Die Politik ist durch den Missbrauch von Facebook-Daten aufgeschreckt. Doch sie muss jetzt auch reagieren, fordert StZ-Autor Michael Maurer.

Stuttgart - Der Druck auf Facebook nimmt nach dem Skandal um Datenmissbrauch zu. Und der Druck scheint zu wirken. Ob aus schlechtem Gewissen oder bloßem Kalkül: Dass Facebook-Chef Mark Zuckerberg in ganzseitigen Anzeigen bessere Arbeit verspricht, zeugt von Nervosität. Zuckerberg hat auch Grund dazu. Wenn sich massenhaft User abmelden, wenn Firmen ihre Auftritte löschen und die Werbung zurückfahren, gefährdet dies das Geschäftsmodell von Facebook. Denn es besteht darin, den gigantischen Datenhaufen immer weiter zu vergrößern und ihn immer besser ökonomisch zu verwerten.

 

Bisher hat dieses Prinzip trotz aller Kritik perfekt funktioniert, weil User und Werbekunden treu zu Facebook standen und weil die Politik den Konzern weitgehend unbehelligt ließ. Zwar sollte man sich von den aktuellen Absetzbewegungen privater und kommerzieller Nutzer keinen nachhaltigen Effekt versprechen, dazu bietet das Netzwerk beiden Gruppen einen zu großen Nutzen. Doch wenn die Regierungen, aufgeschreckt durch den Missbrauch von Daten für politische Ziele, ernst machen mit strengeren Kontrollen und einem rigideren Datenschutz auch bei mächtigen Konzernen wie Facebook, dann könnte endlich mehr Transparenz geschaffen werden. Dem Geschäftsmodell würde es zwar schaden, der Gesellschaft aber nutzen.