Eine kleine Bombe explodiert im Taschenschließfach eines Supermarkts in St. Petersburg. Nach einem schweren Terroranschlag im April fragt sich Russlands zweitgrößte Stadt: Was steckt dieses Mal dahinter?

Moskau - Die Explosion eines Sprengsatzes mit zahlreichen Verletzten hat wenige Tage vor Neujahr Russlands zweitgrößte Stadt St. Petersburg schockiert. Neun Menschen wurden in Krankenhäuser eingeliefert, wie die örtlichen Behörden mitteilten. Andere Leichtverletzte wurden ambulant behandelt.

 

In einem Einkaufszentrum sei ein kleiner selbstgebauter Sprengsatz mit einer Sprengkraft von 200 Gramm Dynamit explodiert, sagte Swetlana Petrenko, Sprecherin des Staatlichen Ermittlungskomitees, am Mittwoch in Moskau. Die Bombe sei mit Metallteilen gespickt gewesen.

Kein Motiv wird ausgeschlossen

Ermittelt werde wegen versuchten Mordes. Kein mögliches Motiv werde ausgeschlossen, sagte Petrenko, nachdem es zunächst geheißen hatte, es werde nicht von einem Terroranschlag ausgegangen. Die Behörde schickte Beamte aus Moskau, um den Fall zu untersuchen. Im April waren bei einem islamistischen Bombenanschlag auf die U-Bahn in St. Petersburg 15 Menschen getötet worden.

Nach Augenzeugenberichten war die Bombe in Schließfächern nahe den Kassen eines Supermarkts versteckt. „Es gab einen lauten Knall, und die Erde bebte. Dann verbreitete sich sehr schnell Rauch“, sagte der Augenzeuge Artur Erizjan der Agentur Tass. Es brannte aber nicht. Kunden und Personal wurden aus dem Supermarkt gebracht.

„Jemand hat den Sprengsatz deponiert“

„Es kann keine Rede von einem Zufall sein. Jemand hat den Sprengsatz deponiert, und er hat gezündet“, kommentierte der für Sicherheit zuständige Abgeordnete Franz Klinzewitsch vom Föderationsrat.

Experten schlossen eine Erpressung oder organisierte Kriminalität als Hintergrund nicht aus. Andererseits haben russische Behörden sich in den vergangenen Monaten gescheut, Terroranschläge als solche einzustufen, auch wenn es klare Hinweise dafür gab. Mitte Dezember hatte Präsident Wladimir Putin mitgeteilt, seine Sicherheitskräfte hätten dank Informationen des US-Geheimdienstes CIA Anschläge in St. Petersburg verhindern können.