Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Oberwasser hat der junge Altministerpräsident spätestens seit dem CDU-Debakel bei der Landtagswahl im März. Gemessen an den desaströsen 27 Prozent, die der Spitzenkandidat Guido Wolf holte, erscheinen seine 39 Prozent von 2011 in einem neuen Licht. Damit müsse er sich wahrlich „nicht verstecken“, sagt der CDU-Kreisrat Günter Bächle, der als Entdecker und Förderer von Mappus gilt. Ohne die Atomkatastrophe von Fukushima und das Schwächeln der FDP, glauben manche Parteifreunde, würde der Pforzheimer heute noch regieren. „Wie ein unglaublich schlechter Film“ komme ihm das Atomunglück in Japan kurz vor dem Wahltag im Rückblick vor, sagte Mappus im Februar der „Pforzheimer Zeitung“. Umso mehr fühle er mit den Parteifreunden, „weil die CDU wieder das Pech hat, dass ein Sonderthema – jetzt die Flüchtlingskrise – ziemlich wahlentscheidend ist“.

 

Als Pech betrachtet er offenbar auch die Folgen des Rückkaufs der Aktien des Stromkonzerns EnBW. Bis heute verteidigt er das Milliardengeschäft: Er würde es wieder machen, aber anders vorgehen. Vom Vorwurf, zu viel Steuergeld bezahlt zu haben, sieht er sich seit der Niederlage des Landes gegen den Verkäufer Électricité de France (EdF) vollends befreit. „Jetzt ist die Riesenshow, die Grün-Rot einst begonnen hat, endgültig zu Ende“, frohlockte er im Mai nach der Abfuhr für die alte Koalition vor dem internationalen Schiedsgericht. Strafrechtlich ist er ohnehin aus dem Schneider, seit die Untreue-Ermittlungen im Herbst 2014 eingestellt wurden. Tenor: Er habe zwar Haushaltsvorschriften verletzt, aber nicht mit Vorsatz. In beiden Fällen freute sich die Landes-CDU nur äußerst verhalten mit ihrem einstigen Vormann.

Seit Jahresbeginn richtet Mappus den Blick wieder nach vorne

Mit seiner Klage gegen die Anwälte des Landes beim EnBW-Deal blieb Mappus in zwei Instanzen erfolglos; an diesem Donnerstag verhandelt nun die dritte und letzte, der Bundesgerichtshof in Karlsruhe.

Seit Jahresbeginn aber richtet Mappus, äußerlich wenig verändert, den Blick wieder nach vorne. Seine Offensive begann Ende Januar mit einem Auftritt beim Neujahrsempfang der Kreis-CDU in Mühlacker. Im Pavillon einer Musikschule referierte er eine Stunde lang über das Thema „Europa im kontinuierlichen Wandel: von den Schwierigkeiten der politischen Union bis zur digitalen Revolution“. Die Zuhörer waren höchst angetan, er sei ja noch ganz der Alte. „Großes Talent liegt brach“, seufzte der Förderer Bächle. „Es macht immer noch riesig Spaß“, bekundete Mappus selbst. Fragen nach einer Rückkehr auf die politische Bühne beantwortete er mit Verweis auf seinen bis 2019 laufenden Vorstandsvertrag mehrdeutig: „Ich plane nix, aber sag’s mal so: Das war’s noch nicht.“

Am Abend der Landtagswahl, die die Kreis-CDU ihre beiden Abgeordneten kostete, ließ Mappus mit der nächsten Ansage aufhorchen. „Ich habe immer gesagt, dass ich zur Verfügung stehe, wenn man mich braucht“, verkündete er wiederum via „Pforzheimer Zeitung“. Dann folgte ein bis heute oft zitierter Satz: „Es lodert in mir, die CDU inhaltlich neu auszurichten.“ Kein Gehör fand hingegen seine Warnung vor einer grün-schwarzen Koalition, die die Partei noch tiefer ins Verderben führe.

Oberwasser hat der junge Altministerpräsident spätestens seit dem CDU-Debakel bei der Landtagswahl im März. Gemessen an den desaströsen 27 Prozent, die der Spitzenkandidat Guido Wolf holte, erscheinen seine 39 Prozent von 2011 in einem neuen Licht. Damit müsse er sich wahrlich „nicht verstecken“, sagt der CDU-Kreisrat Günter Bächle, der als Entdecker und Förderer von Mappus gilt. Ohne die Atomkatastrophe von Fukushima und das Schwächeln der FDP, glauben manche Parteifreunde, würde der Pforzheimer heute noch regieren. „Wie ein unglaublich schlechter Film“ komme ihm das Atomunglück in Japan kurz vor dem Wahltag im Rückblick vor, sagte Mappus im Februar der „Pforzheimer Zeitung“. Umso mehr fühle er mit den Parteifreunden, „weil die CDU wieder das Pech hat, dass ein Sonderthema – jetzt die Flüchtlingskrise – ziemlich wahlentscheidend ist“.

Als Pech betrachtet er offenbar auch die Folgen des Rückkaufs der Aktien des Stromkonzerns EnBW. Bis heute verteidigt er das Milliardengeschäft: Er würde es wieder machen, aber anders vorgehen. Vom Vorwurf, zu viel Steuergeld bezahlt zu haben, sieht er sich seit der Niederlage des Landes gegen den Verkäufer Électricité de France (EdF) vollends befreit. „Jetzt ist die Riesenshow, die Grün-Rot einst begonnen hat, endgültig zu Ende“, frohlockte er im Mai nach der Abfuhr für die alte Koalition vor dem internationalen Schiedsgericht. Strafrechtlich ist er ohnehin aus dem Schneider, seit die Untreue-Ermittlungen im Herbst 2014 eingestellt wurden. Tenor: Er habe zwar Haushaltsvorschriften verletzt, aber nicht mit Vorsatz. In beiden Fällen freute sich die Landes-CDU nur äußerst verhalten mit ihrem einstigen Vormann.

Seit Jahresbeginn richtet Mappus den Blick wieder nach vorne

Mit seiner Klage gegen die Anwälte des Landes beim EnBW-Deal blieb Mappus in zwei Instanzen erfolglos; an diesem Donnerstag verhandelt nun die dritte und letzte, der Bundesgerichtshof in Karlsruhe.

Seit Jahresbeginn aber richtet Mappus, äußerlich wenig verändert, den Blick wieder nach vorne. Seine Offensive begann Ende Januar mit einem Auftritt beim Neujahrsempfang der Kreis-CDU in Mühlacker. Im Pavillon einer Musikschule referierte er eine Stunde lang über das Thema „Europa im kontinuierlichen Wandel: von den Schwierigkeiten der politischen Union bis zur digitalen Revolution“. Die Zuhörer waren höchst angetan, er sei ja noch ganz der Alte. „Großes Talent liegt brach“, seufzte der Förderer Bächle. „Es macht immer noch riesig Spaß“, bekundete Mappus selbst. Fragen nach einer Rückkehr auf die politische Bühne beantwortete er mit Verweis auf seinen bis 2019 laufenden Vorstandsvertrag mehrdeutig: „Ich plane nix, aber sag’s mal so: Das war’s noch nicht.“

Am Abend der Landtagswahl, die die Kreis-CDU ihre beiden Abgeordneten kostete, ließ Mappus mit der nächsten Ansage aufhorchen. „Ich habe immer gesagt, dass ich zur Verfügung stehe, wenn man mich braucht“, verkündete er wiederum via „Pforzheimer Zeitung“. Dann folgte ein bis heute oft zitierter Satz: „Es lodert in mir, die CDU inhaltlich neu auszurichten.“ Kein Gehör fand hingegen seine Warnung vor einer grün-schwarzen Koalition, die die Partei noch tiefer ins Verderben führe.

„Bock auf Politik“

„Ich habe wieder Bock auf Politik“, bekannte der Ex-Premier erneut, als die Kreis-CDU im Juni zu einem Empfang anlässlich seines 50. Geburtstags bat. Neben alten Getreuen wie den Ex-Ministern Heribert Rech und Helmut Rau kam auch ein Christdemokrat zu dem Weißwurst-Frühstück, der bisher nicht gerade als dicker Mappus-Freund galt: der neue CDU-Fraktionschef Wolfgang Reinhart. Dessen Amt sei „das zweitschönste im Land“, bestätigte ihm der Vorvorgänger und ergänzte, er würde Reinhart auch das schönste wünschen – also das des Ministerpräsidenten. Es wurde allenthalben als Seitenhieb gegen den Parteichef Strobl gewertet, dessen Rolle im künftigen Machtgefüge der Südwest-CDU noch keineswegs stabil ist.

Anfang Juli schließlich erprobte Mappus seine Wirkung außerhalb des heimischen Sprengels. In den Räumen eines Rottweiler Reiseunternehmens hielt er vor CDU-Mittelständlern seinen Vortrag über Europa und die Digitalisierung – und erntete reichlich Lob vom Publikum. „Ich glaube, der kommt zurück“, zitierte der „Schwarzwälder Bote“ einen begeisterten Zuhörer; es sei schwer vorstellbar, dass sich der Ex-Regent auf Dauer mit der Rolle des Beobachters begnüge.

Schon wird spekuliert, auf welcher Ebene er den Wiedereinstieg suchen könnte

Die immer noch zahlreichen Mappus-Kritiker in der Landes-CDU registrieren solche Ereignisse mit Argusaugen. Wie Perlen auf einer Kette reihten sich die öffentlichen Auftritte aneinander, heißt es besorgt, allmählich werde „eine Dramaturgie erkennbar“. Schon wird durchgegangen, auf welcher politischen Ebene der Ex-„MP“ den Wiedereinstieg suchen könnte. Bei der Bundestagswahl 2017? Wohl nicht, der Pforzheimer Abgeordnete und CDU-Kreischef Gunther Krichbaum wurde gerade erst wieder nominiert. In Europa? Das habe er intern schon ausgeschlossen, wollen Eingeweihte wissen. Bliebe die Rückkehr in den Landtag, spätestens 2021. In Pforzheim (seinem Wohnort) und im Enzkreis (seiner Heimat) wäre das Mandat jeweils frei; Mappus müsse nur zugreifen, heißt es. Wenn die CDU wieder erstarke, könne er in der Fraktion eine zentrale Rolle spielen – womöglich als Vorsitzender unter einem Ministerpräsidenten Reinhart; genügend Getreue von ihm gäbe es im Landtag ja noch. Aber das ist Zukunftsmusik.

Zunächst muss sich zeigen, wie viel Rückhalt Mappus in seinem Kreisverband hat – bei der Abstimmung im Oktober über den Ehrenvorsitz. Nicht alle Christdemokraten halten dies dem Vernehmen nach für das richtige Signal. Auch der Kreischef Krichbaum gilt nicht gerade als Chef des Mappus-Fanclubs. Kurz vor seiner eigenen Nominierung konnte er den Vorstoß freilich schlecht abwehren. Das sei schon „raffiniert eingefädelt“ gewesen, anerkennen Beobachter. Damit sei aber noch keineswegs sicher, dass die Ehrung im Herbst glatt durchlaufe. Es bleibt also, wie so oft, spannend bei Stefan Mappus.