Ex-Bahn-Chef Rüdiger Grube „Ich bin kein Abzocker“

Ex-Bahn-Chef Rüdiger Grube widerspricht Verkehrsminister Andreas Scheuer. Die Kritik an seinem Gehalt sei „unglaublich und völlig falsch“. Er habe sogar jahrelang auf Gehaltserhöhungen verzichtet.
Berlin - Der frühere Bahn-Chef Rüdiger Grube hat Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) nach dessen Kritik an seinem Millionen-Gehalt attackiert. „Das hat mich sprachlos gemacht“, sagte Grube der „Zeit“. „Die Politik hat die Bahn-Vorstands-Verträge doch selbst abgesegnet. Mir kommt die Kritik an meiner Bezahlung sehr scheinheilig vor.“
Scheuer hatte der „Bild“-Zeitung nach Medienberichten über eine Millionen-„Abfindung“ für Grube gesagt: „Wir werden mit dem neuen Aufsichtsratsvorsitzenden künftig darauf achten, dass bei solchen Verträgen Maß und Mitte eingehalten wird.“ Die Bahn ist ein bundeseigener Konzern.
Grube sagte der Zeitung: „Die Vorwürfe gegen mich sind unglaublich und völlig falsch. Ich bin kein Abzocker! Schon allein weil ich weiß, wie sensibel das Thema der Gehälter von Topmanagern ist.“ Deshalb habe er selbst jahrelang freiwillig auf Gehaltserhöhungen verzichtet.
Grube wehrt sich gegen Behauptungen
Es sei falsch, dass er für 30 Tage Arbeit 2,3 Millionen Euro „abgesahnt“ hätte, sagte Grube. Gegen diese Behauptungen wehre er sich gerade juristisch. „Mein Vorstandsgehalt hatte, wie bei allen Bahn-Vorständen, drei Bestandteile: das Fixgehalt. Zweitens einen Bonus, den es nur gab, wenn ich vereinbarte Ziele in einem Jahr erreicht hatte. Und ein sogenanntes Long-Term-Incentive, das sich nach dem Durchschnittsergebnis aus drei Jahren richtete. Dieses Geld hätte ich auch bekommen, wenn ich bei der Deutschen Bahn geblieben wäre.“
Die 2,3 Millionen Euro ergeben sich laut Grube aus den genannten Bausteinen. „Das Geld stand mir aus den Jahren 2014 bis 2016 noch zu, dabei ist auch ein Anteil für meine Altersversorgung. Offiziell bei der Bahn ausgeschieden bin ich zum 31. Juli 2017, weil wir bis dahin noch einiges zu klären hatten.“
Grube äußerte sich auch zu Vorwürfen, er sei nun beratend für den Hersteller von Tunnelbohrmaschinen Herrenknecht tätig. „Herrenknecht hat noch nie einen Auftrag von der Bahn bekommen. Der Bau eines Bahntunnels ist Sache von Bauunternehmen“, sagte der Manager. „Die entscheiden, ob sie sich dafür von Herrenknecht eine Tunnelvortriebsmaschine liefern lassen. In meiner Tätigkeit ein Geschmäckle zu sehen, ist absurd. Das ist, als dürfe eine Firma, für die ich tätig bin, keine Lkw von Daimler kaufen, weil ich mal Daimler-Vorstand war.“
Unsere Empfehlung für Sie

Verkehrsminister legt neues Bahn-Gesetz vor Scheuers Bahn-Pläne enttäuschen
Die Regierung will den Schienenmarkt besser regulieren – aber den Staatskonzern schonen. Konkurrenten vermissen im Entwurf vieles, was die Infrastruktur, den Deutschland-Takt und eine Senkung der Trassenpreise voranbringen könnte.

Tarifverhandlungen mit Lokführern Deutsche Bahn fordert Corona-Tarifpaket
Die Deutsche Bahn sieht sich durch die Coronapandemie in der größten Krise seit ihrer Gründung – und fordert nun die Lokführergewerkschaft GDL mit dem Vorschlag eines „solidarischen Beitrags“ der Beschäftigten heraus.

Andreas Scheuer und die Maut Der Geld-ist-nicht-alles-Mann
Andreas Scheuer tritt an diesem Donnerstag als letzter Zeuge im Untersuchungsausschuss zum Mautdebakel auf. Es prägt die Amtszeit des Verkehrsministers – allen Fördermilliarden zum Trotz.

Bundesregierung senkt Wachstumsprognose Die Wirtschaft bleibt im Krisenmodus
Mit „Wumms“ sollte Deutschland aus der Coronakrise kommen, hatte Finanzminister Olaf Scholz gehofft. Doch die Krise dauert an. Und es fehlt an einem Plan für die Zeit danach, kommentiert Thorsten Knuf.

Fast-Blackout Kroatisches Umspannwerk ist Ursprung
Europa ist am 8. Januar an einem großflächigen Stromausfall vorbeigeschrammt. Nun ist zumindest geklärt, wo das Ereignis seinen Anfang nahm: in einer Umspannanlage im Nordosten Kroatiens. Was aber dort den Fehler auslöste, ist noch ein Rätsel.

Puzzleboom Ravensburger jetzt im Drei-Schicht-Betrieb
Beim Spielehersteller Ravensburger war die Nachfrage im Coronajahr 2020 zeitweise größer als die Kapazitäten. Wie Ravensburger darauf reagiert und mit welchen Produkten der Spielehersteller punkten will.