sie ist jetzt für mich ein Ehrenamt“, sagt er. Die nächste Wahl ist im März 2026 die für den Landtag. Umfragen sehen die Christdemokraten im Aufwind, allerdings ist Stuttgart für die CDU ein besonderes Pflaster, auch wenn die Partei hier wieder mehr als 2000 Mitglieder zähle, so der Kreisvorsitzende. Ziel sei es, im März 2026 Mandate von den Grünen zurückzugewinnen. Diese hatten bei der Wahl 2021 alle vier Wahlkreise erobert. Im Wahlkreis Stuttgart II (Filder) wird der Grüne Spitzenkandidat Cem Özdemir gegen den CDU-Stadtrat Klaus Nopper antreten.