Klaus Kinkel war 1994 dabei, als Nelson Mandela zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gekürt wurde. Der ehemalige deutsche Außenminister sieht im verstorbenen Mandela ein unvergessliches Vorbild.

Politik/Baden-Württemberg: Rainer Pörtner (pö)
Stuttgart – - Klaus Kinkel war 1994 dabei, als Mandela zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gekürt wurde. Jede Begegnung mit dem Friedensnobelpreisträger sei für ihn ein „beglückendes“ Ereignis gewesen.
Herr Kinkel, vor einigen Jahren wurden Sie gebeten, Menschen zu nennen, auf die die Welt nicht verzichten kann. Einer der von Ihnen genannten war Nelson Mandela. Was machte ihn so unverzichtbar?
Mandela war ein im wahrsten Sinne des Wortes beeindruckender Mensch, der die schreckliche Rassentrennung im südlichen Afrika am eigenen Leib – lange Jahre in der Haft auf Robben Island – erlebt hat. Als er frei kam, hat er nicht im Zorn zurückgeblickt, sondern auf eine ungeheuer großmütige, verzeihende Art Menschlichkeit gezeigt. Damit ist er weltweit zu einem unvergesslichen Vorbild geworden.
Das US-Magazin Time hatte ihn zum „Mann des Jahrhunderts“ erklärt. Wenn man nach vergleichbaren geschichtlichen Figuren sucht, fallen sofort die Namen Mahatma Gandhi und Martin Luther King. War Mandela unter ihnen der Größte?
Er ist unter den Genannten mindestens gleichrangig. Mandela war ja ein eher stiller Kämpfer, er hat schon durch sein menschliches Vorbild politisch gewirkt. Und er hatte – anders als die ermordeten Gandhi und King - das Glück, dass er nach der Gefängniszeit als Präsident umsetzen konnte, wofür er zuvor politisch eingetreten war: die Überwindung der Apartheid, einen Versöhnungsprozess zwischen Schwarzen und Weißen, die Demokratisierung seines Landes.
Sie haben Mandela in ihrer Zeit als Außenminister mehrfach getroffen. Wie war er im unmittelbaren Gegenüber?
Er war ein zurückhaltender, ruhiger Mann – mit einer gleichzeitig ungeheuer starken Ausstrahlung. Ein Mann, dem man fast zwingend ehrfürchtig begegnet ist. Ich war 1994 bei seiner Amtseinführung als Präsident dabei als Vertreter der Bundesregierung. Das war äußerst beeindruckend. Ich habe auch die späteren Begegnungen mit ihm als ungeheuer bereichernd empfunden – ich will sogar sagen: als beglückend. Afrika war für mich immer der Kontinent, der die größte Zuneigung braucht. Mandela verkörperte die Veränderung, den Aufbruch dieses Kontinents.