Sepp Blatter würde die Fifa wie ein Diktator führen, schreibt Ex-Fifa-Vize Chung in seinen Memoiren.

Seoul - Der ehemalige Vizepräsident der Fifa, Mong-Joon Chung, hat Sepp Blatter mit heftigen Worten attackiert. Der amtierende Präsident des Fußball-Weltverbandes sei „ein kleiner Quälgeist“, der die Fifa wie ein Diktator führe, schrieb Chung in seinen Memoiren, die vergangene Woche in Südkorea veröffentlicht worden waren. „Präsident Blatter mag fünf Sprachen fließend sprechen, sehr gut mit Worten umgehen und überaus intelligent sein - aber ich denke nicht, dass er ein Gentleman von internationalem Rang ist, er ist eher ein kleiner Quälgeist.“

 

Blatter gebare sich wie ein Diktator

Chung, der 16 Jahre lang Vizepräsident der Fifa war und aktuell Präsident des südkoreanischen Fußballverbandes ist, beschuldigt Blatter darüber hinaus, mithilfe einer übergeordneten Anti-Korruptions-Expertengruppe die Kontrolle über das Fifa-Exekutivkomitee an sich reißen zu wollen. „Blatter versucht, dem Komitee seine Macht und damit seine Kontrollfunktion zu nehmen.“ Das Gebaren des Schweizers erinnere „an die Machenschaften von so vielen Diktatoren der Welt-Geschichte“.

Baltter-Nachfolge: Chung war aussichtsreicher Kandidat

Nach Korruptionsvorwürfen im Zusammenhang mit der Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 nach Russland und 2022 nach Katar kündigte Blatter Reformen an, darunter die von Chung erwähnte Anti-Korruptions-Offensive. Der Südkoreaner kritisiert in seinen Memoiren die Erneuerungs-Bemühungen Blatters, viele seiner Ideen seien „eine Reihe unrealistischer, wilder Vorschläge gewesen, wie zum Beispiel die Überlegung, die Weltmeisterschaft alle zwei Jahre stattfinden zu lassen oder das Tor zu vergrößern, um so mehr Treffer pro Partie zu provozieren.“ Diese Gedankenspiele hätten lediglich „unnötige Spannungen und Verwirrung“ hervorgerufen.

Chung galt als aussichtsreichster Kandidat auf die Nachfolge von Blatter, war aber bereits bei der asiatischen Wahl für die Fifa-Vizepräsidentschaft Anfang des Jahres gescheitert. Blatter wurde am 1. Juni 2011 in seiner Funktion als Präsident des Weltverbandes bestätigt.