Der Esslinger Kanubiker Ingo-Kai Schoffer trainiert für einen neuen Weltrekord: Er will in 24 Stunden den Bodensee umrunden. Dafür hat er eigens einen neuen Antrieb entwickeln lassen, den er vor den Blicken der Konkurrenz schützt.

Esslingen - Fahrrad fahren kann jeder, Kanu fahren ist am Neckar auch keine unbekannte Sportart, aber die Kombination aus beidem ist doch eher ungewöhnlich. Der Esslinger Extremsportler Ingo-Kai Schoffer allerdings fährt schon seit Jahren Kanubike und trainiert zurzeit für einen Rekordversuch. Er will im Sommer mit dem Hybrid aus Liegerad und Kanu den Bodensee umrunden: von Konstanz über Bregenz und Friedrichshafen zurück nach Konstanz. 118 Kilometer will er in 24 Stunden schaffen. Der aktuelle Rekord des Österreichers Johann Kilzer liegt bei 24 Stunden und 30 Minuten.

 

Natürlich reizt den 43-Jährigen der Rekord, die körperliche Herausforderung. Ganz ungewöhnlich ist das Vorhaben für ihn aber nicht. Schoffer ist häufiger mal lange Zeit am Stück sportlich aktiv: 24 Stunden Indoorcycling, 24 Stunden Kanubiken auf dem Neckar, alles hat er schon gemacht. Und immer wieder Jagden nach Weltrekorden. Nicht nur sich selbst, auch andere will er übertreffen.

Seine neue Technik zu vermarkten, kommt nicht in Frage

Dafür nutzt er jeden Vorteil, den er kriegen kann. Sein Gegner Kilzer sei muskulöser und kleiner als er – ein Vorteil beim Kanubiken. „Wenn ich ihn schlage, dann auch durch ausgefeilte Technik“, sagt Schoffer. Gemeinsam mit seinem Arbeitgeber Festo hat er eigens einen neuen Antrieb konstruieren lassen. Energiesparend, weil er kaum Verwirbelungen am Propeller verursacht, und ultrageheim. „Nur drei Leute wissen über die genaue Technik Bescheid“, sagt Schoffer. Das Prinzip patentieren zu lassen, damit auch andere von den technischen Errungenschaften profitieren können, ist nicht in Schoffers Interesse. Er befürchtet vor allem sportliche Konkurrenz. „Wenn ich das öffentlich mache, haben nächstes Jahr alle so einen Antrieb“, glaubt er.

Selbst Anfragen von Forschern aus Berlin, die mit dem Schofferschen Prototypen ihre Entwicklung vorantreiben wollten, habe er abgewiesen, erzählt er. „Ich bin nicht auf das Geld aus, für mich zählt der Sport.“ Über einen Verkauf der genauen Technik könne er dann nachdenken, wenn er einen neuen, noch besseren habe.

Noch vor Sonnenaufgang nach Bregenz

Nicht nur der Wille zum Rekord treibt ihn an. Besonders eilig hat Schoffer es vor allem auf dem ersten Abschnitt. Um vier Uhr früh will er in Konstanz losfahren – und Bregenz noch vor Sonnenaufgang erreichen. 46 Kilometer sind das übers Wasser, wegen der Strömung aus Richtung des Altrheins eine anstrengende Strecke. Aber der Zeitplan ist wichtig, weil Schoffer vermeiden will, auf dem Weg nach Osten die Sonne im Gesicht zu haben. Lieber dreht er ihr den Rücken zu.

Die letzten Kilometer sind riskant. Schoffer befürchtet, dass ihm ungünstige Strömungen das Boot zerstören könnten. Doch er hat einen Plan B, der zwar anstrengender ist, aber regelkonform: „Notfalls nehme ich für die letzten drei Kilometer ein Tretboot.“

Begleitet wird Schoffer auf seiner Kreuzfahrt von Booten mit neutralen Beobachtern, Rettungsschwimmern für den Fall der Fälle und von seinem Team. Eins der Boote ist auch seine Anlaufstelle für Toilettenpausen. Je drei Minuten räumt er sich dafür ein. Verständlich, dass er möglichst wenig essen will an jenem Tag. Was ihm hilft, ist sein Körpergewicht. Das besteht durchaus nicht nur aus Muskeln. 15 Prozent Körperfettanteil will Schoffer am Tag X haben. Zwar wäre das Vorankommen leichter, wenn er weniger Gewicht transportieren müsste, aber bei so einer Tour ist er froh über die Reserven: „Wenn Sie 24 Stunden lang fahren, wie viel müssen Sie dann wohl zu sich nehmen, wenn Sie gar kein Körperfett haben?“

Am 13. April wartet die letzte große Feuerprobe auf Schoffer, körperlich wie psychisch. 25 Stunden, so lange wie noch nie zuvor, will er in Reutlingen im Freien in die Pedale seines Spinning-Rads treten.