Der ehemalige Bundesbankpräsident soll nach der Hauptversammlung im Mai die Nachfolge von Helmut Gottschalk antreten.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Knapp ein Jahr nach seinem Rückzug als Bundesbankpräsident rückt Jens Weidmann wieder ins Rampenlicht: Commerzbank-Chefkontrolleur Helmut Gottschalk hat Weidmann als seinen Nachfolger vorgeschlagen. Der 71-jährige Gottschalk wolle den Vorsitz des Aufsichtsrats nach der Hauptversammlung im Mai niederlegen, teilte die Commerzbank am Samstag mit. Er leitet das Gremium seit April 2021. Weidmanns Berufung in den Aufsichtsrat bedarf der Zustimmung der Hauptversammlung.

 

Ein Jahrzehnt an der Spitze der Bundesbank

Der 54-Jährige hatte im Oktober 2021 überraschend seinen vorzeitigen Rückzug vom Amt des Bundesbankpräsidenten angekündigt; er übergab den Chefsessel zum Jahreswechsel an Joachim Nagel. Weidmann begründete seine Entscheidung damit, „dass mehr als zehn Jahre ein gutes Zeitmaß sind, um ein neues Kapitel aufzuschlagen.“

In einem Brief an die Belegschaft ließ Weidmann damals aber auch Kritik an der Europäischen Zentralbank (EZB) anklingen. „Eine stabilitätsorientierte Geldpolitik wird dauerhaft nur möglich sein, wenn (...) die Geldpolitik ihr enges Mandat achtet und nicht ins Schlepptau der Fiskalpolitik oder der Finanzmärkte gerät“, schrieb er.

Weidmann war eine kritische Stimme im EZB-Rat

Als Mitglied des EZB-Rats hatte Weidmann immer wieder vor den Risiken der über Jahre extrem lockeren Geldpolitik gewarnt. Dass die Teuerungsrate 2022 in die Höhe schießen würde, hatte allerdings auch er nicht erwartet: „Die Inflationsrate wird im laufenden Jahr wohl wieder zurückgehen“, sagte er im Januar bei der Amtsübergabe an Nagel. Das war noch vor dem Krieg in der Ukraine mit seinen dramatischen Folgen für die Energiepreise.

Nagel mahnte am Freitag, die EZB dürfe im Kampf gegen die Inflation nicht nachlassen. Auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde warb für weitere Zinserhöhungen.