Extreme Trockenheit Dürres Deutschland
Nach zwei extrem trockenen Jahren fällt auch 2020 zu wenig Regen. Die Folgen sind gravierend, kommentiert Klaus Zintz.
Nach zwei extrem trockenen Jahren fällt auch 2020 zu wenig Regen. Die Folgen sind gravierend, kommentiert Klaus Zintz.
Stuttgart - Der Hochsommer hat Deutschland fest im Griff – mit Hitze, Schwüle und heftigen Gewittern. Auch wenn die Niederschläge mancherorts sintflutartig sein mögen, so ändern sie doch nichts an der Situation, die weite Teile der Bundesrepublik seit 2018 prägt: Es ist viel zu trocken. Ein Blick auf die Karten, die der Dürremonitor des Umweltforschungszentrums in Leipzig jeden Tag herausgibt, zeigt den ganzen Ernst der Lage: Vor allem in Ostdeutschland, aber auch im Südwesten im Schwarzwald und entlang der Donau herrscht die höchste Alarmstufe. Das Dunkelrot steht für „außergewöhnliche Dürre“ auf der fünfstufigen Skala für die Bodenfeuchte in 1,8 Meter Tiefe. Ähnlich sieht es mit den Wasservorräten aus, die bis in 25 Zentimeter Bodentiefe direkt für die Pflanzen verfügbar sind: Auch hier sieht es im weitaus größten Teil Deutschlands dramatisch aus: Der Boden ist am sogenannten Welkepunkt angelangt, ab dem Pflanzen unumkehrbar verdorren. Nur das Voralpenland und der äußerste Norden der Republik sind nach wie vor mit genügend Feuchtigkeit gesegnet.
Dieser Tage hat das Leipziger Umweltforschungszentrum verkündet, dass es sich bei der seit 2018 herrschenden Dürre um ein historisches Ereignis in Mitteleuropa handelt. Seit 1766 habe es im Sommer in keinen zwei aufeinanderfolgenden Jahren eine Dürre in einem solchen Ausmaß gegeben wie 2018 und 2019. Und nun kommt 2020 noch obendrauf – ein Jahr, in dem es im Frühjahr kaum geregnet hat und auch jetzt im Sommer in vielen Regionen zu wenig Niederschlag fällt.
Während die Landwirtschaft im Südwesten in diesem Jahr vergleichsweise glimpflich davonkommt, sieht es für den Wald weitaus düsterer aus. Das kann jeder sehen, der aufmerksam die Bäume mustert: Die Kronen lichten sich, bei jedem Windstoß wirbeln gelbe Blätter zu Boden, und nicht nur viele Buchen sind schon braun. Hinzu kommt, dass der Borkenkäfer mit Bäumen, die von der Trockenheit geschwächt sind, besonders leichtes Spiel hat und sich deshalb massiv ausbreiten kann. So warnte der baden-württembergische CDU-Agrarminister Peter Hauk zu Recht, dass wir mancherorts in eine ökologische Katastrophe laufen würden.
Doch was kann man tun? Natürlich hoffen, dass es bald regnet. Am besten wäre ein ausgiebiger Landregen, und zwar bundesweit. Doch der ist nicht in Sicht – und im Spätsommer und Herbst auch eher unwahrscheinlich. Dann könnte es, rein statistisch gesehen, besser werden: In den vergangenen Jahrzehnten zeigte sich der Trend, dass es im Winter mehr regnet als früher – was mit dem Klimawandel zusammenhängen könnte. Doch die Erwärmung der Erde lässt andererseits auch Dürreperioden immer wahrscheinlicher werden. Auch hier haben die Leipziger Umweltforscher dieser Tage Klartext geredet: Werden die Emissionen von Treibhausgasen nicht reduziert, werden Häufigkeit und Ausmaß von Dürreperioden deutlich zunehmen.
Weniger Treibhausgase werden indes nicht ausreichen, da der Klimawandel schon weit fortgeschritten ist. Die augenblickliche Dürreperiode führt überdeutlich vor Augen, dass langfristige Anpassungsmaßnahmen unerlässlich sind. Für die Wälder, aber auch für die Landwirtschaft bedeutet dies erhebliche Umstrukturierungen. Doch während die Bauern mit Bewässerung, trockenresistenteren Sorten und neuen Anbaustrategien einige Handlungsmöglichkeiten haben, suchen die Förster noch nach Baumarten, die mit den Folgen des Klimawandels besser zurechtkommen. Wie erfolgreich sie dabei sind, muss sich erst noch zeigen. Klar ist dagegen, dass die Anpassungsmaßnahmen teuer sind. Noch viel teurer aber wird es, nichts zu tun. Das zeigen die Dürreschäden seit 2018, die in die Milliarden gehen.