Die Polizei steht offenbar kurz vor der Identifizierung der Person, die für den Aufruf zu einer illegalen Massenparty vor zweieinhalb Wochen in Backnang verantwortlich ist. Und das kann für denjenigen richtig teuer werden.
Backnang - Die Polizei steht offenbar kurz vor der Identifizierung jener Person, die für den Aufruf zu einer illegalen Massenparty in Backnang verantwortlich gemacht wird. Wie berichtet, waren vor zweieinhalb Wochen am Samstagabend rund 1000 zum Teil stark alkoholisierte Jugendliche trotz eines Verbots der Stadt am Rande des Plattenwalds zusammengekommen, wo sie von einem Großaufgebot der Polizei empfangen wurden. Mehr als 20 000 potenzielle Gäste hatten ihre Teilnahme über die Internetplattform Facebook angekündigt. Die Initiatoren der sogenannten Project-X-Party – benannt nach einem Spielfilm, in dem eine Geburtstagsfeier eskaliert – hatten auch nach dem offiziellen Verbot weiterhin kräftig Werbung für die Party gemacht.
Um diese Initiatoren zu identifizieren, hat die Polizeidirektion Waiblingen eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. Zudem startete man ein Hilfeersuchen bei den Kollegen in Irland, wo Facebook offenbar seine Europadaten speichert. Man sei zuversichtlich, bald den Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen zu können, sagte ein Polizeisprecher gestern auf Anfrage. Parallel dazu sei man damit beschäftigt, nach und nach die Teilnehmer der illegalen Party, bei der mindestens 23 Straftaten angezeigt wurden, ausfindig zu machen und ihnen einen Besuch abzustatten.
Dem Hauptinitiator droht nicht nur eine Geldstrafe wegen einer Ordnungswidrigkeit. Man werde auch versuchen, ihm die Kosten des Großeinsatzes aufzuerlegen, betonte der Polizeisprecher. Allein für die Polizei wird mit Aufwendungen von 120 000 Euro gerechnet, seitens der Stadt Backnang kommen weitere 20 000 Euro hinzu. Es wäre indes der erste Fall, bei dem ein Facebook-Initiator für die Folgen einer Party in Regress genommen würde. Doch die Stadt und die Polizei lassen keinen Zweifel daran, dass man hier nach Möglichkeit ein Exempel statuieren will.
Denn unterdessen laufen auf Facebook längst die Vorbereitungen für die Plattenwald-Project-X-Party-II. „Marina“ ruft unter dem gleichen Titel und Logo wie vor zweieinhalb Wochen „Martin Hinderer“ dazu auf, ihren 20. Geburtstag in Backnang zu feiern. Der örtliche Bahnhof wird am Freitag kommender Woche, 18 Uhr, als Treffpunkt angegeben, das Ziel ist der Plattenwald. Mehr als 20 000 Personen wurden eingeladen, gut 3000 Zusagen gibt es zurzeit – wenngleich einige der Interessenten auch vor Konsequenzen warnen.
Die Polizei und die Stadt haben die Aktivitäten nämlich im Blick. „Wir werden erneut mit einem Verbot reagieren“, hieß es gestern aus dem Backnanger Rathaus. Und die Polizei will laut ihrem Sprecher „alles daransetzen, dass die Party schon im Vorfeld platzt“. Sollte es dennoch zu einer erneuten illegalen Zusammenkunft kommen, werde man mit „der Lage angepassten Maßnahmen“ reagieren. So nachsichtig wie beim ersten Mal wird es wohl nicht abgehen. Ralf Michelfelder, der Leiter der Waiblinger Polizeidirektion, hat bereits nach dem ersten Event eine härtere Gangart angekündigt. Was das genau bedeutet, will sein Sprecher nicht konkretisieren. Man werde aber sicher schneller eingreifen, die Störer feststellen und aus dem Verkehr ziehen. Denn, das hat Ralf Michelfelder vor zweieinhalb Wochen festgestellt: „Befeuert von Alkohol und angestachelt von einzelnen ,Anheizern‘ sind auf breiter Basis hemmungslos rechtliche, moralische und ethische Grenzen überschritten worden.“