Es ist ein sonniger Vormittag. Die Schwimmlehrerin Sabrina Köhle steht im Freibad Sillenbuch, dem „Bädle“, am Beckenrand und beobachtet das Geschehen. In den Wintermonaten ist die Fachfrau für Bäderbetriebe im Sonnenberger Hallenbad als Schwimmlehrerin tätig, doch im Sommer finden diese Kurse nicht statt. Und auch sonst sind Babyschwimmkurse für Kinder unter einem Jahr in Stuttgart im Sommer rar gesät.
Einige Eltern, die im Freibad mit ihren Babys planschen, erzählen, dass sie selbst noch keinen Kurs besuchen konnten, obwohl sie das gerne würden: „Klar ist man da auch unsicher, wenn man das erste Mal mit den Kleinen ins Wasser geht, über eine Hilfestellung würde ich mich schon sehr freuen “, berichtet eine Mutter.
Wie man die Freude am Schwimmen wecken kann
Gerne teilt Sabrina Köhle ihr Wissen und gibt Tipps, wie man Babys im Wasser hält und mit welchen Übungen man spielerisch die Motorik fördern und die Freude am Schwimmen wecken kann. Zu spät, um mit dem Schwimmen anzufangen sei es dabei nie, sagt die Fachangestellte für Bäderbetriebe, die seit 2005 Babyschwimmkurse gibt. Schließlich sei die Wassergewöhnung bei Babys wichtig: „Damit sich die Kinder im Wasser sicher fühlen, wenn sie hineinfallen. Viele Kinder wollen ja gar nicht mehr nass sein“, sagt Köhle. Um dem entgegenzusteuern, reiche es aus, mit einem Becher vorsichtig und langsam das Wasser erst über den Rücken, den Nacken und dann den Kopf zu gießen oder die Kleinen unter der Dusche langsam daran zu gewöhnen. Das Tauchen der Babys sei hingegen nur was für Profis, warnt die Expertin. „Man muss schon einen Blick dafür haben ob das Kind mitmacht, oder ob es Wasser einsaugt“.
Ansonsten könne man beim Nassmachen der Babys nichts falsch machen. „Mach die Kinder nass, die gewöhnen sich dran“, lautet das Credo. Sich selbst sollte man dabei idealerweise auch nass machen und so mit gutem Vorbild voran gehen. „Selber unter Wasser gehen, mit dem Mund im Wasser das Kind anblubbern – und auf einmal blubbert das Baby vielleicht sogar zurück“, erzählt Köhle.
Wenn das Baby bibbert: sofort raus aus dem Becken.
Neben der Wassergewöhnung ist ein Babyschwimmkurs aber auch gut für die motorische Entwicklung. Eltern können mit verschiedenen Übungen die Babys fördern. Der Besuch im Schwimmbad sei generell ab einem Alter von zirka acht Wochen möglich. Damit das Kind nicht friert, sollte schon daheim die Badetemperatur, die üblicherweise bei 34 Grad liegt, langsam ein wenig kälter werden, um sie dem Becken im Schwimmbad anzugleichen, so der Tipp der Schwimmlehrerin. Die Becken beim Babyschwimmen haben am Anfang bestenfalls eine Temperatur von 31 bis 32 Grad. Dennoch sollte man sein Kind genau beobachten und beim ersten Gang ins Wasser die Signale richtig deuten. Bei marmorierter Haut, wenn der Nacken kalt ist oder das Baby gar bibbert oder blaue Lippen bekommt: sofort raus aus dem Becken.
Auf einen Besuch ganz verzichten sollte man auch bis zu drei Tage nach einer Impfung, oder wenn das Baby schlechte Laune hat. Und: Essen nie vergessen. Findet der erste Besuch im Freibad statt, sind außerdem Kopfbedeckung und Sonnencreme Pflicht. „Aber dran denken, dass das Baby dann glitschig ist“, rät Köhler.
Sind alle Vorbereitungen getroffen, kann es ins Wasser gehen. Für den ersten gemeinsamen Besuch im Becken beschreibt die Expertin das Vorgehen wie folgt: Erst gemeinsam duschen, dabei das Kind mit dem Rücken zu einem selbst auf den Arm nehmen. Die Temperatur der Dusche einstellen und dann den Strahl ein wenig auf die Arme und Beine, aber nicht direkt auf den Kopf des Babys kommen lassen. Dann folgt der Gang ins Becken, dabei das Kind an sich halten und langsam die Treppe ins Becken heruntergehen. Darauf achten, dass die Atmung des Kindes sich normalisiert. Gegebenenfalls mehrmals wieder vor- und zurückgehen. Das Baby muss sich schließlich an den Widerstand auf die Lunge im Wasser gewöhnen. Eine Schwimmhilfe brauchen Babys bis zum ersten Geburtstag übrigens nicht: „Die Eltern sind sozusagen die Schwimmhilfe. Körperkontakt und -wärme sind wichtig“, sagt Köhle.
Außerhalb des Wassers frieren die Kleinen schnell
Ist man erst mit dem Baby im Wasser, kann es mit den Übungen losgehen. „Wenn man nur am Rand steht, frieren die Babys zu schnell“, sagt die Schwimmlehrerin. Solange die Kleinen im Waser sind, rät Köhle außerdem: „Wirklich aktiv sein, auch singen und reden, und die Babys viel loben, schließlich ist es für Babys auch schwieriger sich im Wasser zu bewegen. Und: „Auch am Rand festhalten üben, so lernen sie, wo sie rauskönnen, wenn sie reinfallen.“
Für einen aktiven Aufenthalt im Wasser, an dem Baby und Eltern Spaß haben, zeigt die Expertin einige Griffe und Übungen: „15 Minuten Programm reichen dabei am Anfang völlig aus“, erklärt sie.
Als erstes zeigt sie Mama Alfiia und Sohn Rafael, die den Tag im Sillenbucher Freibad verbringen, den sogenannten Durchschreitegriff. Hier wird eine Hand von hinten zwischen den Beinen des Babys hindurch auf den Bauch geführt, die andere Hand stabilisiert von oben. Nun kann Mama Alfiia Sohn Rafael gut durchs Wasser führen und ihn hoch und tief, mal aus und mal ins Wasser bewegen. „Der dadurch entstehende Druckwechsel stärkt die Atmung“, erklärt Köhle. Für ein freieres Planschen zeigt die Schwimmlehrerin den Tablettgriff, bei dem die Daumen unter die Achsel des Babys greifen. So kann man das Baby in Bauch oder Rückenlage gut durchs Wasser ziehen, die Geschwindigkeit ändern und große oder kleine Schlangenlinien ziehen. Außerdem sind in dieser Position Arme und Beine frei und das Kind kann planschen. In Rückenlage kann das Elternteil im Wasser auch mal einen Fuß des Kindes nehmen und es zum Planschen animieren. Beim Wechsel vom Bauch- in die Rückenlage und umgekehrt sei es nur wichtig, den Kopf vorsichtig mitzunehmen – auch das zeigt die Schwimmlehrerin.
Entspannt bleiben ist das Allerwichtigste
Zuletzt zeigt Sabrina Köhle noch den Sandwichgriff, bei dem die flachen Hände von oben und unten das Baby festhalten. Wie im Tablettgriff sind Arme und Beine nun frei und das Baby kann planschen. Da es aber im Hohlkreuz ist, muss es sich mehr strecken.
Nach dem Schwimmen geht es noch unter die warme Dusche, wo ausgiebig gekuschelt werden darf. Bei solchen aktiven Babyschwimmeinheiten bleibt es im Übrigen nicht aus, dass sich das Baby mal verschluckt. Auch hier hat die Expertin einen Tipp: Einfach einen oder beide Arme des Babys nach oben halten und, falls das Baby schon hört, es nach oben schauen lassen. So entspannt sich die Atmung. Auch wenn mal Wasser ins Ohr kommt, sei das nicht schlimm, beruhigt die langjährige Schwimmlehrerin: „Aus jeder Öffnung, in die beim Schwimmen Wasser reinkommt, kommt es auch wieder raus“.
Generell gelte ohnehin für alle Eltern: „Entspannt bleiben, sie machen nichts falsch, so lange die Babys im Wasser Spaß haben und regelmäßig nass werden, reicht das am Ende für die Wassergewöhnung total“.