Der seit 2009 leer stehende Eiermann-Campus in Stuttgart-Vaihingen hat nach StZ-Informationen einen neuen Besitzer. Der frühere Eigentümer der Villa Berg, Mathias Düsterdick, hat das riesige Areal erworben.

Stuttgart - Zuletzt war der Eiermann-Campus in Vaihingen als Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge im Gespräch: Die Pläne des Staatsministeriums wurden dann aber aus Kostengründen verworfen , die Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude des Architekten Egon Eiermann sei zu teuer, hieß es. Der Projektsteuerer Drees & Sommer hatte dafür bis zu 400 Millionen Euro veranschlagt.

 

Mittlerweile erscheint jedoch die politische Diskussion über die Nutzung der seit Jahren leer stehenden ehemaligen IBM-Zentrale in einem anderen Licht. Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung ist das Gelände nämlich verkauft worden. Der Käufer ist demnach ein im Rathaus nicht unbekannter Investor: die Düsseldorfer Property Development Investors GmbH um Mathias Düsterdick, vormals Eigentümer der Villa Berg und der SWR-Fernsehstudios. Erst vor einigen Wochen hatte die PDI diese Immobilien nach zähen Verhandlungen an die Stadt verkauft, nachdem Düsterdick mit seinen Wohnungsbauplänen gescheitert war und die Stadt Interesse an einem Rückkauf signalisiert hatte (die StZ berichtete mehrfach).

Gläubiger und Investor schweigen sich über den Deal aus

Offenbar scheint die PDI an Eiermann-Gebäuden Geschmack gefunden zu haben: Auch der historische Sendesaal in der Villa Berg wurde nach dem Zweiten Weltkrieg nach den Plänen von Egon Eiermann realisiert. Wie bei Immobiliengeschäften in dieser Größenordnung üblich, halten sich die Beteiligten bedeckt. Über den Kaufpreis wurde nichts bekannt. Die wichtigste Gläubigerbank der in Konkurs gegangenen Firma CB Richard Ellis, der das Areal gehörte – die DG Hyp in Hamburg –, wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Deal äußern. Und auch Mathias Düsterdick reagierte zunächst nicht auf die Bitte um eine Stellungnahme. Somit bleibt vorerst auch offen, welche Pläne der Investor am Rande von Vaihingen verfolgt.

Klar ist bis jetzt lediglich, dass die denkmalgeschützten Bauten erhalten werden sollen. Die frühere IBM-Zentrale ist in einem baulich schlechten Zustand. Seit Herbst 2009 stehen die Gebäude leer, und die Interessenten für das Areal standen in jüngster Vergangenheit nicht gerade Schlange. Die Gäubigerbanken hatten bereits einen Antrag auf Abriss gestellt. Zum April vergangenen Jahres hatte der Insolvenzverwalter das Gebäude aufgegeben, die Stadt hat nur die allernotwendigsten Arbeiten machen lassen, um das Gelände in Schuss zu halten. Das Areal umfasst insgesamt 19,5 Hektar, was etwa der Fläche von 27 Fußballfeldern entspricht. Da ein Teil geschützter Wald ist, stehen aber letztlich nur 14,5 Hektar zur Bebauung zur Verfügung. Die Stadt selbst hatte in einem Kolloquium 2013 schon einmal Ideen für einen Wirtschafts- und Universitätscampus mit Veranstaltungsgebäude entwickeln lassen. Die vorhandenen Parkplätze könnten demnach mit Wohnungen bebaut werden – ein wirtschaftlicher Ausgleich für die teure Sanierung. Laut den damaligen Plänen könnten zwölf Gebäude mit vier bis sieben Geschossen sowie ein Hochhaus mit 15 Etagen entstehen. Das entspräche etwa 500 Wohnungen, die in Stuttgart dringend benötigt werden. Auch über eine Nutzung für studentisches Wohnen war spekuliert worden – der Campus Vaihingen der Uni Stuttgart ist nicht weit entfernt. Wegen des Verkehrslärms ist der Wohnungsbau an dieser Stelle allerdings nicht unproblematisch.

Kaufvertrag über Villa Berg ist noch nicht rechtskräftig

Im Rathaus hofft man, dass sich die Gespräche mit der PDI über die Nutzung des Areals weniger schwierig gestalten als im Fall Villa Berg. Der Vertrag über deren Verkauf ist nach StZ-Recherchen offiziell noch immer nicht besiegelt. PDI hat die erforderliche Löschung einer Grundlast auf dem Gelände bisher nicht vorgenommen – der Vertrag ist folglich nicht rechtskräftig.