Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Nach der Schule beginnt er, Jura zu studieren, bricht ab und lässt sich in Bochum zum Schauspieler ausbilden. Engagement bei der Volksbühne Berlin, Theaterruhm und Preissegen durch Projekte mit René, eigene Regiearbeiten. In seiner Filmografie ragen seine Rolle als Hans Scholl im oscarnominierten Spielfilm „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ oder „Schwerkraft“ heraus, ein Drama, in dem er einen Banker spielt, den der Selbstmord eines Kunden aus der Bahn wirft. Zwischendurch nimmt er ein Politikstudium auf, dann sind es die Kulturwissenschaften mit Schwerpunkt Geschichte und Philosophie, die seinen ausgeprägten Hunger nach Verständnis stillen.

 

Vordringen zum Wesenskern

Im Fernsehen fiel er zuletzt als zunehmend karrieregieriger Hamburger Journalist in „Der Fall Barschel“ und in dem Überwachungs-Thriller „Unterm Radar“. Hier wie dort erkennt man: V-Ausschnitt-Pullover überm Hemd, das steht ihm besonders gut. Der Theater-Fex und der „Tatort“-Sonderling. Durch die „Tatort“-Rolle habe sich in seinem Leben „nicht besonders viel“ verändert, sagt er. Wie erlebt er die unterschiedlichen Sphären Film/Fernsehen und Theater? „Die Arbeit vor der Kamera besteht aus Korridoren großer Konzentrationsanforderung, durch die ständigen Wiederholungen dringt man, indem man nur ein einziges Segment genau untersucht, im besten Fall zu dessen Wesenskern vor“. Im Theater hingegen erfahre er „eine sofortige, unmittelbare Resonanz“, die es „in anderen Wirklichkeiten“ nicht gebe.

Für die überragende Resonanz des Sonntagskrimis, die sich in Quoten ausdrückt und zu der er auch als Zuschauer beiträgt („nicht regelmäßig“), nennt er mehrere Gründe: „die Sozialisation, dass er Gegenstand von Kommunikation und eben nicht Verdummungsmaschine ist, dass er eher liebgewonnenes Ritual als lästige Gewohnheit ist“. Ein Ritual, das mit Fabian Hinrichs eine Spur reichhaltiger, differenzierter, sublimer geworden ist.

Franken ist die ganze Welt

Der Mann mit den staksigen O-Beinen ist ein Glücksfall für den Franken-„Tatort“ , weil er gerade nicht in das Eventisierungs-Programm passt, mit dem die ARD den „Tatort“ seit geraumer Zeit dauersaniert und dabei publikumsheischend mit Superlativen hantiert: der durchgeknallteste „Tatort“, der komischste, actionreichste, jüngste, weiblichste und so weiter.

Insofern ist es nur konsequent, wenn er seinen Felix Voss und den Franken-„Tatort“, in dem man zwar gern vom Daddord spricht, der aber dennoch bislang nicht ins Regionalkrimihafte abgesackt ist, gar nicht erst einordnen will. „Das überlasse ich lieber anderen – es herrscht ja nun kein Mangel am Kategorisieren und Wegheften“. Dann fällt ihm noch der Schriftsteller Norbert Scheuer ein. Der habe mal gesagt, dass er in seiner Jugend eigentlich viel gereist sei: als kleiner Junge von einem Eifeldorf zum andern. Und im Grunde jedes Mal eine neue Welt entdeckt habe. So sieht auch der kluge Hinrichs die Dinge: „Franken ist die ganze Welt und unsere Filme zeigen also die ganze Welt – wenn sie gelingen“.

Er hat etwas Eulenhaft-Weises

Fabian Hinrichs gehört zu der Sorte Schauspieler, bei denen man gar nicht erst auf die Idee kommt, ihre Person könne ganz anders sein als die Figur, die sie spielen. Das Introvertierte, Reflektierte, Stille, Durchdringende, Präsente, das er seinem Felix Voss mitgibt, scheint in Hinrichs Gesicht eingeschrieben: Die hohe Stirn, die er häufig in kräftige Falten legt, die tiefliegenden, von den Brauen überwölbten Augen, die feine Mundpartie, das gibt ihm etwas Eulenhaft-Weises, Unergründliches.

Man liest, Hinrich mag nicht gern fotografiert werden, Interviews meidet er, die Zeit ist immer knapp, manchmal bietet er dann an, Journalistenfragen schriftlich zu beantworten. Das könnte damit zusammenhängen, dass er einer ist, der lieber dreimal nachdenkt, bevor er den Mund aufmacht, dass er Dinge erst ganz durchdrungen haben will. Hinrichs ist der Sohn eines Polizisten, sein Großvater war Polizist, sein Bruder ist es auch. Ironie des Schicksals, dass er nun ein prominenter TV-Polizist ist? Nein, antwortet der Vater eines kleinen Kindes, der mit seiner Familie von Berlin nach Potsdam umgesiedelt ist, eher „ein empirischer Beweis für die schichtbezogene Undurchlässigkeit dieser Gesellschaft oder mein eigener Dialog mit meinem Über-Ich oder einfach nur Glück – oder nichts von alledem.“

Ein Glücksfall für den „Tatort“

Nach der Schule beginnt er, Jura zu studieren, bricht ab und lässt sich in Bochum zum Schauspieler ausbilden. Engagement bei der Volksbühne Berlin, Theaterruhm und Preissegen durch Projekte mit René, eigene Regiearbeiten. In seiner Filmografie ragen seine Rolle als Hans Scholl im oscarnominierten Spielfilm „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ oder „Schwerkraft“ heraus, ein Drama, in dem er einen Banker spielt, den der Selbstmord eines Kunden aus der Bahn wirft. Zwischendurch nimmt er ein Politikstudium auf, dann sind es die Kulturwissenschaften mit Schwerpunkt Geschichte und Philosophie, die seinen ausgeprägten Hunger nach Verständnis stillen.

Vordringen zum Wesenskern

Im Fernsehen fiel er zuletzt als zunehmend karrieregieriger Hamburger Journalist in „Der Fall Barschel“ und in dem Überwachungs-Thriller „Unterm Radar“. Hier wie dort erkennt man: V-Ausschnitt-Pullover überm Hemd, das steht ihm besonders gut. Der Theater-Fex und der „Tatort“-Sonderling. Durch die „Tatort“-Rolle habe sich in seinem Leben „nicht besonders viel“ verändert, sagt er. Wie erlebt er die unterschiedlichen Sphären Film/Fernsehen und Theater? „Die Arbeit vor der Kamera besteht aus Korridoren großer Konzentrationsanforderung, durch die ständigen Wiederholungen dringt man, indem man nur ein einziges Segment genau untersucht, im besten Fall zu dessen Wesenskern vor“. Im Theater hingegen erfahre er „eine sofortige, unmittelbare Resonanz“, die es „in anderen Wirklichkeiten“ nicht gebe.

Für die überragende Resonanz des Sonntagskrimis, die sich in Quoten ausdrückt und zu der er auch als Zuschauer beiträgt („nicht regelmäßig“), nennt er mehrere Gründe: „die Sozialisation, dass er Gegenstand von Kommunikation und eben nicht Verdummungsmaschine ist, dass er eher liebgewonnenes Ritual als lästige Gewohnheit ist“. Ein Ritual, das mit Fabian Hinrichs eine Spur reichhaltiger, differenzierter, sublimer geworden ist.

Franken ist die ganze Welt

Der Mann mit den staksigen O-Beinen ist ein Glücksfall für den Franken-„Tatort“ , weil er gerade nicht in das Eventisierungs-Programm passt, mit dem die ARD den „Tatort“ seit geraumer Zeit dauersaniert und dabei publikumsheischend mit Superlativen hantiert: der durchgeknallteste „Tatort“, der komischste, actionreichste, jüngste, weiblichste und so weiter.

Insofern ist es nur konsequent, wenn er seinen Felix Voss und den Franken-„Tatort“, in dem man zwar gern vom Daddord spricht, der aber dennoch bislang nicht ins Regionalkrimihafte abgesackt ist, gar nicht erst einordnen will. „Das überlasse ich lieber anderen – es herrscht ja nun kein Mangel am Kategorisieren und Wegheften“. Dann fällt ihm noch der Schriftsteller Norbert Scheuer ein. Der habe mal gesagt, dass er in seiner Jugend eigentlich viel gereist sei: als kleiner Junge von einem Eifeldorf zum andern. Und im Grunde jedes Mal eine neue Welt entdeckt habe. So sieht auch der kluge Hinrichs die Dinge: „Franken ist die ganze Welt und unsere Filme zeigen also die ganze Welt – wenn sie gelingen“.