Sie wollen sich also nicht mit Stuttgart 21 anfreunden?


Stopp. Es geht mir nicht darum, den Tiefbahnhof kaputtzureden. Wenn aber die Politiker den Mut verlieren sollten, dazu zu stehen, dann möchte ich eine Rückfallebene aufzeigen, damit die Neubaustrecke nicht auch noch unter die Räder kommt.

Der Kopfbahnhof könnte ertüchtigt werden?


Der Kopfbahnhof müsste um einen neuen zweigleisigen Tunnel von und nach Bad Cannstatt für den Nahverkehr ertüchtigt werden. Wer sagt, das sei nicht machbar, aber gleichzeitig den Umbau des Gleisvorfelds durchführt, der hat keine Ahnung von Eisenbahn, oder er mag nicht.

Die Sanierung soll laut Bahn offenbar fast so teuer wie der Neubau sein.


Wenn man nur die reinen Neuinvestitionen betrachtet, ist der Kopfbahnhof sicher deutlich billiger. Tatsache ist aber, dass in den Bahnhof 20 Jahre lang nicht investiert worden ist, das muss man nun in Ordnung bringen. Weil die Bahn die Sanierungsmittel aber nicht auf die hohe Kante gelegt hat, muss sie die Sanierung jetzt in die Kosten für die Beibehaltung des Kopfbahnhofes hineinrechnen. Das erschwert den Vergleich.

Wie beurteilen Sie die Leistungsfähigkeit?


Ich rate beiden Seiten, sich nicht auf Gutachter zu verlassen. Der ertüchtigte Kopfbahnhof ist so leistungsfähig, wenn nicht ein bisschen mehr, wie der Tiefbahnhof. Der hat bekanntlich acht Gleise, zehn wären aber wahrscheinlich vernünftiger.

Der Durchgangsbahnhof wird für den Ausbau der europäischen Magistrale Paris-Bratislava benötigt, sagen die Befürworter von Stuttgart21. Was sagen Sie dazu?


Das sehe ich etwas differenzierter. Die Fahrzeitdifferenzen zwischen beiden Lösungen - Kopfbahnhof oder Durchgangsbahnhof - sind meines Erachtens nicht so gravierend. Es geht um zwei Minuten.