Ohne Sheryl Sandberg wäre der Börsengang von Facebook nicht möglich gewesen. Die Managerin sorgt dafür, dass die Zahlen stimmen.
Menlo Park - Weißes Hemd, schwarze Krawatte zu Jeans und Turnschuhen – für seine Verhältnisse hatte sich Mark Zuckerberg ganz schön schick gemacht, als er Sheryl Sandberg im März 2008 als Chief Operating Officer bei Facebook begrüßte. Zumindest dokumentiert dies ein Foto, das die 42-jährige Ökonomin in ihre feinsäuberlich gepflegte Facebook-Chronik eingebettet hat. Zuckerberg wusste damals wohl bereits, dass es mit der Verpflichtung der langjährigen Google-Managerin etwas ernster und professioneller zugehen würde als zuvor. Dafür hatte er sie auch geholt: um seine Visionen gewinnbringend in die Realität umzusetzen.
Die Milliardenumsätze sind großteils ihr Verdienst
Daher ist sie auch die Person, ohne die der Börsengang seines „Babys“ so wohl nicht möglich gewesen wäre. „Facebook wird langsam erwachsen“, kommentierten US-Medien damals die Verpflichtung Sandbergs. Ihr Auftrag: ein Geschäftsmodell aufbauen und das gerade zum damaligen Konkurrenten Myspace aufschließende Netzwerk in die Zukunft führen. 66 Millionen Mitglieder hatte Facebook damals, heute sind es mehr als 900 Millionen aktive Nutzer. Von Myspace spricht heute keiner mehr. Diese Entwicklung und die Milliardenumsätze der vergangenen Jahre ist großteils auch Sheryl Sandbergs Verdienst. „Ohne sie wären wir nicht vollständig“, sagte Zuckerberg in einem Sandberg-Porträt des US-Magazins „Businessweek“.
Für ihre Arbeit wird Sandberg entsprechend fürstlich entlohnt. Nicht unbedingt durch ihr Grundgehalt, das im Börsenprospekt mit 296 000 Dollar plus 86 000 Dollar Bonus angegeben wird. Vielmehr bekam sie ein großes Aktienpaket, das damals mit 30,5 Millionen Dollar berechnet wurde und nach dem heutigen Börsengang sage und schreibe 1,6 Milliarden Dollar wert sein wird. Dies macht sie – nach Mark Zuckerberg – zur bestbezahlten Facebook-Angestellten.
Sie bleibt hinter Zuckerberg die Nummer zwei
Diese Bereitschaft, nur die Nummer zwei hinter Zuckerberg zu bleiben, hat der verheirateten Mutter zweier Kinder dem Vernehmen nach – neben ihrem Geschäftssinn – zu ihrem Facebook-Job verholfen. Sandberg wuchs in Miami als Tochter einer Englischlehrerin und eines Augenarztes auf. An der Eliteuniversität Harvard machte sie – lange bevor Mark Zuckerberg dort in seinem Studentenzimmer Facebook erfand – Anfang der 90er Jahre den damaligen Wirtschaftsprofessor Lawrence Summers auf sich aufmerksam, der sie nach ihrem Abschluss mit zur Weltbank nahm. Danach ging sie zu Google, wo ihr allerdings der Aufstieg aus einer Führungsposition im Online-Geschäft ins Topmanagement verwehrt wurde, wie der Google-Kenner Ken Auletta im Magazin „New Yorker“ schrieb.
Als sie im Dezember 2007 auf Mark Zuckerberg traf, war sie daher offen für neue Herausforderungen. Und anders als bei Google traute er ihr einen Spitzenjob ohne Weiteres zu. „Wenn sie wollte, könnte sie Chefin bei jedem Unternehmen sein“, sagte er der „Businessweek“.