Der Songwriter Faber hat im Stuttgarter LKA mit feinem politischen Statement, starker Stimme und famoser Band überzeugt. Nach dem Konzert ist man sich sicher: Aus diesem gerade mal 25 Jahre alten Musiker wird mal ein ganz Großer.

Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Stuttgart - Julian Pollina alias Faber betritt am Mittwoch die Bühne zunächst alleine und stimmt keinen seiner heiter-burschikosen Songs an, sondern singt solo zur Gitarre ein Lied. Es handelt von den Fluten des Mittelmeers, vermeintlichen Asylantenfluten und Horst Seehofer sowie – schon schlägt dann doch sein Faible für das Frivole durch – von besorgten Bürgern, denen man es mal kräftig besorgen müsste. Ein feines politisches Statement ist das, musikalisch gelungen überdies, aber vor allem von einer beiläufigen Selbstverständlichkeit, die sich wohltuend vom oktroyierten Zwang abhebt, mit dem dieser Tage Popkünstler aufgefordert werden, sich politisch gefälligst (und selbstredend mit der richtigen Gesinnung) zu Wort zu melden.

 

Alles gleich – und doch anders

Danach spielt sich der Songwriter aus Zürich mit seiner vierköpfigen Band exakt zwei Stunden lang durch sein noch recht kleines, aber sehr feines Repertoire, wobei er dem Publikum vorab erzählt, dass eigentlich nichts anderes zu erwarten ist als beim letzten Konzert vor einem Jahr im Wizemann. Das stimmt allerdings nicht. Erstens spielt er diesmal im größeren LKA, das ausverkauft ist, wie nahezu seine komplette Tournee; es hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass er zu den derzeit mit Abstand besten Songwritern deutscher Zunge zählt. Zweitens gibt er sich außerordentlich redselig, charmant leutselig, biedert sich dabei aber zu keiner Sekunde dem Publikum an. Drittens bestreitet er Teile des Konzerts allein an der Gitarre. In ihnen zeigt er, dass er nicht nur ein gewitzter Texter, sondern auch ein vorzüglicher Instrumentalist mit einem sehr klaren und außerordentlich süffigen Anschlag ist. Viertens schließlich gibt es auch drei neue Stücke zu hören, zwei davon in der Zugabe sogar als Uraufführungen.

Ein großes Talent

Sie zünden noch nicht ganz so gut, vor allem im Vergleich mit seinen besten Stücken, mit denen er sich seine Popularität erarbeitet hat – von „In Paris brennen Autos“ zu Beginn über das nach wie vor wunderbare „Alles Gute“ als letztes Stück vor den Zugaben bis zum herrlich dynamischen „Tausendfrankenlang“ als würdigem Rausschmeißer. In der Summe zeigt das alles jedoch: Faber besitzt eine glänzend körperliche und sonore Singstimme, die man niemals bei einem gerade 25-Jährigen verortet hätte. Er verfügt neben großem Talent über eine angenehme und einnehmende Art. Und der Chansonnier hat eine famose Band um sich, die seine Stücke in ein abwechslungs- und einfallsreich instrumentiertes Kleid packt. Wer ihn nach seinem Debüt im vergangenen Jahr jetzt noch ein zweites Mal gesehen hat, der ist sich ziemlich sicher, dass aus diesem Musiker mal ein ganz Großer werden wird.