Der geschasste Minister Norbert Röttgen wechselt in den Auswärtigen Ausschuss des Bundestages – aus dem Ex-Minister wird so ein Ersatzmitglied. Vorerst sitzt er in der zweiten Reihe.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Düsseldorf, Berlin - Diplomatisches Gespür hatte Norbert Röttgen in den letzten Tagen seiner Karriere als Umweltminister eher vermissen lassen. Die Kanzlerin musste ihm nach seiner Wahlpleite in Nordrhein-Westfalen mehrfach bedeuten, dass sie sein Verbleiben im Kabinett nicht für hilfreich halte.

 

Nun ist der CDU-Mann seinen Job seit vier Wochen los, hat aber bereits eine Art von politischem Recycling eingeleitet. Röttgen will sich künftig ausgerechnet der Diplomatie widmen. Er wechselt in den Auswärtigen Ausschuss des Bundestags – vorerst allerdings nur als stellvertretendes Mitglied. Dem Vernehmen nach war es Röttgens ausdrücklicher Wunsch, sich in Zukunft globalen Herausforderungen zu widmen. Die Union gestand ihm zu, nach eigenem Gutdünken ein neues parlamentarisches Betätigungsfeld zu wählen. Allerdings musste dazu eine NRW-Kollegin, die Abgeordnete Sabine Weiss, ihren Platz in der zweiten Reihe des renommierten Ausschusses räumen. Die anderen Landesverbände achteten streng darauf, dass keiner der Ihren für Röttgen den Stuhl frei machen musste.

Das Auswärtige Amt ist kein schlechter Platz für Röttgen

Nun muss der Ex-Minister in der Rolle des Ersatzmitglieds so lange ausharren, bis ein anderer Unionist aus dem Gremium ausscheidet. Es ist ungewiss, ob das noch vor der Wahl sein wird. Röttgen ist im Auswärtigen Ausschuss keineswegs fehl am Platze. Er hat sich im vergangenen Jahr mehrfach kompetent zur Europapolitik geäußert.

An seiner neuen Wirkungsstätte wird er auf Schicksalsgenossen treffen, die ähnliche Erfahrungen wie er selbst hinter sich haben. So hat auch die FDP-Frau Birgit Homburger einen Neustart in der Außenpolitik unternommen, nachdem sie 2011 als Fraktionschefin aufgeben musste. Sie wurde aber gleich ordentliches und nicht nur stellvertretendes Ausschussmitglied. Dem Gremium gehören weitere Ex-Minister an: der CSU-Mann Michael Glos, der kurzfristig mit dem Wirtschaftsressort betraut war, und die ehemalige Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD). Sie war bis 2005 auch stellvertretende Vorsitzende ihrer Partei. Diesen Posten hat Röttgen in der CDU noch inne. Er wird ihn im Herbst ähnlich widerstrebend räumen müssen wie ehedem die „rote Heidi“.