Ex-Ministerpräsident Mappus verlässt die Politik. Ende August soll er beim Pharmakonzern Merck eine Führungsposition im Ausland übernehmen.

Darmstadt/Stuttgart - Gut vier Monate nach seiner Abwahl hat Baden-Württembergs ehemaliger Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) seinen Wechsel in die Wirtschaft verkündet. Der CDU-Politiker arbeitet vom 1. September an für den Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck. Dies gab der 45-Jährige am Donnerstag in Pforzheim bekannt. „Mappus wird eine Führungsfunktion im Ausland übernehmen“, bestätigte ein Sprecher des Unternehmens. Wo genau, ist noch unklar. Sein Landtagsmandat will Mappus Ende August nach 15 Jahren niederlegen.

 

Mappus ist Diplom-Ökonom und hatte früher für Siemens Telefone vertrieben. Das Arbeitsverhältnis ruhte zuletzt ohne Bezahlung. Bei der Landtagswahl Ende März verlor Schwarz-Gelb im Südwesten die Mehrheit. Die CDU musste nach 58 Jahren an der Macht trotz eines Resultats von 39 Prozent in die Opposition. Mappus war als Regierungschef lautstark für längere Atom-Laufzeiten eingetreten, was sich nach der nuklearen Katastrophe im japanischen Fukushima zwei Wochen vor der Wahl rächte.

Amerika oder Südostasien

Der gebürtige Pforzheimer zog nach dem Verlust seines „Traumjobs“ die Konsequenzen aus dem Wahlergebnis und nahm auf den hinteren Bänken im Landtag Platz. Dass er am liebsten so schnell wie möglich in die Wirtschaft wechseln würde, daraus hatte Mappus keinen Hehl gemacht. Vor knapp zwei Wochen gab er den CDU-Landesvorsitz an seinen ehemaligen Generalsekretär Thomas Strobl ab.

Dann bestätigte Merck-Chef Karl-Ludwig Kley am Mittwoch vergangener Woche erstmals öffentlich, „dass wir mit Herrn Mappus im Gespräch sind“. Nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung übernimmt Mappus bei Merck eine Führungsaufgabe in Amerika oder Südostasien. Vor kurzem hatte bereits Hessens Ex-Ministerpräsident Roland Koch (CDU) einen Posten in der Wirtschaft ergattert: Seit 1. Juli ist er Vorstandschef des Mannheimer Baukonzerns Bilfinger Berger.

Engeser rückt nach

Für Mappus rückt die Zweitkandidatin Marianne Engeser in den Landtag nach, die seit zwölf Jahren im Pforzheimer Gemeinderat ist.

SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Ich wünsche ihm mehr Erfolg als in der Landesregierung.“ An Mappus' raschen Wechsel in die Industrie gebe es nichts zu bemängeln. „In der Politik ist er gescheitert. Sein Übergangsgeld ist begrenzt. Ich habe kein Problem damit.“ Eine politische Blitzkarriere findet damit zumindest vorläufig ein Ende: Im Jahr 1998 hatte der damalige Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) den Abgeordneten Mappus zum politischen Staatssekretär im Umwelt- und Verkehrsministerium berufen. 2005 wurde er Ressortchef, kurz danach wechselte er auf den Posten des Fraktionsvorsitzenden im Landtag. Dort entwickelte sich der eher konservative Mappus zum Gegenspieler des neuen Ministerpräsidenten Günther Oettinger.

Nach einem Einbruch der Südwest-CDU bei der Bundestagswahl nominierte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den auch in den eigenen Reihen umstrittenen Oettinger als EU-Kommissar. Anfang Februar 2010 übernahm der neue CDU-Landesvorsitzende Mappus auch das Amt des Regierungschefs in Stuttgart.

Als "Rambo" am Pranger

Im heißen „Stuttgart-21-Herbst“ bot Mappus zunächst zehntausenden Gegnern des Milliarden-Bahnprojekts die Stirn. Doch nach dem Einsatz von Wasserwerfern gegen Demonstranten stand er plötzlich bundesweit als „Rambo“ am Pranger. Er zeigte sich zerknirscht und machte Ex-CDU-Generalsekretär Heiner Geißler zum Schlichter.

Der CDU-Kreischef und Bundestagsabgeordnete Gunther Krichbaum dankte Mappus für seine Arbeit und hofft auf dessen Rückkehr ins politische Geschäft: „Stefan Mappus war, ist und bleibt einer der profiliertesten Köpfe in den Reihen der Union, deshalb würde ich mir wünschen, dass er der Politik nicht adieu, sondern auf Wiedersehen sagt.“ Mappus' langjähriger Gegenspieler, CDU-Landtagsfraktionschef Peter Hauk, bedankte sich „für seine langjährige gute Arbeit“.