Boris Becker zeigt sich im Interview auf Sat.1 in seiner gewohnten Rolle als TV-Experte. Zu einer schonungslosen Aufklärung seiner Fehler kommt es aber nicht, kommentiert unsere Autorin Carolin Klinger.

„Keine Tabus, keine Ausreden, kein Blabla“, eröffnet Steven Gätjen die Spezial-Sendung auf Sat.1 und verspricht das ehrlichste Interview, das Boris Becker jemals gegeben habe. Und so stellt der Moderator auch direkt die Frage nach der Schuld, die der ehemalige Tennis-Star tatsächlich ehrlich beantwortet: „Natürlich war ich schuldig.“

 

Schon nach wenigen Sätzen erleben die Zuschauer aber einen Boris Becker, der aufgeräumt und selbstsicher von seiner Zeit im Gefängnis berichten darf, wie es ihm beliebt. Er schlüpft in seine gewohnte Rolle als TV-Experte – nur dass er nun, statt über Tennis zu berichten, das Leben im Gefängnis schildert. Er macht das durchaus unterhaltsam, aber auch langatmig. Steven Gätjen überlässt Becker die Bühne, die dieser gewohnt ist – und lässt ihm Raum für Ausreden und eben doch für reichlich Blabla. Auch wenn es emotional und persönlich wird, bestimmt allein Becker die Situation. Steven Gätjen dagegen verpasst mehrere Chancen, die schonungslosen Fragen zu stellen, die er ankündigte.