Er stammt aus Sulzbach, wohnt in Mainhardt – und ist nun zum inoffiziellen Botschafter des Schwäbischen Waldes gekürt worden. Worin sich der Waldschrat von der offiziellen Waldfee unterscheidet, lesen Sie hier.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Ein Bart ist für einen Waldschrat gewissermaßen fast schon ein Einstellungskriterium. Der neue Inhaber dieses inoffiziellen Amts trägt nicht nur einen solchen, sondern hat zumindest auf einem seiner Bewerbungsbilder sogar ein Geweih auf dem Kopf: Die Facebook-Gruppe „Rund um den Schwäbisch-Fränkischen Wald“ hat jüngst einen neuen Repräsentanten gewählt. Der neue Waldschrat heißt Patrick Ossentowski, ist 30 Jahre alt und erst im November von Sulzbach an der Murr nach Mainhardt gezogen. Im Schwäbisch-Fränkische Wald kennt er sich ziemlich gut aus: „Meine Lieblingsorte sind die Gallengrotte beim Ebnisee oder die Mühlenwanderwege“, erzählt er. „Ich schätze die wunderschöne Region und die netten Menschen.“

 

Die Figur des Waldschrates war einst aus einer Schnapsidee heraus entstanden: Mitglieder der Facebook-Gruppe „Rund um den Schwäbisch-Fränkischen Wald“ hatten sich überlegt, ein männliches Pendant zu der offiziellen Werbefigur des Tourismusvereins, der Waldfee, wählen zu lassen. Seit dem Jahr 2018 wählt die Gruppe augenzwinkernd einen Vertreter. Dieser war anfangs in den Rathäusern der Region aber nicht nur auf Gegenliebe gestoßen: Die Sorge ging um, der Schrat könne der Fee den Rang ablaufen oder gar ihr Ansehen oder das des Schwäbischen Waldes beschmutzen.

Bekanntermaßen ist bislang nichts davon geschehen: Die bisherigen Schrate wie Jan Vogel aus Großerlach und Sven Vollbrecht aus Backnang freuten sich sogar über gute Kontakte zu den Eventorganisatoren und Bürgermeistern. Zumal sie stets betonten, nie als offizielle Repräsentanten der Tourismusregion auftreten zu wollen. Zumindest auf Facebook ist der neue Waldschrat bereits mit einigen Rathauschefs befreundet. „Kurz nach meiner Bewerbung kamen bei mir die ersten Freundschaftsanfragen von Bürgermeistern an“, erzählt Ossentowski .

So will der neue Waldschrat das Amt ausfüllen:

Während sich in den Jahren zuvor noch jeweils mehrere Männer eine Art Wahlkampf um den Posten den verschrobenen Waldbotschafters geliefert hatten, waren es dieses Jahr nur zwei. Ossentowski sahnte zwei Drittel der Stimmen ab. Das kleine Kandidatenfeld könnte darin begründet sein, dass es in den Coronajahren an Gelegenheiten mangelte, den Waldschrat in seinem natürlichen Element zu treffen. Dieses sind nämlich Events und Feste, wo der meist bärtige Amtsinhaber auftaucht und für gute Laune sorgen soll. Offiziell buchen kann man den Waldschrat übrigens nicht: Er wird eingeladen und kommt oder bleibt fern, ganz wie’s ihm beliebt. Wie und mit welchem Aufwand ein Schrat sein Amt ausfüllt, ist dem jeweiligen Amtsträger selbst überlassen.

Sobald Ossentowski offiziell ins Amt eingeführt wurde, will er auf Veranstaltungen präsent sein – „gerne auch auf kleineren Dorffesten, wo man sich untereinander besser kennt“, sagt er. Er kann sich vorstellen, auch interessanten Menschen aus dem Fränkisch-Schwäbischen Wald oder regionalen Produkten zu mehr Bekanntheit zu verhelfen. „Ich dachte da an eine Reihe, vielleicht mit dem Namen ,Der Schrat stellt vor’ oder ,Mit Schrat und Tat’“, so Ossentowski.