Kultur: Stefan Kister (kir)

Aber fragen wir ihn doch am besten selbst, denn inzwischen ist das Café Oberlaa erreicht, wo Wolf Haas am Ende einer langen Flucht vielfarbig glasierten Gebäcks einen, ja, was eigentlich trinkt? „Muss man in Österreich dazu wirklich großer Brauner sagen?“ – „Bestellen Sie einfach einen Cappuccino“. Also: am Anfang waren die Brenner-Romane mit ihrer anstößigen Sprache ein Wagnis, mit der Zeit ist eine Gemeinde entstanden, die das witzig findet. „Es ist ein komisches Schreibgefühl, wenn man den Eindruck hat, man müsse Erwartungen bedienen. Deshalb habe ich die Serie auch beendet.“

 

Jetzt schreibt Wolf Haas für die Stuttgarter Zeitung. In der Reihe „Extrablatt“ hat er sich mit seiner Kollegin, der Schriftstellerin und Zeichnerin Teresa Präauer zusammengetan. In der nächsten Woche werden sie präsentieren, wie ihrer Ansicht nach eine Kulturseite auszusehen hat. Nur so viel sei an dieser Stelle schon verraten, nämlich dass künftig nicht nur Galerien, Theater und Konzertsäle zu den Brennpunkten kulturellen Geschehens zählen, sondern auch: Tankstellen.

Gleich im ersten Brenner-Roman gibt es übrigens einen Tankstellenbrand. Haas befragte für diese Szene einen Feuerwehrmann, der ihm geschildert hat, wie man sich fühlt, wenn man zu einer brennenden Tankstelle kommt. Dann war das Tonband mit der Aufnahme plötzlich weg. „Ich war so stinkwütend auf mich, dass ich das ganze Gespräch aus einem Zwischenspeicher meines Gehirns rekonstruiert und hingetippt habe – das wurde dann ein wichtiger Baustein für den Brenner-Stil.“