Der Leonberger Tobias Joos beendet den 4-Trails-Wettbewerb als 26. In vier Tagesetappen von Garmisch-Partenkirchen nach Samnaun legen die Teilnehmer fast 160 Kilometer mit knapp 10 000 Höhenmetern zurück.

Leonberg - Die Alpen – ein Urlaubsparadies, ob im Winter zum Skifahren oder im Sommer zum Wandern. Landschaftlich zu jeder Jahreszeit reizvoll und vor allen Dingen für Familien mit Kindern ein echtes Idyll. Von Leonberg aus ist es fast ein Katzensprung. Da liegt es doch nahe, selbst für ein verlängertes Wochenende das Zelt einzupacken, die Kinder zu schnappen und ein paar Tage in den Bergen zu genießen. So hat es auch Tobias Joos gemacht.

 

Der kleine Unterschied: der inzwischen in Bad Liebenzell wohnende Leonberger hat dabei auch noch eine sportliche Herausforderung angenommen. Der 32-Jährige startete bei dem Ultra-Berglauf 4-Trails. Die Eckdaten: in vier Tagesetappen sind vom Startpunkt Garmisch-Partenkirchen bis zum Ziel Samnaun in der Schweiz knapp 160 Kilometer mit fast 10 000 Höhenmetern zu bewältigen. Joos hat es geschafft, beendete die (Tor-)Tour im Männerfeld auf Platz 26. Er benötigte 22:13,01 Stunden und hatte damit einen Rückstand von knapp fünfeinhalb Stunden auf den Sieger Tofol Bernat Castaner aus Spanien.

„Alles gut überstanden“, lauten Joos’ Worte nach der Zielankunft, „aber es war ein großes Auf und Ab.“ Und diese Aussage bezog sich nicht nur auf die mächtigen Höhenunterschiede der einzelnen Etappen. Auf dem ersten Tagesabschnitt nach Ehrwald lief es fast wie geschmiert. Der Chef eines Sportgeschäftes in Leonberg absolvierte die etwas mehr als 36 Kilometer als Tageselfter, war im Vergleich zu einem Testlauf über die gleiche Strecke eine halbe Stunde schneller. Allerdings stets darauf achtend, den Puls nicht über 160 zu treiben. Den Berg rauf ging’s mit 140/150, bergab mit 130. Am Ende warteten die Kinder Fiona (1) und Louis (3) sowie Ehefrau Claudia, die schon einmal das Zelt aufgebaut und ihren Extremsportler teilweise auch an der Strecke angefeuert und unterstützt hatten.

Nach dem „Aufwärmtag“ wurde es richtig ernst. „Das waren 2800 Höhenmeter und 20 Kilometer steilstes alpines Gelände“ (Joos). Die wirkten sich in Form von heftigem Muskelkater aus. Weil die Kraft in den Oberschenkeln nachließ, waren bergab Zwei- bis Drei-Meter-Sprünge über Steine und Felsen nicht mehr drin. Schneefelder taten ihr Übriges. Einmal verlor der 32-Jährige den Halt, setzte sich auf den Hosenboden und rutschte 40 bis 50 Meter nach unten. Joos: „Da schoss mir schon ein bisschen Adrenalin ins Blut.“ So weit möglich, trifft der Veranstalter alle Sicherheitsvorkehrungen. Zum Start vorgeschrieben: Trailrunning-Schuhe mit Profilsohle, Regenbekleidung beziehungsweise Überbekleidung als Regenschutz, warme Kleidung, Handschuhe und Mütze, Wasserbehälter mit mindestens 1,5 Liter, Notfallausrüstung (Erste-Hilfe-Set, Rettungsdecke, Pfeife), Trailbook mit Kartenausschnitt, Detailplan und Höhenprofil der gesamten Strecke, Rucksack, Mobiltelefon.

Auch die beste Ausrüstung hilft aber nicht gegen alle Folgen der Strapazen. Bei den Abstiegen sind Magen und innere Organe ständig in Bewegung. Joos kämpfte am zweiten Abend gegen Übelkeit an und schlief nur drei Stunden. Am nächsten Morgens brachte er nur ein halbes Brötchen hinunter. Dabei verbrennt er pro Etappe rund 5000 Kalorien.

Der dritte etwas kürzere Tagesabschnitt wurde für ihn deshalb zum Regenerationslauf. Der Ausdauersportler kam als 151. ins Ziel, schlief dann von 21 bis 6 Uhr durch. Mit frischen Kräften nahm er das letzte Teilstück in Angriff, das er als 35. beendete. „Nach der zweiten Etappe hat es nicht mehr wirklich Spaß gemacht, aber dieser vierte Tag war super toll. Wenn man ins Ziel kommt, dann hat man Tränen vor Glück in den Augen“, sagt Joos. Dieses Glück wurde nicht allen zuteil. Von knapp über 500 gestarteten Teilnehmern beendeten den Lauf schließlich 394.

Und Familie Joos machte sich am Tag danach in den schönen Alpen auf zum Wandern – Kinder tragen inklusive. Der Familienvater biss sich durch und packte, mit kleinen Einschränkungen („Vom Boden aufstehen ging nur mit Zähne zusammenbeißen“), auch diese Herausforderung.