Mark Zuckerberg hat die Suchfunktion Graph Search vorgestellt. Sie erlaubt es, Menschen mit bestimmten Vorlieben zu finden: etwa alle VfB-Fans, die in der Nähe wohnen. Datenschützer raten Facebook-Nutzern, ihre Einstellungen zur Privatsphäre zu prüfen.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - Die Börse ist ein gnadenloser Gradmesser für Erfolg und Misserfolg. In diesem Sinne war die Präsentation der Facebook-Suchfunktion namens Graph Search fast schon ein Schlag ins Wasser. Fast drei Prozent, auf 30,10 Dollar, gab die Aktie nach dem Auftritt von Mark Zuckerberg nach. Die Börsianer hatten wohl mehr erwartet, dabei hat der Facebook-Gründer im kalifornischen Menlo Park eine kleine Revolution verkündet.

 

Schon seit Jahren steht die Frage im Raum, wann Facebook seine unterentwickelte Suchfunktion überarbeitet. Denn das Unternehmen verfügt über viele Milliarden von Datenschnipseln, die seine Nutzer im Lauf der Jahre hinterlassen haben. Doch dabei handelt es sich um einen kaum zu durchdringenden Datendschungel, so dass viele der Informationen als totes Kapital ungenutzt abgespeichert waren.

Auch Bilder lassen sich leichter suchen

Mit der neu entwickelten Suchfunktion soll sich das ändern. Diese Funktion soll anstelle der regulären Internetsuche Antworten auf spezielle Fragen liefern, sagte der Zuckerberg bei der Präsentation. Nutzer können damit künftig zum Beispiel nach Leuten mit bestimmten Interessen suchen. Plant man etwa einen Fernsehabend zu einem Bundesligaspiel des VfB Stuttgart, können alle Freunde herausgefiltert werden, die den Club gut finden und in der Nähe wohnen. Soll die Fete etwas größer ausfallen, kann auch außerhalb der Facebook-Welt gesucht werden – dann springt die Microsoft-Suchmaschine Bing ein.

Eine entscheidende Weiterentwicklung ist auch die Ortssuche, die vor allem mit Blick auf die vielen Smartphone- und Tablet-Nutzer wichtig ist und bisher von Facebook vernachlässigt worden war. Mit Graph Search kann sehr gezielt zum Beispiel nach bestimmten Lokalitäten gesucht werden. Etwa nach italienischen Restaurants in der Nähe, die vor allem von Italienern in der Stadt empfohlen werden.

Auch die Bildersuche soll wesentlich erleichtert werden. Weit über 200 Milliarden Fotos wurden bisher von den Nutzern hochgeladen – eine unglaubliche Masse an Daten, die mit dem alten Suchsystem nicht zu bewältigen war. Nun sollen die Nutzer in die Lage versetzt werden, etwa nach Fotos zu suchen, die Freunde im vergangenen Jahr hochgeladen haben. Oder nach Aufnahmen, die in Stuttgart im Jahr 2008 aufgenommen wurden.

Datenschützer sind alarmiert

Datenschützer in aller Welt haben sich angesichts der neuen Suchfunktion schon besorgt zu Wort gemeldet. Der Datenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein, Thilo Weichert, warnt zum Beispiel: „Die Suchfunktion, die wir vom Internet kennen, wird jetzt in den Freundeskreis hineingezogen, mit der Folge, dass hochsensible Informationen auch Dritten zur Kenntnis gelangen.“ Facebook aber verspricht, bei der neuen Suche die Privatsphäre-Einstellungen seiner Nutzer zu respektieren: Jeder Suchende soll nur das sehen können, was andere für ihn freigegeben haben. Fremde finden also ausschließlich Einträge, die als „öffentlich“ markiert sind. Kritiker weisen darauf hin, dass nun längst vergessene Mitteilungen und Fotos wieder ans Licht kommen. Daher lohne sich ein Blick ins eigene Facebook-Archiv, das in der Chronik unter „Aktivitätenprotokoll“ zu finden ist. Über die „Privatsphäre-Verknüpfungen“ in der oberen Menüleiste lässt sich ermitteln, wer was wie sehen kann. „Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, die Privatsphäreneinstellungen zu überprüfen. Es ist immer wichtiger, sich genau zu überlegen, was man auf Facebook mitteilt und wie,“ erklärt Sharon Vaknin, Internetexpertin des Medienunternehmens „Cnet“.

Wer die neue Suchfunktion nutzen will, muss sich allerdings noch gedulden. Bisher steht Graph Search nur wenigen Nutzern in den USA zur Verfügung. Facebook will beim Start langsam vorgehen.