Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

„Ich habe wieder Bock auf Politik“, bekannte der Ex-Premier erneut, als die Kreis-CDU im Juni zu einem Empfang anlässlich seines 50. Geburtstags bat. Neben alten Getreuen wie den Ex-Ministern Heribert Rech und Helmut Rau kam auch ein Christdemokrat zu dem Weißwurst-Frühstück, der bisher nicht gerade als dicker Mappus-Freund galt: der neue CDU-Fraktionschef Wolfgang Reinhart. Dessen Amt sei „das zweitschönste im Land“, bestätigte ihm der Vorvorgänger und ergänzte, er würde Reinhart auch das schönste wünschen – also das des Ministerpräsidenten. Es wurde allenthalben als Seitenhieb gegen den Parteichef Strobl gewertet, dessen Rolle im künftigen Machtgefüge der Südwest-CDU noch keineswegs stabil ist.

 

Anfang Juli schließlich erprobte Mappus seine Wirkung außerhalb des heimischen Sprengels. In den Räumen eines Rottweiler Reiseunternehmens hielt er vor CDU-Mittelständlern seinen Vortrag über Europa und die Digitalisierung – und erntete reichlich Lob vom Publikum. „Ich glaube, der kommt zurück“, zitierte der „Schwarzwälder Bote“ einen begeisterten Zuhörer; es sei schwer vorstellbar, dass sich der Ex-Regent auf Dauer mit der Rolle des Beobachters begnüge.

Schon wird spekuliert, auf welcher Ebene er den Wiedereinstieg suchen könnte

Die immer noch zahlreichen Mappus-Kritiker in der Landes-CDU registrieren solche Ereignisse mit Argusaugen. Wie Perlen auf einer Kette reihten sich die öffentlichen Auftritte aneinander, heißt es besorgt, allmählich werde „eine Dramaturgie erkennbar“. Schon wird durchgegangen, auf welcher politischen Ebene der Ex-„MP“ den Wiedereinstieg suchen könnte. Bei der Bundestagswahl 2017? Wohl nicht, der Pforzheimer Abgeordnete und CDU-Kreischef Gunther Krichbaum wurde gerade erst wieder nominiert. In Europa? Das habe er intern schon ausgeschlossen, wollen Eingeweihte wissen. Bliebe die Rückkehr in den Landtag, spätestens 2021. In Pforzheim (seinem Wohnort) und im Enzkreis (seiner Heimat) wäre das Mandat jeweils frei; Mappus müsse nur zugreifen, heißt es. Wenn die CDU wieder erstarke, könne er in der Fraktion eine zentrale Rolle spielen – womöglich als Vorsitzender unter einem Ministerpräsidenten Reinhart; genügend Getreue von ihm gäbe es im Landtag ja noch. Aber das ist Zukunftsmusik.

Zunächst muss sich zeigen, wie viel Rückhalt Mappus in seinem Kreisverband hat – bei der Abstimmung im Oktober über den Ehrenvorsitz. Nicht alle Christdemokraten halten dies dem Vernehmen nach für das richtige Signal. Auch der Kreischef Krichbaum gilt nicht gerade als Chef des Mappus-Fanclubs. Kurz vor seiner eigenen Nominierung konnte er den Vorstoß freilich schlecht abwehren. Das sei schon „raffiniert eingefädelt“ gewesen, anerkennen Beobachter. Damit sei aber noch keineswegs sicher, dass die Ehrung im Herbst glatt durchlaufe. Es bleibt also, wie so oft, spannend bei Stefan Mappus.