Und die Nerven liegen blank. „Lasst uns in Ruhe!“, ruft Familiensprecherin Makaziwe in einem Fernsehinterview all jenen zu, „die in unsere Angelegenheiten rein reden wollen“. „Er ist unser Vater“, sagt die Tochter aus Madibas erster Ehe: „Wir hatten ihn kaum einmal in unserem Leben für uns. Dies ist jetzt eine geheiligte Zeit für uns.“ Ein Großteil der geheiligten Zeit wird nun allerdings mit dem Streit darüber verbracht, wer über die machtlose Ikone verfügen darf: Die Ärzte hätten der Familie die Option zur Abschaltung der lebenserhaltenden Maschine eingeräumt, sagt ein Mitglied des Madiba-Clans: „Doch die Familie ist zu groß. Und sie ist sich nicht einig.“

 

In einer klassischen Übersprunghandlung wird indessen auf die Schar der vor dem Krankenhaus campierenden Journalisten eingehauen. Sie seien „wie die Geier, die darauf warten, dass der Löwe den Büffel verschlingt“, schimpfte Tochter Makaziwe.

Viele fragen sich, was wohl geschehen muss, bis der „Lange Weg zur Freiheit“ – so der Titel von Mandelas Autobiografie – zum endgültigen Ende kommen kann. Zunächst wurde spekuliert, Barack Obamas historischer Besuch müsse abgewartet werden. Jetzt heißt es, dass erst noch der Familienstreit entschieden werden müsse. Und in zwei Wochen ist Madibas 95ster Geburtstag: Die Vorbereitungen dafür laufen auf vollen Touren. Auch der Afrikanische Nationalkongress (ANC) nutzt den Tsunami der Sympathie, um überall im Land zu Gebetsversammlungen aufzurufen. Im nächsten Jahr sind Wahlen: Noch einmal kann man das legendäre Mitglied zum Stimmenfang nutzen. Madiba, klagt der Kolumnist William Gumede, sei auf dem Sterbebett zur „Geisel“ geworden.