Eine Forscherin erklärt, warum bislang so viele Projekte gescheitert sind

Leonberg - Wird es eine Machbarkeitsstudie über eine Seilbahn in Leonberg geben? Darüber entscheidet der Gemeinderat am Dienstag, 19 Uhr, in der letzten Sitzung des Jahres. Maike Puhe vom Karlsruher Institut für Technologie hat zwei Jahre lang über die „Machbarkeit, Chancen und Hemmnisse urbaner Luftseilbahnen“ in Deutschland und besonders Baden-Württemberg geforscht.

 

Frau Puhe, eine Seilbahn im öffentlichen Nahverkehr – das hört sich im ersten Moment ziemlich verrückt an. Sind Sie auch mit dieser Reaktion konfrontiert worden?

Anfangs schon. Mein Kollege Max Reichenbach und ich haben uns schon länger mit dem Thema beschäftigt. Wir haben in den Medien verfolgt, welche Städte auf die Idee kamen, Seilbahnen für den öffentlichen Nahverkehr zu bauen. Da war die erste Reaktion immer Unverständnis. Aber das hat sich stark verändert.

Woran machen Sie das fest?

Es wird mehr darüber diskutiert, auch ernsthafter. Wir hatten den Eindruck, anfangs waren diese Ideen immer relativ irreal. Da kommt jemand von irgendwo zurück und hat da eine Seilbahn gesehen und sich gedacht, das wäre doch auch was für meine Stadt. Ohne sich die Problemlagen vor Ort erst einmal anzugucken. Welches Verkehrsproblem habe ich in meiner Stadt und ist die Seilbahn dafür das Richtige? Das fehlte am Anfang.

Warum hat sich das geändert?

Mit dem Bau der Seilbahn in Koblenz hat sich etwas verändert. Die ist eine touristische Attraktion und nicht in den öffentlichen Nahverkehr eingebunden. Aber damit konnte gezeigt werden, was technisch eigentlich möglich ist. Eine Seilbahn ist nicht per se gut oder schlecht. Nachdem viele Ideen für Seilbahnen im öffentlichen Nahverkehr gescheitert sind, guckt man jetzt erst einmal, was kann die überhaupt? Für welche Problemlagen ist sie geeignet? Und trifft das auf das Gebiet, das ich mit der Seilbahn anbinden möchte, überhaupt zu?