Nach den Schließungen von diversen Stuttgarter Clubs gibt es nun eine freundige Nachricht für alle Freunde der elektronischen Tanzmusik: Das Rocker33 eröffnet am 1. März einen neuen Club im Club namens 33.

Stuttgart - Es gibt noch gute Nachrichten aus dem Stuttgarter Nachtleben: Nachdem die negativen Schlagzeilen über verschiedene Club-Schließungen in den letzten Wochen im Fokus standen, eröffnet das Rocker 33 am Freitag im Erdgeschoss den eigenständigen Club-im-Club, der schlicht und einfach 33 benannt ist. Ein Lichtblick vor allem für Fans von elektronischer Tanzmusik aus der Nische. Die Anhänger mussten erst kürzlich den unerwartet frühzeitigen Verlust des temporär angelegten Clubs KimTimJims hinnehmen. Und seit Donnerstag trauern sie dem Zapata hinterher, das sich in den letzten Jahren vor allem zur Konzert-Plattform gemausert hat. Nachdem die lokale Live-Szene schon den Wegfall der Röhre verschmerzen musste, sind nun die Auftritt-Möglichkeiten im Kessel weiter eingeschränkt. Da fragen sich manche Clubgänger mittlerweile: Was ist hier eigentlich los?

Das fragten sich vermutlich auch die Betreiber des Rocker33 das ganze letzte Jahr. Zuerst war da der gezwungenermaßen überhastete Umzug von der Bahndirektion ins Filmhaus. Dort konnten zunächst nicht die gewünschten Kinosäle wegen noch ausstehender Umbauarbeiten bespielt werden, weswegen der Club im Erdgeschoss des ehemaligen Clubs Bett unter dem Namen Camping seine Zelte aufschlug.

 

Techno-House-Szene ist eine komplexe Angelegenheit

Als dann die angestammten Räume fertig waren, wurden diese im Sommer wegen der Fluchtwegsituation wieder von den Behörden geschlossen. Es folgte ein Wechsel in der Geschäftsführung und dank der Hilfe der neu dazu gestoßenen Keller-Klub-Buben ging man Ende September endlich offiziell an den Start – und musste schon ein paar Wochen später den nächsten Rückschlag hinnehmen. Donnerstags bitte nur bis 3 Uhr, sagt die Stadt. "Alles klar, sorry, lohnt sich nicht", dachten die Betreiber des Rocker 33: Donnerstag bleibt der Club nun also zu.

Eben jener Donnerstag war gerade unter Freunden der filigranen elektronischen Musik schwer beliebt. Die Elektromusik stand an diesem Ausgehtag voll im Fokus – im Gegensatz zum Wochenende, an dem eben mal Techno aus der Box kommt, aber auch mal Dancehall und wo schlichtweg für Elektro-Nerds zu kommerzielle Acts gebucht werden. Moonbootica sind halt einfach nicht cool für die Feinschmecker und Bescheidwisser. Die Techno-House-Szene ist nicht nur aufgrund ihrer vielen Unterschubladen eine sehr komplexe Angelegenheit.

Aber genau diese elektronischen Feinschmecker will man jetzt wieder vom Rocker überzeugen, genauer gesagt vom neuen 33. Das befindet sich im eingangs erwähnten Camping und bevor jetzt schon wieder einer "urgs" furzt: Die Rocker-Jungs sind natürlich nicht doof – Sie waren sich über den nicht vorhandenen Charme dieses Raums bewusst und haben folgerichtig die letzten Wochen das Ding fleißig auf den Kopf gestellt. Ziel der Umbaumaßnahmen ist es laut den Betreibern, „eine wohnliche Atmosphäre mit großem Wohlfühl-Faktor“ zu schaffen: Nischen sollen die Strukturen einer Butze inklusive Wohn-, Schlafzimmer und Bad widerspiegeln, vor der DJ-Bühne suggeriert ein riesiger Rahmen ein TV-Gerät und ab Frühjahr gibt es ja noch eine Hinterhofterrasse. Eigentlich hätte man das Ganze auch gleich Appartement33 taufen können.

Partys werden weiterhin durch kuturelle Events ergänzt

Ab Freitagabend muss man sich also an der Doppeltür und der Kasse entscheiden. Will man hoch zum Electro-Geboller? Oder zum Handtuch-Wedeln zu Dancehall? Oder unten bleiben und zur undergroundiger elektronischer Musik tanzen, wohl selektiert von altbekannten DJs und Veranstaltern und hoffnungsvollen Newcomern der Szene? Wie weit die neue Eingangslogistik funktioniert, wird die Praxis in den nächsten Wochen zeigen. Schätzungsweise müssen aber in den ersten Wochen die Speaker, Türsteher und das Kassenpersonal den Gästen ziemlich viel erklären. Das soll sich natürlich bald legen, denn das 33 soll sich als eigenständige Location etablieren, die sich über ein konstantes Musikprogramm erklärt. Sprich, will man guten House hören, geht man ins 33.

Partys von und mit Thomas Geyer, Marius Lehnert, Alexander Maier, LoveIT, Rework, Elektronisch unter Freunden, POPNOTPOP oder Common Sense People sollen weiterhin durch kulturelle Events wie Kunstausstellungen, Lesungen, kleine Konzerte oder Poetry ergänzt werden. Dazu bietet sich natürlich ein schickes Appartement bestens an. Bei der Eröffnung am Freitag um 23 Uhr kann man die Werke von Wokasoma bestaunen und zu House von Miss Evoice, Nemelka und Joko tanzen. Vorteil bei dieser Wohnung: Die Hausbar ist immer aufgefüllt.