Das Stadtmuseum geht zu den Menschen und fragt nach dem Daheim. Eine Veranstaltungsreihe bis Anfang Oktober.

Gerlingen - Heimat – das ist Gerlingen oder Ditzingen. Es kann aber auch ein Ort im Irak oder Iran, in Ungarn oder Usbekistan sein. Jeder Mensch hat eine Heimat – wenn man diese definiert als jenen Ort, wo jemand seine Wurzeln hat. Man kann Heimat aber auch als das Fleckchen Erde ansehen, an dem man sich gerade befindet oder jenes, wo Menschen sind, die einem wichtig sind. All dies sind Ansichten darüber, was Heimat ist. In der Veranstaltungsreihe „face to face – Heimat hat viele Gesichter“ sind all diese Aspekte berücksichtigt. Das Gerlinger Stadtmuseum hat sich dazu mit anderen Organisationen aus der Stadt zusammengetan.

 

„Wir wollen herausfinden, was Heimat ist oder bedeutet“, erklärt die Museumsleiterin Catharina Raible. Früher war Gerlingen ein Dorf, heute ist es eine Stadt – „viele Bürger sind neu hinzugekommen, auch in letzter Zeit. Sie haben Heimat verloren und wollen eine neue finden.“ Das Projekt sei keine Ausstellung im klassischen Sinn, und die Flüchtlinge sind nur ein Aspekt von vielen. „Das Museum geht in die Stadt und in die Gesellschaft“, sagte Raible, die Reihe sei „nicht etwas Statisches, was man anschaut“. Insgesamt gibt es in drei Wochen, vom 10. September bis zum 1. Oktober, 16 Angebote – von einer Führung zu Straßennamen in der neuen Heimat Gerlingen bis zum offenen Atelier der Freitagsmaler. Das ist eine Gruppe von Menschen mit Handicap, die sich künstlerisch betätigen.

Interviews an einem Samstagvormittag

Die Besucher können aber nicht nur zu Präsentationen kommen, sondern auch direkt beitragen zu neuen Erkenntnissen über Heimat. Der Verein für Heimatpflege macht am Samstag, 17. September, auf dem Wochenmarkt eine Umfrage. „Wir wollen aus der breiten Bevölkerung aufnehmen, was die Menschen unter Heimat verstehen“, sagt die Vereinsvorsitzende Brigitte Fink.

Bei den weiteren Veranstaltungen präsentiert sich unter anderem der Besuchsdienst für ältere Menschen, der im Amt für Jugend, Familie und Senioren angesiedelt ist. „Heimat hat auch eine soziale Komponente“, sagt dazu die Sozialarbeiterin Loredana Wachter; im Vorfeld wurde eine kleine Fotoausstellung vorbereitet mit Bildern der freiwilligen Besucher und den Menschen, die besucht werden.

Auch der Weltladen beteiligt sich an dem Projekt; dessen Freiwillige laden am 24. September zum gemeinsamen „fairen Frühstück“ auf dem Neuen Platz ein. Dort, direkt an der Endhaltestelle, wird ein Zelt als Anlaufstelle für „face to face“ aufgestellt. Offene Singstunden, unter anderem mit der Kantorin der Petrusgemeinde am 20. September, stehen ebenfalls auf dem Programm, und die katholische Kirchengemeinde beschäftigt sich am 27. September mit dem Thema „Fremde und Freundschaft“. Der Freundeskreis Asyl bietet am 16. September sein Begegnungscafé an; dabei werden unter anderem die Wege von Flüchtlingen nach Gerlingen präsentiert. Und es kommt ein ganz besonderer Punkt an die Öffentlichkeit: die Fähigkeiten von neuen Bürgern, dargestellt in einem „Kompetenzdiagramm der Flüchtlinge“.