Die Ursache für die verheerende Gasexplosion im Stuttgarter Westen schien gefunden. Doch die EnBW widerspricht nun einer Darstellung der Stadt, die Netzbetreiber hätten einen mutmaßlichen Fehler beim Verlegen der Leitungen vor 20 Jahren eingeräumt.

Es klingt nach großer Gewissheit, was die Stadt Stuttgart am Dienstag in einer Mitteilung verkündet. Oberbürgermeister Frank Nopper hatte sich zuvor mit Vertretern von Netze BW und Stuttgart Netze ausgetauscht, um mehr über das Unglück in der Köllestraße vor rund drei Wochen zu erfahren. Damals hatten eine Explosion und ein Feuer im Stuttgarter Westen ein Haus zerstört, eine Bewohnerin war ums Leben gekommen.

 

Fest steht, dass es zwei Stunden vor der Explosion einen Kurzschluss in einer Stromleitung, die vor dem Gebäude verläuft, gegeben hat. Durch die Hitze war eine benachbarte Gasleitung zerstört worden. „Die Vertreter der Netzbetreiber erläuterten ihr engmaschiges Netz aus Vorschriften, Kontrollen und Zertifizierungen, die auch für die jeweiligen Dienstleister und Fachbetriebe gelten. Sie erklärten, dass die Explosion nach dem aktuellen Stand der Untersuchungen mutmaßlich durch einen singulären Fehler ausgelöst wurde, der beim Verlegen der Gasleitung vor rund 20 Jahren geschehen sein müsse“, teilt die Stadt mit.

Alles klar also? Mitnichten. Denn bei den Netzbetreibern, insbesondere dem Netze BW-Mutterkonzern EnBW, ist man offenbar etwas irritiert über diese Darstellung. „Nach jetzigem Informationsstand lagen Stromleitung und Gasleitung an dieser Stelle näher aneinander, als dies die Regelwerke vorsehen. Ob dieser Zustand bereits beim Verlegen erfolgte oder zu einem späteren Zeitpunkt eingetreten ist, müssen die Ermittlungen noch zeigen“, sagte ein EnBW-Sprecher unserer Zeitung. Deshalb könne zum heutigen Zeitpunkt noch nicht von einem Fehler beim Verlegen gesprochen werden. „Dazu bedarf es weiterer Ermittlungen. Zudem ist nach wie vor unklar, ob die nahe beieinander liegenden Strom- und Gasleitungen überhaupt ursächlich zur Explosion geführt haben“, so die EnBW.

Dort sorgt insbesondere ein Umstand für Skepsis: In Abstimmung mit den Behörden wurden in der Köllestraße an 14 Kreuzungspunkten Aufgrabungen vorgenommen, um die Gasleitung, die im Jahr 2001 verlegt wurde, zu kontrollieren. Alle Prüfungen waren ohne Befund. Alles scheint damals regelgerecht verlegt worden zu sein. Nur vor dem ausgebrannten Haus war der Abstand zwischen Gas- und Stromleitung zu gering. Das könnte aber auch im Nachhinein beispielsweise durch Erdbewegungen passiert sein. Deshalb ist man bei den Netzbetreibern noch sehr zurückhaltend – und nicht besonders glücklich über die Meldung der Stadt.