In der Nacht von Freitag auf Samstag gibt es in einer Pizzeria im Landkreis Göppingen einen lauten Knall. Die Glasscheiben in den Fenstern zerspringen. Was ist passiert?

Mutmaßlich zwei Männer haben in der Nacht zum Samstag einen Brandanschlag auf die Pizzeria d’Onofrio in Eislingen an der Fils (Landkreis Göppingen) verübt. Sie wurden unmittelbar nach dem Angriff von Polizeibeamten unweit des Tatortes vorläufig festgenommen. Inzwischen hat ein Richter Untersuchungshaft für das Duo angeordnet.

 

Gegen 1.40 Uhr sollen die beiden Beschuldigten einen Molotowcocktail durch eine Scheibe in die Gaststätte geworfen haben. Der Brandsatz explodierte. Durch die Druckwelle barsten Scheiben im Erd- und im ersten Obergeschoss, das Mobiliar wurde zerstört. Brandermittler der Polizei beziffern den Schaden auf mindestens 50 000 Euro. Der Wirt Salvatore d’Onofrio und ein weiterer Mann befanden sich zur Tatzeit in der beliebten Pizzeria. Sie wurden durch den Angriff leicht verletzt.

Ein Zeuge beschrieb unmittelbar nach dem Anschlag der Polizei zwei dunkel gekleidete, mit Sturmhauben maskierte, dunkelhäutige Männer als mögliche Täter. Diese stellten Fahnder dann auch in der Nähe des Tatortes. Beide wiesen frische Brandverletzungen auf. Bei einem waren sie so schwer, dass er nach seiner vorläufigen Festnahme in ein Krankenhaus eingeliefert wurde.

Zudem fanden die Polizisten Sturmhauben bei den beiden Verdächtigen. Nach Recherchen unserer Zeitung fanden die zu den Ermittlungen hinzugezogenen Sprengstoffexperten des Landeskriminalamtes keine Hinweise auf Explosivstoffe in dem zerstörten Lokal.

Was über das Motiv bekannt ist

Die Identität und die Nationalität der Beschuldigten stehen bisher nicht zweifelsfrei fest. Ebenso ist das Motiv für den Anschlag noch unklar. Die Ermittlungen konzentrieren sich auf zwei Ansätze: Zum einen könnte die Tat im Zusammenhang mit den seit etwa zwei Jahren andauerenden Auseinandersetzungen zweier Gruppen im Großraum Stuttgart stehen. Im vergangenen August hatte ein Anhänger der einen bei der Beerdigungsfeier für ein Mitglied der anderen in Altbach bei Esslingen eine Handgranate auf die Trauergemeinde geworfen. Im Februar waren die dazu laufenden Ermittlungen von fünf regionalen Polizeipräsidien im LKA in der sogenannten besonderen Aufbauorganisation Fokus gebündelt worden.

Steckt die Mafia hinter dem Brandanschlag?

Denkbar ist für die Kriminalen aber auch eine Tat im Bereich der internationalen organisierten Kriminalität. Es könnte sich um eine mögliche Schutzgelderpressung handeln. Baden-Württemberg gilt Hochburg der italienischen Mafia außerhalb des Mutterlandes. Von 770 den verschiedenen Organisationen Camorra, Cosa Nostra, Ndrengheta und Sacra Corona Unita zugeordneten Mitgliedern sollen nach einer aktuellen Einschätzung des Innenministeriums 170 im Südwesten Deutschlands leben. Er gehe aber von einer deutlich höheren Anzahl möglicher Mafiosi unter dem Radar der Ermittler aus, hatte LKA-Präsident Andreas Stenger im Frühjahr gesagt.

Polizei bittet Zeugen um Hinweise

Die regionalen Schwerpunkte der Mafiosi machten Ermittler im Großraum Stuttgart, in der Bodenseeregion, in Pforzheim und in Reutlingen aus. Die Gruppierungen agierten vor allem in den Bereichen Drogenhandel, Wirtschaftskriminalität sowie Erpressung. Allerdings, so schätzen Ermittler die Lage ein, komme es unter den Gruppen in Deutschland eher selten zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Die ihnen folgenden Ermittlungen störten die Geschäfte der Mafia. Die sei daran interessiert, die Gesellschaft „wie eine Krake“ zu unterwandern.

Polizei und Staatsanwaltschaft Ulm bitten Zeugen des Anschlags in Eislingen, sich bei der Kriminalpolizei Göppingen unter der Telefonnummer 0 71 61/63 23 60 zu melden. Die Ermittler sind sowohl an Beobachtungen von ungewöhnlichen Ereignissen wie auch zu den beiden Beschuldigten interessiert.