Exhibitionisten haben im Sommer Hochsaison. Carmen Steffan vom Polizeipräsidium Reutlingen gibt Tipps, wie sich Frauen bei einem Zusammentreffen schützen können.

Kultur: Kathrin Waldow (kaw)

Esslingen - Im Sommer meldet die Polizei fast täglich Fälle von Exhibitionismus. Vornehmlich Männer lassen im Park, Freibad, am Baggersee oder auf offener Straße die Hosen runter, um die Blicke ihrer weiblichen Opfer auf sich zu ziehen. Carmen Steffan vom Fachbereich Kriminalprävention beim Polizeipräsidium Reutlingen hat mit diesen Fällen und den Opfern von Exhibitionisten zu tun und weiß, wie sich Betroffene am besten verhalten.

 
Wie viele Fälle von Exhibitionismus ereignen sich jährlich im Landkreis Esslingen?
2016 gab es hier 43 Fälle von Exhibitionismus. Davon ereigneten sich zwölf gegenüber Kindern. Die anderen 31 Fälle traten gegenüber Frauen auf. Das sind jedoch nur diejenigen Fälle, die uns angezeigt wurden. Außerdem handelt es sich beim Auftreten von Exhibitionisten gegenüber Kindern um sexuellen Missbrauch, gegenüber Frauen um exhibitionistische Handlungen.
Was treibt Männer an, fremden Frauen in der Öffentlichkeit ihr Geschlechtsteil zu zeigen?
Das Hauptziel der meisten Exhibitionisten ist der Überraschungsmoment, der bringt vielen Tätern häufig schon die Befriedigung. In erster Linie wollen sie schockieren. Es geht um das Zeigen des Geschlechtsteils. Dahinter steckt auch ein gewisses Machtgefühl, etwa nach dem Motto: „Die muss mich jetzt anschauen.“ Für manche Täter reicht auch das Öffnen des Reißverschlusses aus, wiederum andere gehen weiter und onanieren.
Ist das bereits eine sexuelle Belästigung?
Nein. Sexuelle Belästigung oder Nötigung beginnt mit dem Körperkontakt.

In unserem Video gibt ein Selbstverteidigungstrainer Tipps, wie Sie sich bei Angriffen schützen und wehren können. Klicken Sie hier.

Wie gefährlich sind Exhibitionisten?
In der Regel ist es so, dass von diesen Tätern keine größere Gefahr ausgeht.
Gibt es einen bestimmten Typ Mann, der eher exhibitionistische Handlungen vornimmt?
Es können Männer jeglichen Alters sein. Unter den Tätern sind Familienväter wie Singles. Aber wir stellen fest, dass es sich meist um sehr schwache Männer handelt, die auf diese Weise Macht ausüben wollen.
Auch wenn das Gefahrenpotenzial gering ist, was raten sie Personen, die einem Exhibitionisten begegnen?
Wir raten dazu, die Täter nicht zu beachten, sondern weiterzugehen und sich aus der Gefahrenzone zu entfernen. Kinder sollten unbedingt ihre Eltern oder die Polizei kontaktieren. Erwachsene Opfer sollten ebenso unter der Notfallnummer 110 den Vorfall melden, auch, um weitere vermeintliche Opfer zu schützen. In vielen Fällen treffen wir dann die Täter vor Ort noch an. Außerdem bieten wir in unseren Polizeistellen Tipps und weiterführende Beratungsstellen für Opfer an. Häufig werden solche Taten nicht gemeldet, weil Opfer denken, es sei nicht so schlimm gewesen. Hinterher stellt sich dann heraus, dass dieses Erlebnis doch Konsequenzen für den Alltag der Betroffenen hat. Da bieten wir Hilfe an und raten deshalb dringend dazu, sich umgehend bei uns zu melden.
Haben Sie weitere Tipps für die unmittelbare Situation?
Wenn man sich unsicher fühlt, sollte man laut um Hilfe oder Passanten zur Hilfe rufen. Falls es zu einer sprachlichen Kommunikation kommt, sollten Opfer den Täter nicht duzen, damit für Passanten nicht der Eindruck entsteht, es handle sich um eine Privatangelegenheit. Zudem sollte man sich nicht lustig über den Täter machen.