Die „Süddeutsche Zeitung“ hat sich von einem freien Mitarbeiter getrennt. Er soll in einer Geschichte eine Protagonistin erfunden haben. Auch „Spiegel“ und „Zeit“ prüfen nun dort erschienene Geschichten des Beschuldigten.
München - Das „SZ Magazin“ der „Süddeutschen Zeitung“ hat die Zusammenarbeit mit einem freien Autor und Kolumnisten beendet. Er hat nach Angaben des Blatts in einer noch nicht veröffentlichten Geschichte eine Protagonistin erfunden. Der Autor habe zugegeben, dass Zweifel an der Geschichte berechtigt seien, teilten die Chefredaktionen beider Titel am Mittwoch in München mit. Sie sehen das als „groben Verstoß gegen die journalistischen Standards“. Das Branchenportal „Meedia“ hatte darüber zuerst berichtet.
Bei der Überprüfung weiterer Texte habe sich herausgestellt, dass „in einer Geschichte des Journalisten fremdsprachige Zitate unsauber wiedergegeben wurden und dadurch Sachverhalte ungenau dargestellt worden sind“. Anhaltspunkte für weitere „schwerwiegende Verstöße“ gegen die journalistischen Standards der beiden Titel habe es nicht gegeben.
„Zeit“ und „Spiegel“ prüfen auch
Der freie Journalist soll auch für andere Medien geschrieben haben. Eine Sprecherin der „Zeit“-Verlagsgruppe erklärte laut „Meedia“: „Wir prüfen intensiv alle Texte des freien Mitarbeiters. Dies geschieht unter Mithilfe des Autors, der uns seine Rechercheunterlagen zur Verfügung gestellt hat. Die Prüfung hält noch an. Bislang haben sich alle Orte, Personen und Ereignisse als real erwiesen.“ Allerdings seien in einem Teil der Texte sachliche Fehler und Ungenauigkeiten aufgefallen.
Im Dezember hatte das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ einen schweren journalistischen Betrugsfall im eigenen Haus aufgedeckt und öffentlich gemacht. Dabei ging es um Fälschungen des Reporters Claas Relotius, der zunächst als freier Mitarbeiter und dann als Redakteur für das Nachrichtenmagazin gearbeitet hatte. Nach „Spiegel“-Angaben hat der Journalist in „großem Umfang seine eigenen Berichte gefälscht und Protagonisten erfunden“. Die neue Chefredaktion um Steffen Klusmann setzte eine Kommission aus internen und externen Experten ein, die den Fälschungen nachgeht.