Die Europäische Zentralbank will zum Jahresende ihre umstrittenen Anleihekäufe beenden. Eine Leitzinserhöhung allerdings soll es vor Ende des nächsten Sommers nicht geben. Für Sparer ist der Beschluss bestenfalls ein Hoffnungsschimmer, kommentiert Wirtschaftsredakteurin Barbara Schäder.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Die Inflationsrate in Deutschland springt über zwei Prozent – und die Europäische Zentralbank (EZB) zieht die Zügel an. Zum Jahresende will sie den Geldhahn zudrehen. Da drängt sich die Frage auf: Kommt der Kurswechsel zu spät? Vor allem die Preise für Kraftstoffe und Lebensmittel sind im Mai deutlich gestiegen. Für Güter also, die praktisch jeder braucht.

 

Allerdings gibt es für Autofahrer Hoffnung: Schon nächste Woche könnten die wichtigsten Förderländer beschließen, ihre Ölproduktion zu erhöhen, was bei den Spritpreisen Entlastung verspricht. Und es gibt noch einen weiteren Grund, warum die Inflationsrate wieder sinken dürfte: Das frühe Pfingstfest trieb im Mai die Preise für Pauschalreisen in die Höhe, im Juni dürfte dieser Effekt wegfallen.

Dass die EZB die Geldschwemme schon früher hätte eindämmen sollen, stimmt trotzdem. Nur ist das Hauptproblem nicht die Inflationsrate, es sind die niedrigen Zinsen. Mit ihrer lockeren Geldpolitik hat die Notenbank die Verzinsung von Bankeinlagen auf Rekordtiefs gedrückt, auch beliebte Altersvorsorgeprodukte wie die Lebensversicherung leiden darunter.

Die Zinsen auf langfristige Sparprodukte könnten steigen – sicher ist das aber keineswegs

Ihren Leitzins will die EZB frühestens im Herbst 2019 erhöhen – bei kurzfristig fälligen Einlagen wie Giro- oder Tagesgeldkonten ist daher keine Besserung in Sicht. Für Sparprodukte mit langen Laufzeiten gibt es immerhin einen Hoffnungsschimmer: Sie orientieren sich unter anderem an der Verzinsung von Bundesanleihen. Diese könnte steigen, wenn die EZB aufhört, im großen Stil Staatsanleihen zu kaufen. Obendrein entfaltet die Politik der US-Notenbank, die Mittwoch zum wiederholten Mal an der Zinsschraube gedreht hat, üblicherweise eine gewisse Sogwirkung auch in Europa.

Dem entgegen steht allerdings ein anderer Effekt: Aus Sorge um das drittgrößte Euroland Italien steuern Anleger vermehrt den sicheren Hafen Bundesanleihen an, was deren Verzinsung zuletzt gedrückt hat. Das hat nicht nur Nachteile, wie das Beispiel sinkender Bauzinsen zeigt. Aber die Durststrecke für Sparer ist noch nicht zu Ende. Und bei anhaltend niedrigen Zinsen schmerzt auch eine Inflationsrate unter zwei Prozent.