F3 in Fellbach Gänsemord im Erlebnisbad?

Manchen sind Nilgänse ein Ärgernis – doch Tierschutzgesetze gelten auch für diese Art. Foto: dpa/Franziska Kraufmann

Auf dem Gelände des F 3 in Fellbach leben Nilgänse. Eine von ihnen ist nun tot, die Polizei ermittelt. Ein anonymes Schreiben bezichtigt den F-3-Geschäftsführer der Tierquälerei. Dieser weist das weit von sich – und spricht von Rufmord.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Sie sehen hübsch aus und sind doch vielen ein Dorn im Auge: Nilgänse haben sich in den vergangenen Jahren immer mehr in der Region Stuttgart ausgebreitet. Das führt immer wieder zu Konflikten. Wie weit diese gehen können, zeigt ein aktueller Fall aus Fellbach. Dort ermittelt die Polizei nach dem Tod einer Nilgans wegen des Verdachts auf Tierquälerei.

 

Das Tier wurde am Montag im Bereich des Erlebnisbades F3 schwer verletzt aufgefunden und zu einem Tierarzt gebracht. Dieser schläferte die Gans ein. „Die Verletzungen des Tieres begründen den Verdacht, dass diese mutwillig zugefügt wurden“, teilt die Polizei mit. Die nun zu Tode gekommene Nilgans hatte sich seit einer Weile im Bereich des Freibades aufgehalten und soll auch Jungtiere gehabt haben. Was aus diesen wurde, ist laut der Polizei unklar.

Anfang der Woche, also schon bevor die Polizeimeldung zu dem Fall veröffentlicht wurde, hatte eine anonyme Zuschrift unsere Zeitung erreicht. Sie enthält schwere Anschuldigungen gegen den Geschäftsführer des Erlebnisbads, Kai Steuernagel. Er soll der Nilgans – einem von zwei Elterntieren mit einem Küken – am Wochenende persönlich den Hals umgedreht haben, was nicht nur Mitarbeiter, sondern auch Badegäste mit angesehen haben sollen. Damit nicht genug: Bereits vor Monaten, so die anonyme Zuschrift weiter, soll Steuernagel zudem mehrere Nilgans-Küken auf dem F-3-Gelände mit einem Kescher eingefangen und im Max-Eyth-See ausgesetzt haben. „Die Tiere waren nicht überlebensfähig ohne ihre Eltern, da sie erst wenige Wochen alt waren“, ist der Schreiber oder die Schreiberin überzeugt.

Das sagt der Geschäftsführer des Erlebnisbads zu den Vorwürfen:

Mit den Vorwürfen konfrontiert, zeigt sich F-3-Chef Steuernagel entsetzt – er spricht von Rufmord und beteuert, er habe der Gans nichts angetan. Er habe mitbekommen, wie sich eine Mitarbeiterin um das verletzte Tier gekümmert habe und es dann zum Tierarzt gebracht worden sei. „Wir haben auch das Ordnungsamt angerufen, um zu fragen, was wir mit dem Tier machen sollen“, sagt Steuernagel. Er sei kein Gänsehasser, auch wenn die Tiere im F 3 viel Arbeit verursachten. „Natürlich haben diese Gänse Fans, es sieht ja putzig aus, wenn sie mit den Jungen umherschwimmen. Beschwerden wegen des Kots gab es aber auch, so eine Gans macht ja rund 200 Mal am Tag.“

Aggressiv seien die Tiere nie gewesen. „Mit den Gänsen muss man sich arrangieren“, sagt Steuernagel, ein Umsetzen sei nicht möglich und das Vergrämen habe nicht geklappt. „Wir hatten am Wochenende hier Land unter, es waren 9000 Gäste hier“, sagt Steuernagel mit Blick auf den Kreis der Verdächtigen. Auch von einem Einfangen und Aussetzen von Gänseküken wisse er nichts.

Was der Gans zugestoßen ist, sollen nun die Ermittlungen der Polizei zeigen. Ein Sprecher erklärt, die Anzeige sei online eingegangen. „Sie richtet sich allerdings gegen Unbekannt.“ Auch sei der Vorwurf eines Aussetzens von Jungtieren nicht Bestandteil der Anzeige gewesen.

Hinweise Die Polizei bittet im Zusammenhang mit dem Vorfall um Zeugenhinweise, die unter der Telefonnummer 07 11/5 77 20 entgegengenommen werden.

Gefiederter Plagegeist

Nilgänse
 Nilgänse kommen ursprünglich aus Afrika. Sie wurden einst wegen ihres attraktiven Aussehens nach Europa geholt. Doch kommt es immer wieder zu Konflikten – auch, weil die Art sich auch hierzulande stark vermehrt. An vielen Seen der Region sind die Gänse und ihre Hinterlassenschaften ein verbreitetes Bild geworden. Die mitunter als aggressiv geltenden Tiere verteidigen ihre Reviere vehement. Auch der Kot, den die manchmal massenhaft auftretenden Nilgänse auf Liegewiesen und andernorts hinterlassen, stinkt vielen Menschen gewaltig.

Jagd
 Die Europäische Union hat die Art, wie beispielsweise den Waschbär, auf die Liste invasiver gebietsfremder Arten gesetzt. Diese Tiere einzuführen, zu züchten oder auszusetzen ist daher verboten. Manche Städte und Gemeinden versuchen, der Population durch Einzäunungen, Bejagung oder Vergrämung Herr zu werden. Am 1. August endet die Schonzeit.  

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