Moritz und Klaus Grün von der Alten Brennerei haben große Pläne mit dem Gebäude der einstigen Brauerei in Weissach. Vielleicht kann die Marke „Tälesbräu“ sogar weiterleben.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

In den ehemaligen Räumen von Tälesbräu in Weissach tut sich etwas. Zwar steht im Untergeschoss noch die Ausrüstung der kleinen Brauerei, die im Frühjahr 2024 für viele überraschend insolvent ging. Auch im Gastraum darüber sieht es noch fast so aus wie vor der Pleite. Sogar die ein oder andere Flasche mit „Schnätterle“ und Co. steht noch herum. Doch das Gebäude ist an Klaus und Moritz Grün verkauft – und damit bricht ein neues Kapitel an.

 

Der Name der neuen Besitzer ist in der Region kein unbekannter. Das Vater-Sohn-Gespann betreibt die Alte Brennerei, deren Hauptsitz in Backnang liegt. Die Produktpalette umfasst vor allem Liköre, aber auch Brände, Soßen, Essige, Öle und Feinkost. Die Dependance in Weissach wird die nunmehr neunte der Firma mit rund 100 Mitarbeitern. 1999 von Klaus Grün gegründet, wird das Familienunternehmen eines Tages vom jetzigen Juniorchef Moritz Grün weitergeführt.

Alte Brennerei in Weissach – nur wann geht’s los?

Bald kehrt bei Ex-Tälesbräu neues Leben ein. Foto: Weingand

Die nötigen Unterschriften beim Notar sind geleistet, doch in den neuen Räumen richtig loslegen dürfen die beiden erst nach der offiziellen Übergabe. Pläne haben sie derweil schon viele: „Hier entsteht keine typische Verkaufsfiliale, sondern uns schwebt hier eine gläserne Produktion vor“, erklärt Moritz Grün. Nudelherstellung und das Packen von Geschenkkörben, für solche Dinge gehe im Stammsitz in Backnang allmählich der Platz aus.

Gleichzeitig soll das Geschäft aber auch Kunden offenstehen, um zu shoppen und natürlich – wichtiger Teil des Konzepts der Alten Brennerei – Liköre und Co. zu verkosten. „Uns ist wichtig, dass unsere Mitarbeiter Ahnung von den Produkten haben und wissen, wie sie produziert werden“, sagt Klaus Grün. Auch neue Arbeitsplätze werden in Weissach entstehen, er schätze deren Zahl auf zehn bis 15.

Ideal wäre es, sagen die Grüns, wenn sie zum Vorweihnachtsgeschäft dieses Jahres ihren Kunden in Weissach schon etwas anbieten könnten, vermutlich dann in den einstigen Gasträumen im Obergeschoss. Bis das Erdgeschoss von den teilweise riesigen Brauereigeräten befreit ist, dürfte es noch etwas länger dauern.

Möglicherweise gibt es sogar einen Weg, wie Tälesbräu – zumindest auf andere Art – weiterleben kann. Zwar haben die Grüns das zugehörige Brauerei-Equipment nicht mit erworben. „Wir sind ja auch keine Gastronomen und keine Bierbrauer“, betont Moritz Grün. „Aber die Rezepte und all das sind ja nach wie vor vorhanden“, erklärt sein Vater. Regionale Brauereien hätten bereits angefragt, ob sie die Weissacher Sorten brauen dürften – vielleicht wird es die Marke also in Zukunft wiedergeben. Nur in Weissach gebraut, das werden sie nicht.

Verkostungen und Grillabende bei Ex-Tälesbräu in Weissach

Wird es irgendwann wieder Tälesbräu-Biere geben? Foto: Weingand

Vater und Sohn haben großen Respekt vor den Tälesbräu-Machern – trotz der Pleite der kleinen Brauerei. „Man merkt, dass sich da jemand richtig Gedanken gemacht hatte“, sagt Klaus Grün mit Blick auf die professionell eingerichtete Küche, die Brauereiutensilien, Verpackungs- und Flaschenspülmaschinen und alles, was sonst noch dazugehört. „Sie haben vermutlich einfach einen schlechten Zeitpunkt erwischt.“

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.nach-taelesbraeu-aus-nach-einem-jahr-pause-jetzt-hat-das-biergaertle-in-weissach-endlich-wieder-auf.9d662b05-eb5d-4623-a187-e2a3360621d0.html

Eine reguläre Gastronomie, welche die Weissacher jeden Abend besuchen können, wird es in dem Gebäude zwar künftig nicht geben. Aber regelmäßig sollen dort Veranstaltungen stattfinden. In der Alten Brennerei Backnang steigen zum Beispiel regelmäßige Likörverkostungen, Grill- und Racletteabende oder Gintastings. „So etwas schwebt uns auch hier vor“, sagt Moritz Grün. Und angesichts der regen Kultur- und Vereinsszene im Ort können sich die beiden auch Kulturveranstaltungen vorstellen. „Vielleicht werden hier auch manchmal Comedians, Musiker oder Schriftsteller auftreten“, sagt Klaus Grün.

Die zwei fühlen sich in Weissach willkommen. Die Zusammenarbeit mit dem Vorbesitzer der Immobilie und der Gemeindeverwaltung sei gut, betonen beide. Und auch mit Cengiz Odabasi, der seit dem Frühjahr den kleinen Biergarten direkt nebenan weiterführt, klappe die Zusammenarbeit gut, sodass dieser voraussichtlich auch fortbestehen kann. Die Menschen in Weissach und Umgebung dürfen also gespannt sein, was sich in den kommenden Monaten in dem Gebäude neben der ehemaligen Tonwarenfabrik Rombold verändern wird.