Es dürfte eine späte Genugtuung für die Tausenden Schlecker-Mitarbeiter sein, die ihren Job verloren. Seit Montag sitzt der Drogeriemarktgründer auf der Anklagebank.

Stuttgart - Begleitet von großem Medieninteresse hat am Montag vor dem Stuttgarter Landgericht der Prozess gegen Anton Schlecker begonnen. Der Gründer der gleichnamigen Drogeriemarktkette ist wegen vorsätzlichen Bankrotts angeklagt. Schlecker habe vorsätzlich Bestandteile seines Vermögens, das im Falle einer Insolvenz den Gläubigern zugestanden hätte, beiseite geschafft, so der Hauptvorwurf der Staatsanwaltschaft. Laut Anklage soll Schlecker so Vermögen vor dem Zugriff der Gläubiger geschützt und mehr als 20 Millionen Euro in vielen Einzelbeträgen beiseite geschafft haben.

 

Dabei geht es unter anderem um eine Wohnungsrenovierung seines Sohns Lars Schlecker für etwa 1 Million Euro, eine Reise der Kinder für mehrere Zehntausend Euro sowie Geldgeschenke an vier Enkel in Höhe von insgesamt 800 000 Euro. Der Prozess begann mit der Verlesung der 270 Seiten langen Anklageschrift. Das Gericht hat zunächst 26 Verhandlungstage angesetzt.

Hier geht es zum Interiew mit dem Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz.

Außerdem wirft die Staatsanwaltschaft dem Drogeriemarktgründer vor, den Zustand des Unternehmens im Konzernabschluss falsch dargestellt und vor dem Insolvenzgericht unrichtige Angaben gemacht haben. Mit auf der Anklagebank sitzen seine Frau Christa und seine beiden Kinder Meike und Lars. Bei ihnen geht es um Beihilfe zum Bankrott. Christa Schlecker soll etwa über vermeintliche Beraterverträge Zehntausende Euro erhalten haben.

Schleckers Sohn und Tochter sind als ehemalige Gesellschafter der Logistikgesellschaft LDG außerdem wegen Insolvenzverschleppung und Untreue angeklagt. Sie sollen trotz der drohenden Insolvenz des allein vom Schlecker-Konzern abhängigen Logistikers nicht reagiert haben.

Anton Schlecker und seine Angehörigen äußerte sich vor Prozessbeginn nicht. Sie gelangten durch einen Hintereingang in das Gerichtsgebäude. Im Laufe des ersten Prozesstages soll es aber eine Erklärung der Angeklagten geben.

Europas ehemals größte Drogeriekette Schlecker hatte im Januar 2012 Insolvenz angemeldet. Mehr als 25.000 Menschen in Deutschland und genau so viele im Ausland verloren ihren Arbeitsplatz.