In dem anonym versandten Schreiben wird die übliche Vorgehensweise des früheren Erziehers beschrieben: "Dazu musste sich der jeweilige Junge mit heruntergelassenen Hosen quer über seinen Schoß legen und (...) schlug zu." Das Schema sei immer gleich gewesen: "Zuerst legte (...) seine Hand auf das nackte Gesäß des Kindes. Er schlug daraufhin zu, sehr heftig, und ließ zwischen den Schlägen jeweils seine Hand auf dem Gesäß ruhen. Die Schläge waren derart heftig, dass sich immer hinterher Blutergüsse mit den jeweiligen Fingern der schlagenden Hand mehrere Tage auf dem Gesäß des Kindes abzeichneten."

"Nun kommt alles wieder hoch"


In dem Schreiben werden elf Betroffene als Zeugen der Vorfälle genannt, die Experten auch durchaus als sexuellen Missbrauch interpretieren. Mehrere der Opfer, heute über 50 Jahre alte Männer, bestätigten gegenüber der Stuttgarter Zeitung die Richtigkeit der Angaben. Sie wollen aber anonym bleiben. "Brutale Prügel und Missbrauch waren dort System", sagte ein Geschäftsmann aus dem Raum Stuttgart. "Ich habe auch schöne Erinnerungen an meine Schulzeit. Aber nun kommt alles wieder hoch", meinte er sichtlich bewegt. Der Erzieher habe zwischen den Schlägen aus Sadismus ein bis zwei Sekunden gewartet. Der Mann habe sein Tun sichtlich genossen. "Heute würde man sagen, er hat sich daran aufgegeilt."

Die Opfer bestätigen auch andere drakonische Strafen, die der Erzieher vornehmlich mitten in der Nacht vollzog. "Das Kind musste sich dann mehrere, meist 2–3 Stunden, ohne sich zu bewegen, im Speisesaal oder in den jeweiligen Stuben (...) an die Wand stellen und warten, ohne sich zu bewegen. Nach Ablauf dieser langen angsterfüllten Zeit – man wusste nie, wird man dann verprügelt oder nicht – wurde man entweder ins Bett geschickt oder man musste noch Vokabeln lernen. Diese wurden dann noch in der Nacht abgefragt. " Die Torturen gingen oft stundenlang, berichten die ehemaligen Schüler.