Ex-Kapitän des VfB Stuttgart Wie Matthieu Delpierre den VfB-Nachwuchs fit machen will

Matthieu Delpierre bereitet die U 15 des VfB auf ein Spiel vor. Foto: Baumann/Hansjürgen Britsch

Was macht eigentlich Matthieu Delpierre? Der frühere Mannschaftskapitän des VfB Stuttgart arbeitet inzwischen wieder bei seinem Ex-Club. Wir haben uns mit ihm über seine Tätigkeit im Nachwuchsbereich unterhalten.

Stuttgart - 185 Bundesligaspiele hat Matthieu Delpierre (40) in seiner Karriere bestritten. Die meisten davon für den VfB Stuttgart, mit dem er 2007 deutscher Meister wurde. Neben Deutschland hat der Franzose in seiner Heimat sowie in den Niederlanden und in Australien Profifußball gespielt.

 

Man darf also getrost behaupten: Der Mann verfügt über eine gewisse Erfahrung im Fußball. Diese möchte er nun weitergeben – als Trainer im Nachwuchsbereich des VfB Stuttgart. Seit einiger Zeit ist der frühere Profi als hauptamtlicher Athletikcoach für die U-15-Junioren tätig. „Eine spannende Aufgabe, die mir sehr viel Freude bereitet“, wie der frühere Mannschaftskapitän des VfB (2010 bis 2012) erzählt.

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In den Job ist er eher so reingerutscht. Nach seinem Karriereende bei Melbourne Victory im Jahr 2016 absolvierte Delpierre zunächst eine Ausbildung zum Sport- und Gymnastiklehrer. „Ich wollte in Richtung Sporttherapeut und Rehatraining gehen“, erzählt er. Beim VfB erkundigte sich der frühere Abwehrspieler nach einer Hospitation und schnupperte so in den Nachwuchsbereich hinein. Wenig später fragten die Verantwortlichen ihn, ob er nicht voll einsteigen wolle. Seither macht er den Job und versucht, die Heranwachsenden fit für den Erwachsenenfußball zu machen. „Das ist eine sehr herausfordernde Aufgabe. Auch in der Jugend wird der athletische Bereich immer wichtiger“, sagt der 1,93-Meter-Hüne, der noch immer so fit und drahtig wie zu seiner aktiven Zeit daherkommt.

Delpierres Sohn spielt Basketball, die Tochter macht Leichtathletik

Zu seinem Jobprofil gehört mehr, als nur Lauf- und Kräftigungsübungen abzuhalten. Der Ex-Profi ist auch ein wichtiger Ansprechpartner für die jungen Kicker. Ihnen klarzumachen, dass es nicht jeder in der Profibereich schafft, nur weil er in der Jugend das VfB-Trikot trägt, gehört auch zu seinen Aufgaben. Nur etwa zwei Prozent aus den Nachwuchsleistungszentren der großen Vereine können später tatsächlich Geld mit dem Fußballspielen verdienen. Das ist nicht viel. „Deshalb achten wir auch stark darauf, dass niemand die Schule vernachlässigt“, sagt Delpierre. Fußball ist nicht alles, was auch für Familie Delpierre gilt. Sein neunjähriger Sohn spielt Basketball, die zwölfjährige Tochter macht Leichtathletik. Gemeinsam mit seiner Frau, einer Schwäbin, leben die Delpierres in Bad Cannstatt.

Wann startet das nächste Talent durch?

Und doch geht es bei einem Profiverein wie dem VfB letzten Endes darum, so viele Talente wie möglich in den Profibereich zu überführen. Viele Fans fragen sich, wann es endlich so weit ist, dass einer aus dem eigenen Stall in der Mercedes-Benz-Arena aufläuft. Delpierre muss schmunzeln, wenn er diese Frage hört. Schließlich bekommt er sie wie viele andere, die beim VfB arbeiten, häufiger gestellt. Der Franzose antwortet diplomatisch: „Es gibt sehr viele Talente, die das Potenzial haben. Aber der Weg zum Profi ist weit.“ Namen will er schon gleich gar nicht nennen.

Spieler sollen gezielter gefördert werden

Derzeit belegt die von Mischa Leibfarth trainierte U 15 den vierten Platz in der Regionalliga Süd. Doch was heißt das schon? Wenig, wenn man Experten aus dem Fußballnachwuchs glauben will. Viel zu lange sei im deutschen Nachwuchsfußball der Mannschaftserfolg im Vordergrund gestanden. Stattdessen müsse es doch darum gehen, jeden Spieler individuell zu fördern. „Dieser Prozess findet gerade auch statt“, sagt Delpierre. „Wir beschäftigen uns stark mit den Fragen: Was braucht ein Spieler? Welche Förderung ist die richtige?“ Allein darum gehe es doch. Ganz außer Acht lassen dürfe man den Mannschafts- und Wettbewerbsbetrieb deshalb aber nicht, wendet Delpierre ein. Schließlich gelte es auch mit dem Ergebnisdruck frühzeitig umzugehen zu lernen.

Was macht Frankreich in der Ausbildung besser?

Auf die Frage, was sein Heimatland in der Ausbildung besser macht, fällt Delpierre ad hoc keine Antwort ein. Der aus Lille stammende Franzose glaubt, dass eher die Quantität und nicht unbedingt die Qualität im Nachwuchsbereich den Ausschlag dafür gibt, dass Frankreich seit Jahren als Maß aller Dinge gilt. VfB-Sportchef Sven Mislintat und viele seiner Bundesligakollegen bedienen sich selbst gerne in den dortigen Nachwuchszentren. Delpierre sagt: „In großen Zentren wie Paris gibt es einfach eine unglaubliche Fülle an Jungs, die kicken wollen. Ich glaube, in Deutschland ist dieser Wille nicht immer ganz so ausgeprägt vorhanden.“ Nun will er seinen Beitrag leisten, die Lücke zum Nachbarland zu schließen. Wenn auch „nur“ als Athletikcoach. Auf eine richtige Trainerlaufbahn hat er indes keine Lust. Dazu ist Delpierre zu sehr Familienmensch. Und als Spieler hat er eh schon alles erlebt.

In unserer Bildergalerie haben wir die Ex-Kapitäne des VfB Stuttgart zusammengestellt, viel Spaß beim Durchklicken!

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