Am Sonntag wurde Wolfgang Wolf 60 Jahre alt. Die Entwicklung bei seinem Ex-Club Stuttgarter Kickers verfolgt er mit Sorge, und er wäre auch bereit gewesen zu helfen: „Von den Kickers hat sich bisher keiner getraut, bei mir nachzufragen. Am Geld wäre es bestimmt nicht gescheitert“, sagt der ehemalige Spieler, Trainer und Manager.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - Die Stuttgarter Kickers stecken in der Fußball-Regionalliga vor dem Heimspiel an diesem Freitag (19 Uhr) gegen den TSV Steinbach schon wieder im Kampf gegen den Abstieg. Aus den letzten fünf Spielen gab es nur einen Punkt und 6:17 Tore. Wolfgang Wolf verfolgt die Entwicklung mit großer Sorge.

 
Herr Wolf, haben Sie Ihren 60. Geburtstag schön gefeiert?
Ja, es war ein sehr schönes Fest. Wir haben von Samstag auf Sonntag in einem Hotel am Lago Maggiore reingefeiert. Ich dachte, wir machen die Party in Italien, dann kommen nicht so viele, und ich muss nicht so viel zahlen (lacht). Ich bin ja ein halber Schwabe.
Wie viele Gäste kamen denn?
So um die 70, darunter natürlich viele Freunde aus dem Fußball, darunter auch mein alter Kickers-Spezi Ralf Vollmer.
Wie lebt es sich für Sie ohne eine Tätigkeit im Fußballgeschäft?
Ich kann es mir erlauben, nicht mehr im Geschäft zu sein und genieße das Zusammensein mit meiner Frau und meinen Freunden, schaue mir Fußballspiele ohne Druck an. Ich kann jetzt alles das nachholen, wofür ich jahrelang keine Zeit hatte. Nach dem Schicksalsschlag mit dem Tod meines Bruders Arno im Oktober 2013 wollte ich gar nichts mehr machen. Dann kam das Angebot vom 1. FC Nürnbergals sportlicher Leiter. Das hat mit Trainer Rene Weiler zusammen auch ganz gut funktioniert. Als Sportvorstand Martin Bader dann im September 2015 gehen musste, war klar, dass es für mich beim Club auch vorbei war.
Reizt Sie es nicht mehr, im Fußball tätig zu sein?
Das kommt auf das Angebot an. In einem Verein, gemeinsam mit fähigen Leuten etwas aufzubauen, macht einen Riesenspaß. Nur als Trainer möchte ich nicht mehr tätig sein.
Zuletzt haben sie das schnelle Aus von Andries Jonker bei Ihrem Ex-Club VfL Wolfsburg kritisiert.
Wenn nach erst vier Spieltagen der Trainer fliegt, dann gibt einem das schon zu denken. Im bezahlten Fußball ist so viel Geld im Umlauf. Die Hemmschwelle sinkt immer mehr.
Machen Sie ein mögliches Engagement von der Liga abhängig?
Nein, die Rahmenbedingungen müssen einfach passen. Und ins Ausland zieht es mich auch nicht.
Wo haben Sie Ihren Lebensmittelpunkt?
In Bad Dürkheim, in der schönen Pfalz. Da gibt es den Wurstmarkt, das größte Weinfest der Welt. Da ist mehr los, als auf dem Cannstatter Wasen.
Stichwort Stuttgart. Von Ihnen stammt der Satz: „Irgendwann kehre ich zu den Kickers zurück und zahle diesem Verein etwas zurück, weil ich ihm so viel zu verdanken habe“.
Oh, die Kickers, die Entwicklung bei meinen Blauen tut mir im Herzen weh. Hier bin ich groß geworden, als Trainer, Manager. Diesem Verein und seinem damaligen Präsidenten Axel Dünnwald-Metzler, einem väterlichen Freund, habe ich sehr viel zu verdanken. Das war mit die schönste Zeit in meiner Karriere.
Aber Kontakte gibt es keine mehr?
Leider nein. Der einzige der mich auf dem laufenden hält ist Ralf. Ich hänge an den Kickers und war bereit, dem Verein mit meiner Erfahrung, mit meinem Netzwerk zu helfen. Ein schlagkräftiges Team zusammenzustellen, ist nicht einfach. Da braucht es eine Menge Erfahrung, Profis, die sich in der Fußballbranche auskennen. Aber von den Kickers hat sich bisher keiner getraut, bei mir nachzufragen. Am Geld wäre es bestimmt nicht gescheitert.
Wie nah sind Sie noch dran?

Ich bin Woche für Woche unterwegs. Erste Liga, Zweite Liga, dritte Liga – auch viel in der Regionalliga, da mein Sohn Patrick ja beim FC Schweinfurt 05 am Ball ist.