Hoffentlich folgen auch ehemalige RAF-Kumpane dem Beispiel der Terrorveteranin Silke Maier-Witt. Ihre Geste des Bedauerns war überfällig. Ein Kommentar von Armin Käfer.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Ein Gespenst geht um in der deutschen Zeitgeschichte. Es ist das Gespenst der sogenannten Roten-Armee-Fraktion. Ihr Terror, der in den 1970er Jahren begann, war eine Kriegserklärung an den Rechtsstaat. Viele Verbrechen von damals sind bis heute nicht restlos aufgeklärt. Und die dritte Generation der RAF-Terroristen treibt weiterhin ihr Unwesen, überfällt Geldtransporter mit Kalaschnikow und Panzerfaust, um den Lebensabend im Untergrund zu finanzieren.

 

Auf den Deutschen Herbst vor 40 Jahren, der in der Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer gipfelte, folgte ein langer Winter: Sprachlosigkeit, ein notorischer Mangel an Einsicht, die Unfähigkeit zu Bedauern. Es ist beklemmend, wie schwer sich die Terrorveteranen damit tun, Schuld und Unrecht einzugestehen oder gar zu bereuen. Dabei hat sich der bekämpfte und verunglimpfte Staat ihnen gegenüber meist sehr milde gezeigt. Das gilt auch für die gewesene Terroristin Silke Maier-Witt, die sich jetzt beim jüngsten Sohn ihres Opfers Schleyer entschuldigt hat. Dafür war es höchste Zeit. Es wäre zu wünschen, dass andere ihrem Beispiel folgen – eine späte, überfällige Reverenz an die Menschen, denen sie Leid zugefügt haben. Damit lässt sich das sinnlose Morden nicht auslöschen. Gesten wie diese könnten jedoch der Versöhnung dienen.