Die EZB hält das Geld im Euroraum günstig: Die Zentralbank hat sich wie erwartet dazu entschlossen, den Leitzins bei den historisch niedrigen 0,05 Prozent zu belassen.

Frankfurt/Main - Europas Währungshüter halten das Geld im Euroraum extrem billig. Wie erwartet beschloss der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag, den Leitzins im Euroraum auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent zu belassen. Das teilte die Notenbank in Frankfurt mit.

 

Im Mittelpunkt der Ratssitzung dürfte jedoch weniger die bereits weitgehend ausgereizte Geldpolitik, als vielmehr das pleitebedrohte Griechenland gestanden haben. Denn auch nach der Einigung der Euro-Länderchefs, unter bestimmten Bedingungen über ein drittes Hilfspaket zu verhandeln, ist das hoch verschuldete Land nicht gerettet. Immerhin hat Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras die verlangten ersten Reformen mit Hilfe der Opposition durchs Parlament gebracht. Doch die Gläubiger verlangen weitere Spargesetze, bevor Verhandlungen über das Hilfspaket beginnen können.

Bisher halten die Währungshüter Griechenlands Banken über Notkredite („Emergency Liquidity Assistance“/Ela) am Leben. Allerdings ist das Volumen von fast 90 Milliarden Euro seit Ende Juni nicht mehr erhöht worden. Beobachter gehen davon aus, dass die griechischen Geldhäuser diesen Spielraum schon fast ausgereizt haben.

Unter Ökonomen herrscht Uneinigkeit

Ökonomen sind uneins, ob die EZB den Ela-Rahmen bereits unmittelbar nach der Billigung der Reformen durch das Athener Parlament ausweiten wird. Aus Sicht von Helaba-Ökonom Ulf Krauss könnte das Volumen erst aufgestockt werden, wenn Athen am kommenden Montag fällige Schulden an die EZB in Höhe von 3,5 Milliarden Euro zurückzahlt.

Falle die Zahlung aus, dürfe Ela nicht weiter genutzt werden, argumentiert Krauss: „Durch die Notfallkredite an griechische Banken sowie ihre Anleihebestände in Höhe von rund 27 Milliarden Euro wäre die EZB von einem Staatsbankrott Griechenlands direkt betroffen.“ EZB-Liquidität könne erst wieder fließen, wenn eine Brückenfinanzierung stehe.

Hingegen glaubt Chefvolkswirt Holger Schmieding von der Berenberg Bank, dass die EZB ihre Ela-Kredite nach der Athener Abstimmung leicht anheben wird: „Damit würde die Notenbank die Grundlage schaffen, dass griechische Geldhäuser vielleicht schon im Laufe der kommenden Woche wieder öffnen können.“

Um die Konjunktur und den Preisauftrieb im Euroraum trotz der Hellas-Krise anzuschieben, pumpt die EZB seit März monatlich 60 Milliarden Euro in Staatsanleihen und andere Vermögenswerte. Bis September 2016 sollen 1,1 Billionen Euro fließen. Bis zum 10. Juli hat die EZB im Rahmen dieses Programms allein Staatsanleihen im Gesamtvolumen von rund 216 Milliarden Euro erworben.

Das frische Geld kommt im Idealfall über Geschäftsbanken in Form von Krediten bei Unternehmen und Verbrauchern an. Das könnte Investitionen und Konsum anschieben und so die Konjunktur in Schwung bringen und die Inflation anheizen.

Die Teuerung im Euroraum ist jedoch weiterhin niedrig und weit vom EZB-Ziel von knapp unter 2,0 Prozent entfernt. Im Juni sank die jährliche Inflationsrate im Euroraum nach Zahlen der Statistikbehörde Eurostat vom Donnerstag sogar wieder von 0,3 Prozent im Vormonat auf 0,2 Prozent. Noch im Januar hatte ein Minus von 0,6 Prozent Sorgen vor einer Deflation - also einem Preisverfall auf breiter Front - geschürt.