Auf der Spielwarenmesse in Nürnberg präsentieren auch Existenzgründer ihre Neuheiten. Bei ihnen hängt der Erfolg des Unternehmens direkt an einem oder wenigen Produkten. Wir stellen drei Gründer vor.

Nürnberg - Innovationen sind für die Spielwarenindustrie überlebenswichtig. Wenn die Spielwarenmesse in Nürnberg am Montag zu Ende geht, werden die 2850 Aussteller mehr als 70 000 Neuheiten präsentiert haben. Doch nur etwa jeder zehnte Artikel wird das erste Jahr überleben und sich am Markt durchsetzen. Für die Platzhirsche wie Playmobil oder Ravensburger ist es weniger schlimm, wenn das einmal nicht klappt, haben sie doch zahlreiche Neuheiten im Programm. Doch bei kleinen Unternehmen, insbesondere bei Start-ups, hängt oft die ganze wirtschaftliche Existenz am Erfolg eines Produktes. Wir haben drei von ihnen auf der Messe befragt.

 

Ein Spieleerfinder aus Franken macht sich selbstständig

Oliver Igelhaut ist mit seinen 40 Jahren schon ein alter Hase in der Spielewelt. Als Spieleautor hat er seit Ende der neunziger Jahre rund ein Dutzend Neuheiten entwickelt, die zum Teil von namhaften Herstellern auf den Markt gebracht worden. Besonders stolz ist der Franke aus Cadolzburg bei Nürnberg auf das Brettspiel „Krakenalarm“, das im Stuttgarter Kosmos Verlag erschienen ist und 2010 den Deutschen Spielepreis erhalten hat. Was bisher nur ein kleiner Nebenverdienst war, Erfinder erhalten im Schnitt etwa sechs Prozent vom Umsatz eines Spiels, hat Igelhaut im Oktober letzten Jahres zum Hauptjob gemacht.

Der 40-jährige Kaufmann und Betriebswirt hat seinen Bürojob bei einem Energieversorger gekündigt und sich mit seinem Igel Verlag (www.igel-spiele.com) selbstständig gemacht. „Ich probiere das jetzt mal drei Jahre lang aus und ziehe dann Bilanz“, sagt Igelhaut, der sich mit 70 Jahren nicht vorwerfen möchte, es nicht wenigstens versucht zu haben. Nach Nürnberg ist er mit drei Spielen gekommen, zwei davon namens „Die Wunschmaschine“ und „Mein Schatz“ sind bereits über seine Homepage zu beziehen. Auf der Messe sucht er vor allem nach kleinen Fachhändlern, die seine Spiele in ihre Regale stellen.

DDR-Klassiker Liliput-Dreirad wird wiederbelebt

Die Geschäftsidee von Denis Niehusen und seinen Kompagnons ist auf dem Flohmarkt entstanden, als einer der drei Männer ein altes Liliput-Dreirad gefunden hat. Für seinen Sohn haben die drei Maschinenbauingenieure und Modellbauer dann eine neue Version des DDR-Klassikers entwickelt. Der Name der kleinen Firma, Smikeson (www.smikeson.de), und des Gefährts, Tribel, sind keine Fantasiebegriffe. Sie setzen sich vielmehr aus dem Vor- und Zunamen des geistigen Vaters der Idee, Smike Tri(e)bel, zusammen.

Das Tribel-Dreirad ist dem historischen Vorbild sehr ähnlich, besteht allerdings in seiner Luxusversion aus einem robusten Edelstahlrahmen mit Ledersitz und Lederlenkrad, Zahnriemenantrieb und Speichenrädern. Es kostet 595 Euro. Die abgespeckte Variante mit Alurahmen und Kunststoffausstattung kostet 375 Euro. „Den Prototyp haben wir ein Jahr in einem Kindergarten testen lassen“, sagt Niehusen. Das Dreirad ist mittlerweile CE-geprüft, weitere Zertifikate bis zum Tüv sollen folgen.

Die mittlerweile sieben Mitarbeiter des Start-ups, die die Tribels zusammenbauen und den Vertrieb organisieren, hat Geschäftsführer Niehusen aus seinem eigenen kleinen Ingenieurbüro „abgezogen“. Der 43-jährige Berliner blickt bereits auf zwanzig Jahre Selbstständigkeit zurück. Verkaufen möchte er das Tribel-Dreirad neben dem Spielwaren- und Fahrradhandel auch in Designhäusern. „Unser Produkt hat die Serienreife, wir könnten sofort rund 100 pro Monat produzieren“, sagt Niehusen.

Ein sprechender Kobold-Elf vermittelt Sprache

Das Produkt, für das Karina Matthes auf der Messe wirbt, verbindet Spielspaß mit Sprachvermittlung. Es heißt „Lingufino“ und ist Matthes zufolge ein sprechender Kobold-Elf. Die mit einer Elektronikeinheit ausgestattete Figur führt Kinder von vier bis sieben Jahren durch fünf verschiedene Bücher und erzählt ihnen dabei Geschichten, stellt ihnen Rätsel, singt und reimt. Das Plüschtier erkennt 1500 Wörter und Phrasen, die Kinder zu ihm sagen, und spricht selber 2500 Wörter und Sätze.

Entwickelt wurde der kuschelige Sprachförderer von der Dresdner Firma Linguwerk (www.linguwerk.de), einem klassischen Ingenieurbüro und Spezialisten für Sprachtechnologie und Softwareentwicklung mit 20 Beschäftigten und Kunden etwa aus der Automobilindustrie und der Medizintechnik. Somit hängt das Wohl und Wehe des Unternehmens auch nicht am Erfolg von Lingufino. „Wir wollen im Weihnachtsgeschäft im Handel sein“, sagt Geschäftsführerin Matthes. Bis dahin werde auch noch ein Preis festgelegt.