Tennis-Legende Boris Becker beharrt weiterhin auf seinen Status als Diplomat. Die Frage, ob er den Diplomatenstatus angestrebt habe, um sich dem laufenden Insolvenzverfahren zu entziehen, verneinte Becker.

Berlin - Ex-Tennisstar Boris Becker beharrt auf seinem Status als Diplomat der Zentralafrikanischen Republik. „Es ist eine Realität, ist ein Fakt, dass ich heute Diplomat von Zentralafrika bin“, sagte Becker in einem Video-Interview mit dem „Top Magazin Frankfurt“. Becker hatte zuletzt versucht, in einem in Großbritannien laufenden Insolvenzverfahren diplomatische Immunität geltend zu machen. „In der Tat wurde ich im April dieses Jahres von seiner Exzellenz, Präsident (Faustin Archange) Touadéra zum Attaché für Sport, Kultur und humanitäre Angelegenheiten ernannt“, fügte Becker in dem Video-Interview hinzu, das am Dienstag veröffentlicht wurde.

 

„Ein aufrichtiger Unterstützer unseres Landes“

Er fühle sich „sehr geehrt für diese verantwortungsvolle Aufgabe“. Auf die Frage, ob er den Diplomatenstatus angestrebt habe, um sich dem laufenden Insolvenzverfahren zu entziehen, antwortete Becker: „Das eine hat mit dem anderen natürlich nichts zu tun.“ Es sei „richtig, dass mein Diplomatenstatus einige Privilegien beinhaltet, zum Beispiel Immunität bei besonderen Fällen“. Allerdings sei ihm dies „nicht vordergründig wichtig“. Um den Diplomatenstatus Beckers gibt es offensichtlich einen Streit zwischen dem Staatspräsidenten und dem Außenminister der Zentralafrikanischen Republik: Am Sonntag noch hatte die Botschaft des Landes in Brüssel erklärt, Becker sei „ein aufrichtiger Unterstützer unseres Landes“. Er sei vom Präsidenten in den diplomatischen Dienst berufen worden mit Dienstsitz Brüssel.

Bereits am Montag sagte aber Außenminister Charles Armel Doubane der Zeitung „Die Welt“, dass Becker kein offizieller Diplomat der Zentralafrikanischen Republik sei. Am Dienstag hieß es aus dem Außenministerium in Zentralafrikas Hauptstadt Bangui, Beckers Diplomatenpass sei eine womöglich mit Hilfe eines gestohlenen Blankopasses erstellte „Fälschung“. Der Büroleiter von Außenminister Doubane sagte AFP: „Beckers Stellenbeschreibung gibt es nicht“ in den Regierungsdatenbanken. Der fragliche Ausweis, von dem AFP eine Kopie einsehen konnte, ist auf den 19. März 2018 datiert und trägt eine Seriennummer, die nach Angaben des Büroleiters zu „2014 gestohlenen Blankopässen passt“. Außerdem seien die Unterschrift und der Stempel auf dem Dokument nicht die des Außenministers. Becker kündigte in dem Interview vom Dienstag an, er wolle bald nach Bangui fliegen „und dort mit den Herrschaften sprechen“. Zudem kündigte er an, sein Diplomatenamt „in den nächsten Jahren“ zu erfüllen. Er habe aufgrund seiner „eigenen Familiensituation“ ein „sehr gutes Netzwerk gerade in Afrika“ und dort einen guten Ruf und einen guten Namen.

Für zahlungsunfähig erklärt

Beckers Rechtsanwalt hatte Ende April bekannt gegeben, dass der 50-Jährige Sonderattaché für Sport und kulturelle Angelegenheiten der Zentralafrikanischen Republik in der Europäischen Union sei. Dazu verbreitete der Anwalt auch Äußerungen von Staatspräsident Faustin Archange Touadéra. Der dreimalige Wimbledonsieger war im Juni 2017 von einem Konkursgericht in London wegen unbeglichener Schulden für zahlungsunfähig erklärt worden. Beckers deutscher Anwalt Christian-Oliver Moser sagte Ende vergangener Woche dem Sport-Informationsdienst SID, sein Mandant mache im Zuge des Insolvenzverfahrens in Großbritannien diplomatische Immunität geltend. Er berufe sich dabei auf seine Funktion als Sportsonderattaché für die Zentralafrikanische Republik.