Der Fachkräftemangel im Südwesten greift immer stärker um sich. Nicht nur in der Privatwirtschaft fehlen Arbeitskräfte – auch das Land bekommt eine Vielzahl von Stellen kaum besetzt.

Der Personalmangel macht dem Land Baden-Württemberg schwer zu schaffen: Nach einer Aufstellung des Finanzministeriums, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, waren Anfang des Jahres über 10 600 Beamtenstellen in der Landesverwaltung, Schulen, Hochschulen und nachgeordneten Behörden nicht besetzt. Allein in den Schulen und im Kultusressort blieben gut 3700 Stellen frei, heißt es in der Antwort des Finanzministeriums auf eine FDP-Anfrage. Beim Innenministerium und vor allem bei der Polizei gibt es fast 2280 offene Stellen für Beamtinnen und Beamte. Auch dem Wissenschaftsressort und den Hochschulen fehlt Personal. Dort waren zu Jahresanfang ein Zehntel der knapp 14 300 Stellen nicht besetzt.

 

Das Finanzministerium hat ebenfalls Probleme, seine Stellen zu besetzen - hier geht es auch um fast zehn Prozent der Sollstärke. Vor allem bei der Steuer- und Bauverwaltung dort fehlt Nachwuchs. In der Bauverwaltung konkurriert das Land mit der Privatwirtschaft um Architekten, Ingenieure und Planer. Das Sozialministerium sucht derweil händeringend nach Ärztinnen und Ärzten für die Verstärkung der in der Pandemie schwer geforderten Gesundheitsämter. Im öffentlichen Gesundheitsdienst sind über 270 Stellen nicht besetzt.

FDP wirft Frage nach Sommerarbeitslosigkeit auf

Die FDP-Fraktion hatte die Anfrage gestellt, weil sie sich wunderte, dass die Ministerien bei den Haushaltsverhandlungen ständig neue Stellen beantragen, obwohl längst nicht alle bestehenden besetzt sind. „Insbesondere ist es verwunderlich, warum man angesichts der vielen unbesetzten Lehrerstellen die dort nicht genutzten Gelder nicht dazu verwendet, die Sommerarbeitslosigkeit zu beenden“, sagte Finanzsprecher Stephen Brauer der dpa.

Das Kultusministerium erklärte, in den Schulen seien von den etwa 93 000 Stellen seit Beginn des Schuljahrs etwa zwei bis drei Prozent nicht besetzt. Das sei ein vergleichsweise guter Wert, sagte ein Sprecher. Diese Stellen blieben zwar nominell unbesetzt, doch in der Praxis würden oft Vertretungslehrkräfte eingesetzt. Dafür sei auch extra Geld im Haushalt eingestellt.