Teresa Präauer schreibt Romane und zeichnet Vögel – Und für die StZ-Reihe „Extrablatt“ entwirft die Österreicherin auch eine Tankwartin, wie sie sich im wirklichen Leben so mancher wünschen würde.

Kultur: Stefan Kister (kir)

Stuttgart - Im Café Engländer an der Wollzeile sitzt Teresa Präauer, trinkt eine Melange und erklärt das österreichische Kaffeesystem: Eine Melange ist ein guter Mittelweg, ein kleiner Brauner ist ein kleiner Schwarzer mit Milch, entsprechend verhält es sich mit dem großen Braunen. Das klingt logisch, auch wenn die schöne Kaffeekundige überzeugt ist, dass es nur zwei prinzipielle Unterschiede zwischen Österreichern und Deutschen gibt: „Erstens, dass wir diskursiv nicht so stark sind“, was durch die voranstehenden Darlegungen als widerlegt gelten darf. „Zweitens, dass wir poetisch stärker sind“, was man sofort unterschreiben würde. Erstens, weil diese Einschätzung in ihrem Idiom sehr schön klingt. Und zweitens, weil sie einen Roman geschrieben hat, in dem sich beispielsweise diese erschöpfende Bestimmung der Conditio humana findet: „Das Sein besteht aus Essen, Schlafen, Trinken und Fliegen. Alles andere folgt daraus.“

 

Teresa Präauer ist eine Doppelbegabung. Als Zeichnerin arbeitet sie für Magazine wie den „Rolling Stone“, porträtiert Gänse in verzweifelten Lebenslagen und erfindet für das StZ-„Extrablatt“ mit Wolf Haas eine Tankwartin, wie sie im wirklichen Leben von manchen wohl ersehnt, aber selten angetroffen wird. In einem Zwischenreich operiert sie auch als Autorin, allerdings ohne die verschwommenen Betulichkeiten, wie sie in solchen Sphären gerne sprießen. In ihrem literarischen Jungfernflug „Für den Herrscher aus Übersee“ schneidet sie mit scharfer Schere aus den Elementen Kinder, Vögel, Großeltern eine befremdliche Bildungsgeschichte aus, die nur deshalb abhebt, weil sie genau gearbeitet ist, und nicht, weil Präauer träumerisches Leichtgepäck bevorzugen würde.

Geburt der Kunst aus der Tragik des Bastelns

Warum Vögel ihr literarisches und bildnerisches Werk durchflattern, erklärt sie wenig sentimental, sondern streng diskursiv: „Mich interessieren Dinge immer formalästhetisch, beim Vogel ist das praktisch, er kann von oben hinunterschauen, das erlaubt mir Bilder aus der Entfernung und aus der Nähe zu komponieren.“ Teresa Präauer ist fasziniert von dem Moment zwischen gezeichneter Statik und erzählerischer Dynamik. Auf der Suche danach nomadisiert sie zwischen den Künsten und durchforstet die Welt nach Bildern und Worten.

Die Geburt der Kunst aus der Tragik des Bastelns nennt sie selbst, was dabei entsteht. Von Tragik freilich ist ihr wenig anzumerken. „Ich kann mich überall dazwischenweben, es ist lustig wenn man zwei Sachen macht – mindestens zwei, weil atmen muss man ja auch noch.“ Die 34-Jährige hat es geschafft, sich als freie Autorin und Zeichnerin zu etablieren. Will eine Literaturzeitschrift einen Text, so schickt sie ein Bild, fragt ein Museum, bekommt es eine Geschichte. Vor dreizehn Jahren hat sie auch einmal in Berlin studiert. Rau und wild empfand sie die Stadt. An Österreich schätzt sie das Südliche, die hineinragende Vielstimmigkeit. Andererseits die letzten Wahlen: „Es gibt ein starkes rechtes Potenzial – aber die Melange ist davon nicht betroffen.“