Giovanni Trapattoni sorgte beim VfB Stuttgart 2005 für ungebrochene Euphorie, wurde dann aber nach nur einer halben Saison wieder abgesägt. An diesem Sonntag wird der Kult-Trainer 80. Wir blicken zurück auf seine Zeit bei den Schwaben – und seine besten Sprüche.

Baden-Württemberg: Florian Dürr (fid)

Stuttgart - „Habemus Mister“, sagte der ehemalige VfB-Präsident Erwin Staudt, als er im Juni 2005 den Nachfolger von Trainer Matthias Sammer vorstellte und ihn damit gleich zum neuen „Papst“ der Weiß-Roten machte: Giovanni „Maestro“ Trapattoni. Seit langer Zeit war es dem VfB damit gelungen, mal wieder einen international anerkannten Trainer nach Stuttgart zu holen. Allein der Name „Trapattoni“ sorgte bei beim VfB für Aufbruchsstimmung und eine riesige Euphorie. „Weniger als 1000 Zuschauer kommen gar nicht mehr zum Training, und wir werden bei den Dauerkarten wohl die 20 000er-Marke erreichen“, sagte Erwin Staudt vor dem Saisonauftakt, nur so strotzdend vor Optimismus. Stuttgart war damals voll auf „Trap“.

 

An diesem Sonntag feiert Giovanni Trapattoni nun seinen 80. Geburtstag. Der Mann, der mit seinen Sprüchen „Ich habe fertig“, „Was erlauben Strunz?“ oder „Schwach wie eine Flasche leer“ bei seiner legendären Wutrede vom 10. März 1998 noch heute jeden Fußball-Fan zum Schmunzeln bringt.

Deshalb stellte sich der Kult-Trainer im Juni 2005 in Stuttgart bei seiner zweiten deutschen Trainerstation nach dem FC Bayern München auch auf seine ganz spezielle Art vor: „Guten Tag, ich schon wieder da. Ich habe beim ersten Mal gesagt: Ich habe nicht fertig.“ Der Starcoach hatte Großes vor mit dem Club aus Cannstatt.

Wild gestikulierend an der Taktiktafel

Heute kaum vorstellbar, aber damals Realität: Die VfB-Verantwortlichen wollten mit Trapattoni unbedingt in die Champions League. „Ich denke, ich hoffe, ich glaube, Stuttgart muss in den Uefa-Cup. Champions League, warum nicht? Unser Ziel ist es, in die Spitze zu kommen“, sagte Trapattoni. Und VfB-Präsident Erwin Staudt war überzeugt davon, den richtigen Mann dafür gefunden zu haben: „Wir haben einen Trainer, der mit Leib und Seele sein Amt ausübt.“

In der Tat: Jeder, der den temperamentvollen Trapattoni einmal live erleben durfte, wusste wovon Staudt da sprach. Die Stuttgarter Journalisten, denen der Italiener einmal seine Spielweise zu erklären versuchte, können sich noch heute ganz genau daran erinnern, wie Trapattoni wild gestikulierend an der Taktiktafel seine Magnete hin und her verschob und dabei eine Sprache sprach, die einem Mix aus Italienisch, Deutsch und Englisch glich. Nicht gerade vorteilhaft, dass der damals 66-Jährige auch seinen Dolmetscher oft nicht zu Ende übersetzen ließ, sondern immer wieder drauf los redete. Da war die Verwirrung bei den Journalisten hinterher größer als davor.

Selbst die VfB-Spieler wussten oft nicht so recht, was ihr Trainer gerade von ihnen wollte. „Spiele Ballo longo, mache Krieg auf die andere Seite“ – nur eine von unvergessenen Trapattoni-Anweisungen, die bei seinen Schützlingen fragende Blicke hinterließ. Die deutsche Sprache – das war sowohl beim FC Bayern als auch beim VfB einer von Trapattonis härtesten Gegnern. „Ohne die richtigen Ausdrücke habe ich es nicht geschafft, so wie ich wollte, mit der Mannschaft zu kommunizieren. Und das hat viele Probleme mit sich gebracht“, gesteht der 79-Jährige heute.

Bei den VfB-Spielern umstritten

Probleme, die wohl auch dafür gesorgt haben, dass Trapattoni nie so richtig warm mit dem VfB Stuttgart wurde. Gerade einmal 223 Tage nach seinem Amtsantritt war der Italiener aus Stuttgart schon wieder verschwunden – und keiner vermisste ihn wirklich. Besonders nicht die beiden Dänen Jon Dahl Tomasson und Jesper Grönkjaer, die sich nach der Winterpause 2005/06 über mangelnden Spielfluss beim VfB beklagten. Aber auch insgesamt war ein Großteil der damaligen Stuttgarter Mannschaft unzufrieden mit Trapattonis defensivem Spielstil – ja lehnten ihn sogar offen ab. In der Summe präsentierte die Stuttgarter Zeitung damals sieben nahmhafte VfB-Spieler als echte „Problemfälle“, die mit ihrem Frust für ein hohes Konfliktpotenzial sorgten.

Trapattonis Arbeit brachte nicht den erwünschten Erfolg: Der mit Champions-League-Ambitionen in die Saison gestartete VfB fand sich im Februar 2006 nur auf einem ernüchternden siebten Platz wieder. Weil die Verantwortlichen das internationale Geschäft in Gefahr sagen, zogen sie die Reißleine und installierten Armin Veh als neuen Chefcoach.

Der Entdecker von Mario Gomez

Einer, der inzwischen wieder das Trikot mit dem Brustring überstreift, kann dem Italiener aber durchaus dankbar sein: VfB-Stürmer Mario Gomez. Denn Trapattoni gilt als Entdecker des Torjägers und wettete zu seiner Zeit in Stuttgart, dass Gomez eines Tages der nächste deutsche Nationalspieler des VfB sein wird. Der Coach sollte recht behalten – und Gomez musste seine Wettschulden einlösen: eine Flasche Champagner. Mit einem ähnlichen Kaltgetränk wird an diesem Sonntag wohl auch auf Trapattonis 80. Geburtstag angestoßen werden.

In unserer Bildergalerie finden Sie einige seiner besten Sprüche. Klicken Sie sich durch!