Steffi Praher hat den Remstal-Höhenweg in 66 Stunden zurück gelegt und nach 250 Kilometern nonstop am Samstag Abend das Olgäle in Stuttgart erreicht - lächelnd trotz Blasen und Schmerzen. Unser Ticker dokumentiert die extreme Aktion mit allen Hochs und Tiefs.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Fellbach - Steffi Praher macht ernst. Bei minus vier Grad und leichtem Schneefall ist die Extremsportlerin aus Plüderhausen am Mittwoch kurz vor Mitternacht losgerannt.

 

Sie hat einen Wahnsinnslauf vor sich, will den kompletten Remstal-Höhenweg von Fellbach nach Essingen im Ostalbkreis (hier eine Karte) und wieder zurück bis nach Remseck laufen und dann weiter bis nach Stuttgart zum Kinderkrankenhaus Olgäle. Das ist eine Strecke von rund 250 Kilometer.

Mit der Aktion „Steffi rennt“ sammelt die Fitnesstrainerin, die von ein paar anderen Läufern begleitet wird, Spenden für die Krebsstation des Hospitals (hier der Link zu einem Spendenformular). Bis dato sind rund 6000 Euro zusammen gekommen. Steffi rechnet mit einer Laufzeit von rund 70 Stunden, sie will nonstop laufen.

Der StZ-Redakteur Martin Tschepe berichtet mit einem Ticker kontinuierlich von Steffis Wahnsinnslauf.

Samstag, 19.08 Uhr, Stuttgart, Olgäle, Kilometer 250,3

"Mir geht es gut. Und jetzt will ich erstmal essen und trinken und genießen", sagt die glückliche Steffi nach ihrer Ankunft im Olgäle. Aber zuerst muss sie sich durchchecken lassen: Ihr geht es den Umständen entsprechend gut, sagen die Ärzte. Trotzdem bekommt sie vorsichtshalber eine Infusion. Außerdem hat sie einen ordentlichen Husten. Aber alles nicht so schlimm, meint sie. Auch wenn sie rückblickend zugibt, dass der Lauf eine extreme Erfahrung für sie war. "Es war hart", am schlimmsten nach 90 Kilometern bei Heubach, als sie in extremer Kälte eine große Steigung überwinden musste. Aber das ist jetzt vergessen: "Ich bin froh, dass ich endlich da bin."

Samstag, 18.22 Uhr, Stuttgart, Olgäle, Kilometer 250

Steffi ist im Ziel! Und sie strahlt, auch wenn sie schweren Schrittes des Olgäle erreicht. Aber die Strapazen nach 66 Stunden laufen und überwinden von insgesamt 7000 Höhenmetern haben sich gelohnt: 12.000 Euro sind inzwischen auf dem Spendenkonto für die Kinderkrebsstation des Olgäle.

Samstag, 14.33 Uhr, Remseck - Kilometer 235

Steffi hat Remseck erreicht und jetzt nur noch 15 Kilometer zu laufen. Das hat sie sicherlich motiviert, denn sie ist extrem gut drauf. Bei einer kurzen Pause in Remseck zieht sie ihre Jacke aus und hört rockige Musik auf ihrem MP3-Player. Dann noch ein Stück Ananas in den Mund und eine Cola hinterher - und ab im Stechschritt Richtung Stuttgart. Wenns weiter so gut läuft, wird sie ihr Ziel - das Olgäle in Stuttgart - gegen 18 Uhr erreichen.

Samstag, 13.05 Uhr, auf dem Weg nach Remseck

Steffis Unterstützer berichten, dass sie in Korb die GPS-Geräte ausgewertet haben. "Dabei kam eine Gesamtdistanz von 218 Kilometern heraus." Steffi uind ihre Mitläufer haben offenbar ein paar Schleifen zu viel gelaufen. Das bedeutet, dass sie auf der letzten Etappe von Remseck zum Olgäle, um die 250 Kilometer exakt zu erreichen, einen anderen Weg nehmen werden, als auf der Karte dargestellt. Es wird entlang des Neckars gehen und dann nach Stuttgart ins Ziel. Sobald wir genaueres wissen, informieren wir hier darüber.

Samstag, 12.24 Uhr, zwischen Korb und Remseck

Steffi sieht wieder richtig gut aus. Ganz erstaunlich nach weit mehr als 200 Kilometern im Schnee. Seit etwa einer Stunde ist sie mit ein paar Begleitern auf dem Weg nach Remseck. Sie hat Blasen an den Füßen. Aber über Schmerzen wird ja seit längerem gar nicht mehr gesprochen. Kurz vor dem Abmarsch in Korb haben ein paar Schaulustige und Freunde Fotos von Steffi gemacht - auf den Schnappschüssen tragt sie tatsächlich ein strahlendes Lachen im Gesicht. Mit den Worten: "Das schaffen wir jetzt auch noch" hat sie sich verabschiedet. Sportler, die jetzt noch einsteigen wollen in die letzten Etappen, werden freundlich abgewiesen. Steffi will möglichst nur noch die befreundeten Läufern um sich haben, die sie seit dem Start vor mittlerweile fast 60 Stunden begleiten. Ihr Team wartet jetzt in Neckarrems beim Rathaus. Steffi dürfte am frühen Nachmittag eintreffen.

Samstag, 9.43 Uhr, Korb, Schützenhaus – Kilometer 212

Steffi ist früher als gedacht in Korb angekommen. Unterwegs hat sie auf einer Bank zehn Minuten geschlafen. Mehr darf sie ihrem Körper in der Kälte nicht gönnen, denn das wäre gefährlich. Ein Unterstützer hat das kurze Schläfchen überwacht. „Sie ist mental wahnsinnig stark“, sagen ihre Begleiter. Auf dem Weg hat die Gruppe Pizza bestellt, die jetzt nach Korb geliefert wird. Frisch gestärkt läuft Steffi dann weiter in Richtung Neckarrems.

Samstag, 7.55, zwischen Schornbach und Korb

Steffi meldet sich bei ihrem Team und erklärt, sie und ihre zwei Mitläufer hätten Remshalden-Bouch bereits hinter sich gelassen. Mittlerweile ist sie über 50 Stunden auf dem Remstal-Höhenweg unterwegs und hat bereits über 200 Kilometer erfolgreich hinter sich gebracht. Jetzt kommt das Ziel immer näher!

Samstag, 2:35 Uhr, Schornbach - Kilometer 187

Steffi ist in Schornbach, es ist bitter kalt. Alles tut weh. Essen, trinken, ausruhen. Der Start der elften Etappe, der drittletzten, verzögert sich wegen eines kleinen technischen Problems mit dem GPS-Gerät. Die Pause wird länger als zunächst vorgesehen. Das ist zwar angenehm, den Muskeln tut die Ruhe gut, es besteht indes die Gefahr, dass sie verhärten - dann ginge gar nichts mehr. Als das GPS-Gerät wieder funktioniert, machen sind Steffi und ihre beiden Begleiter einigermaßen frisch und mitunter sogar fröhlich auf den Weg - so frisch und fröhlich, wie es nach 187 Kilometern zu Fuß und ohne Schlaf eben geht. Das nächste Ziel ist Korb - mögliche Ankunft: im Laufe des frühen Vormittags.

Freitag, 20:06 Uhr, hinter Plüderhausen – Kilometer 174:

Steffi rennt nicht mehr, aber sie geht - zusammen mit ihren routinierten Dauerbegleitern, den beiden Extremsportlern Steffen Kohler und Georg Kunzfeld, sowie ein paar Läufern, die sich spontan eingeklinkt habe. Vor etwa einer halben Stunde ist Steffi in Plüderhausen aufgebrochen. Nach einer kurze Umarmung vom Papa und einer von der Mama. Die Mutter sagte, sie sei stolz auf ihre Tochter, der Vater sagte: „Die Steffi ist ein bisschen verrückt.“ Aber das weiß sie ja selbst am besten. Nach Mitternacht dürfte Steffi am nächsten Etappenziel in Schondorf-Schornbach ankommen, dann wird wieder ein bisschen ausgeruht, etwas gegessen, etwas getrunken. Und dann geht es auch schon wieder weiter in Richtung Korb, wo Steffi am Samstagvormittag eintreffen dürfte. Genaue Auskünfte über die möglichen Ankunftszeiten geben die Mitglieder von Steffis Team nicht mehr. Jetzt gilt es nur noch irgendwann beim Olgäle zu sein.

Freitag, 18:28 Uhr, Plüderhausen – Kilometer 170:

Gestützt auf ihre Stöcke erreicht Steffi Plüderhausen. Sie sieht fertig aus. Bei der Ankunft wartet aber eine Überraschung auf sie: Ihre Eltern empfangen sie dort und wollen ihr Mut machen: „Das Schlimmste hast du hinter dir“. Im Wohnmobil wird jetzt gegessen, dann geht’s weiter, nächstes Etappen-Ziel: Schornbach. Die Schaulustigen werden angehalten, nicht mehr zu fragen, was weh tut – es tue mittlerweile einfach alles weh.

Freitag, 16.05 Uhr, zwischen Lorch und Plüderhausen:

Steffi ist vor rund eineinhalb Stunden in Lorch einigermaßen erholt wieder los gelaufen. Mit einem Hustenanfall und einer mehr als knappen Antwort auf die Frage eines Schaulustigen, der wissen wollte, wie es ihr denn geht. „Scheiße.“ Momentan schlagen sich Steffi und ihre Begleiter durch den tief verschneiten Wald oberhalb des Remstals. Wenn alles nach Plan läuft, dann dürfte Steffi das nächste Etappenziel in der Thomas-Mann-Straße in ihrem Heimatort Plüderhausen am frühen Abend erreichen. Dort wartet bereits ihre Mannschaft mit dem Wohnmobil.

Freitag, 13.54 Uhr, Lorch – Kilometer 153:

Steffi ist ziemlich gezeichnet von ihrem Lauf: leuchtend rote Backen, und sie sieht müde aus. Inzwischen zählen Walking-Stöcke zur festen Ausrüstung, bergauf geht Steffi fast nur noch „mit“. Kein Wunder! Derzeit ist das Team im Wohnmobil und isst Nudeln. Steffi hat sich ein helles Brötchen mit ganz viel Butter bestellt. Nach einer kurzen Pause geht es weiter Richtung Plüderhausen. Dort werden Läufer vom Lions Club Winterbach die Extremsportlerin ein Stück begleiten.

Freitag, 10 Uhr, Schwäbisch Gmünd:

Das Team meldet: Verpflegungspause erfolgreich abgeschlossen, alle sind verarztet und topp motiviert. Die nächste Etappe führt Richtung Lorch und ist ungefähr 20 Kilometer lang.

Freitag, 8.55 Uhr, Schwäbisch Gmünd – Kilometer 133:

Steffi ist seit gut einer halben Stunde in Schwäbisch Gmünd. Sie ist zwar wegen der verbesserungsbedürftigen Ausschilderung des Remstal-Höhenwegs einen kleinen Umweg gelaufen, sei aber trotzdem „top“ drauf, sagt einer ihrer Begleiter, die im Wohnmobil von Station zu Station mit fahren. Diesmal hat der Koch Steffi und ihren Begleitläufern Nudeln und Kartoffeln serviert. Steffi hat ihre Trinkflaschen mit Pfefferminztee gefüllt. Sie hat auch ein bisschen Studentenfutter und ein paar Gummibärchen gegessen. Gleich geht es weiter in Richtung Lorch, wo Steffi in etwa fünfeinhalb Stunden eintreffen dürfte.

Freitag, 0.15 Uhr, Mögglingen – Kilometer 111:

Steffi erreicht pünktlich an ihrem 30. Geburtstag die nächste Etappe. Ihr Kommentar: „Scheiße, den Rest machen wir auch noch.“ Dieser Rest sind noch fast 140 Kilometer. Das Thermometer zeigt zweistellige Minusgrade, es liegen bis zu 30 Zentimeter Schnee. Steffi rennt für einen guten Zweck - mit dem Benefizlauf werden Spenden für das Olgäle gesammelt. Der aktuelle Kontostand: 6700 Euro. Jetzt geht es weiter in Richtung Schwäbisch Gmünd. Um 0:53 Uhr geht es weiter, auf die längste Etappe der ganzen Tour.

Donnerstag, 19.49 Uhr, zwischen Heubach und Mögglingen:

Steffi geht es „dem Umständen entsprechend“, sagt ein Teammitglied. Sie und die anderen Läufer, die sie begleiten, sind schon ziemlich kaputt – kein Wunder, nach gut 90 Kilometern im Tiefschnee. Das zehrt an den Kräften. Das Supporterteam geht davon aus, dass Steffi kurz nach Mitternacht in Mögglingen ankommt, vorher muss sie den Rosenstein bewältigen. Es schneit noch immer. Wenn Steffi nach Mitternacht in Mögglingen einläuft, dann hat sie einen speziellen Grund zu feiern – sie wird am Freitag 30 Jahre alt. Kein Flachs: Steffi hat sich selbst ein ganz spezielles Geburtstagsgeschenk gemacht – sie will den ganzen Tag laufen. Hoffentlich reichen ihre Kräfte. Der Weg bis ins Ziel ist noch sehr weit.

Donnerstag, 18.13 Uhr, Heubach – Kilometer 90:

Steffi hat Heubach erreicht. Alle Läufer werden neu eingekleidet und verpflegt. Die Pause dauert etwas länger. Jetzt geht’s weiter in Richtung Mögglingen.

Donnerstag, 13.29 Uhr, hinter Straßdorf – Kilometer 73:

Steffi und ihre Mitläufer haben sich in Straßdorf eine Viertel Stunde lang ausgeruht, sie haben wieder Salzkartoffeln gegessen. Diesmal wollten sie auch Nüsse, Gummibärchen und Salzstangen haben. Der Abschnitt, der jetzt beginnt, ist der härteste. Bei Heubach und bei Mögglingen macht der Remstal-Höhenweg seinem Namen alle Ehre. Steffi ist jetzt unterwegs in Richtung Heubach/Mögglingen

Donnerstag, 12.55 Uhr, Straßdorf – Kilometer 70:

Steffi ist schnell unterwegs. Auf der Strecke hat sie ihren Mitläufern zugerufen: „Wie geil ist das denn?“ Momentan hat Steffi rund ein halbes Dutzend Mitläufer. Im Moment werden die Läufer versorgt, das Wohnmobil steht auf einem Parkplatz. Doch ganz bald geht es auch schon weiter in Richtung Heubach.

Donnerstag, 9.14 Uhr, Rattenharz – Kilometer 55:

Steffi ist super drauf und kommt gleich in Lorch-Rattenharz an. Sie ist etwa zwei Stunden schneller als geplant. Die Begleitmannschaft im Wohnmobil wartet auf einem Parkplatz, dann bekommen die Extremsportlerin und ihre Begleitläufer warme Salzkartoffeln serviert. Nach einer kurzen Pause geht es weiter in Richtung Straßdorf.

Donnerstag, 2.20 Uhr, Strümpfelbach – Kilometer 15:

Die erste Etappe lief besser als geplant. Steffi ist relativ früh in Weinstadt-Strümpfelbach. Nach nur acht Minuten Pause geht es weiter Richtung Schorndorf.

Donnerstag, 0.03 Uhr, Neue Kelter Fellbach – Kilometer 0:

Unter den Anfeuerungsrufen der Mitternachtszuschauer joggen Steffi und ihre Begleiter auf der Verlängerung der Kappelbergstraße in Richtung Weinberge und verschwinden in der tief schwarzen Nacht.

Mittwoch, 23.50 Uhr, Neue Kelter Fellbach – Kilometer 0:

Am Start bei der neuen Kelter haben sich ihre Begleitmannschaft mit einem Wohnmobil und einem PKW sowie rund zwei Dutzend Freunden versammelt, und alle sagen: „Die Steffi schafft das.“ Steffi schlottert, weil es so kalt ist und sagt, sie sei super aufgeregt.