Jedes Jahr um die selbe Zeit werden vor allem Jogger vermehrt von Greifvögeln attackiert, oftmals bleiben den Opfern Schrammen oder Beulen am Kopf als unerwünschtes Souvenir. Eine Falknerin erklärt, wie man sich bei einem solchen Angriff am besten verhält.

Stuttgart - Egal ob Jogger, Radfahrer oder Inlineskater – jedes Jahr berichten Betroffene erneut von Angriffen, bei denen sie scheinbar aus heiterem Himmel von Vögeln attackiert werden. Woran das liegt und wie man sich am besten bei einem solchen Angriff verhält, lesen Sie hier.

 

Vor allem in den Monaten Mai bis Juli kann es häufig zu Attacken von Greifvögeln kommen. Während dieser Zeit wird der Greifvogelnachwuchs langsam flügge und verlässt erstmals das heimische Nest, erklärt Vanessa Müller, Falknerin der Garuda Falknerei in Weil im Schönbuch.

Vermeintliche Bedrohung für den Nachwuchs

Die jungen Vögel entfernen sich von den hohen Baumkronen, in denen die Vogeleltern die schützenden Nester errichtet haben und hüpfen von Ast zu Ast in Richtung Erdboden. Somit kommen sie der gefährlichen bodennahen Zone immer näher und die Vogeleltern sind in erhöhter Alarmbereitschaft. Sie empfinden am Boden vorbei laufende Menschen als vermeintliche Bedrohung für den Nachwuchs.

In Stuttgart und der Region sind unterschiedliche Greifvogelarten heimisch, wie beispielsweise Bussarde, Turmfalken, Milane, Habichte oder auch Uhus, weiß die Falknerin aus Weil im Schönbuch. Der Mäusebussard ist eine, der am weitest verbreiteten Greifvogelarten in Deutschland. „Deshalb ist diese Vogelart öfters an Greifvogelattacken beteiligt“, so Müller.

Warum attackieren Greifvögel Menschen?

Wenn sich nun eine unbekannte Gefahr, in Form von Joggern, Radlern oder Spaziergängern, dem Baum und somit dem Greifvogelnachwuchs nähert, greift der natürliche Beschützerinstinkt der Vögel und sie schwärmen aus, um die mögliche Bedrohung zu vertreiben, erklärt die erfahrene Falknerin.

Während die Menschen nichts ahnend ihren Weg fortsetzen, fliegt der Greifvogel über sie hinweg. „Dabei geben die Tiere Schreie von sich, die als Warnrufe gelten“, sagt Müller. Würden diese Warnungen ignoriert, kann es gefährlich werden. Die Vögel stoßen dann vom Himmel und fliegen einen sogenannten Scheinangriff, drehen aber kurz vor dem eigentlichen Ziel ab. Die Tiere wollen die Menschen nicht verletzen sondern von ihren Bäumen beziehungsweise aus ihren Revieren vertreiben, weiß Vanessa Müller.

Dabei kann es vorkommen, dass die Vögel die Köpfe der Menschen mit ihren Krallen streifen. „Greifvögel attackieren immer den höchsten Punkt, also den Kopf“, so die Falknerin. Die Tiere würden zudem meist von hinten angreifen, sodass die Menschen den Angriff nicht unbedingt kommen sehen, berichtet Müller.

Da die Vogelkrallen sehr scharf sind, fallen die dadurch entstehenden Verletzungen von Beulen bis hin zu blutenden Kratzern unterschiedlich aus. Je nach dem, ob und wie heftig der Greifvogel den Menschen bei seinem Scheinangriff trifft.

Wie kann ich mich vor einem Greifvogelangriff schützen?

Das Wichtigste ist, dass der Mensch sich von dem Baum, in dem sich das Greifvogelnest befindet, langsam entfernt. Dabei sollte eine Entfernung zwischen 50 und 200 Metern ausreichen. Schnelle Bewegungen, wie Rennen oder Joggen würden die Vögel in dieser Situation eher als Bedrohung wahrnehmen und somit aggressiver machen. „Die Vögel verfolgen ihr Ziel in der Regel nicht, sie lassen von der Bedrohung ab, sobald die Distanz zwischen vermeintlichem Feind und heimischem Nest groß genug ist“, berichtet die Falknerin.

Um sich effektiv vor Angriffen zu schützen, empfiehlt Vanessa Müller außerdem das Tragen von Hüten oder Mützen. So sei der Kopf nicht ganz schutzlos, falls die scharfen Vogelkrallen doch mal ihr Ziel treffen sollten. Auch die Arme können schützend über den Kopf gehalten werden.

Zudem kann man sich den Umstand, dass die Vögel immer den höchsten Punkt attackieren, zunutze machen, indem man einen Stock oder Ast, einen Regenschirm oder etwas Vergleichbares einsetzt und über den Kopf hält. So wird anstelle des Kopfes oder der Arme der Gegenstand das Ziel des Angriffs. In jedem Falle empfiehlt es sich, so weit es geht Ruhe zu bewahren und den Vogel nicht noch unnötig zu provozieren, rät Falknerin Müller.